Todeskind: Thriller (German Edition)
dann schob sie den verdammten Traum von sich und trocknete sich ab. Wie ferngesteuert kämmte sie sich die Haare und putzte sich die Zähne.
Lauf, lauf, lauf. Steig in den Truck. Versteck dich unter der Plane. Sieh zu, dass du wegkommst.
Sie hielt in der Bewegung inne und betrachtete sich stirnrunzelnd im Spiegel. »Hör auf damit«, murmelte sie. »Du machst dich nur selbst verrückt.«
Bronzer. Rouge. Wenn ich sie finde, bringe ich sie Ihnen zurück.
Wimperntusche. Er sieht mich. Der Gasmann sieht mich. Versteck dich. Mach dich unsichtbar.
Sie erstarrte plötzlich, die Hand mit dem Wimpernbürstchen mitten in der Luft, und blickte sich mit weit aufgerissenen Augen an. »O Gott«, flüsterte sie. »Er war da.«
Sie barst durch die Tür, fast wie Joseph es eben getan hatte. Er saß noch genauso auf dem Bett wie einen Moment zuvor, und seine Miene war grimmig.
»Joseph, er wusste es. Der Gasmann wusste es.«
Josephs Blick schoss zu ihr. »Was?«
»Der Gasmann wusste doch, wo Becketts Hütte war. Vielleicht können wir ihn aufstöbern und mit seiner Hilfe die Hütte finden. Und Beckett. Vielleicht ist es noch nicht zu spät für Heather?« Der letzte Satz hing mit einem Fragezeichen in der Luft. Joseph war aufgesprungen und starrte sie mit brennender Intensität an.
Sie blickte an sich herab und stellte fest, dass sie nackt war. Splitterfasernackt. Von oben bis unten. Instinktiv kreuzte sie die Arme über der Brust, aber er kam schon zielstrebig durch den Raum auf sie zu. Behutsam umschloss er ihre Handgelenke und zog daran, bis sie ihren eisernen Griff lockerte, dann hielt er ihr die Arme weg vom Körper und betrachtete sie von Kopf bis Fuß. Sein Atem beschleunigte sich.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit hob er den Blick, sah ihr in die Augen, und sie entdeckte … Verlangen. Bewunderung. Lust.
»Versprich mir«, presste er heiser hervor, räusperte sich und begann erneut: »Versprich mir, dass du dich nicht mehr vor mir versteckst. Denn mir gefällt, was ich sehe. Sehr sogar.« Seine Stimme war nun tief und samtig wie eine Liebkosung. »Versprich es mir.«
Sie schluckte, ohne den Blick von seinem Gesicht abwenden zu können. Und obwohl sie keinen einzigen Faden am Leib trug, während er vollständig bekleidet war, war sie nicht mehr verlegen. »Ich verspreche es.«
Joseph trat näher und küsste sie auf den Hals, während er eine ihrer Hände zu seiner Hose lenkte. Er war hart und bereit für sie. »Noch Zweifel, dass ich die Wahrheit sage?«, fragte er heiser und presste seinen Schritt gegen ihre Hand. Sie schauderte vor Lust.
»Nein, ich denke, du hast deine Aussage hinreichend belegt.«
Voller Begierde zog er eine Linie aus Küssen von ihrem Hals abwärts über ihre Schulter. »Wenn ich nicht in fünf Minuten das Meeting hätte, würde ich dich gegen die Wand drücken, deine Beine um meine Hüften schlingen, in dich eindringen und dich zum Stöhnen bringen.«
Sie stöhnte, obwohl er das nicht tat. Lächelnd machte er sich von ihr los. »Du bist wunderschön, Daphne.«
»Du auch.«
Es klopfte an der Tür zu seinem Zimmer, und er fluchte leise. »Ich hasse Frühaufsteher.« Er drückte ihr einen letzten Kuss auf die Nasenspitze, dann trat er einen Riesenschritt zurück. »Komm nach nebenan, wenn du so weit bist.«
Es klopfte wieder, lauter jetzt, und Joseph schüttelte den Kopf. »Verdammt. Wie soll ich mich gleich bloß konzentrieren?« Er beugte sich durch die offene Verbindungstür, rief: »Ich komm ja schon!«, dann zwinkerte er Daphne zu und verließ ihr Zimmer.
Daphne blinzelte verwirrt, bis ihr wieder einfiel, warum sie splitterfasernackt aus dem Badezimmer gestürmt war. »Joseph. Warte.«
Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu. »Quäl mich nicht, Daphne. Bitte.«
»Das ist nicht meine Absicht, glaub mir. Joseph, der Mann, der Beckett damals das Gas geliefert hat. Der wusste doch, wo die Hütte war. Vielleicht können wir ihn ja ausfindig machen.«
Joseph rieb sich nachdenklich die Stirn. »Nach all den Jahren?«
»Vielleicht klappt es. Es ist ein Ansatzpunkt, und bisher haben wir davon nicht eben viele.«
Er nickte. »Zieh dich an und komm rüber. Wir überlegen uns was.«
Die Tür schloss sich hinter ihm. Daphne atmete langsam aus. Puh. Sie fühlte sich wie elektrisiert. Hungrig. Gierig. Aber sie musste Prioritäten setzen. Die Hütte finden. Heather finden. Beckett und Doug, wer immer er ist, festnehmen und bestrafen.
Und dann … Ein köstlicher Schauder rann über
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