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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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sie die halbe Nacht gearbeitet hat.«
    Warst du dabei oder weißt du das vom Portier?, hätte Joseph am liebsten gefragt, doch er riss sich zusammen. »Was für Immobilien besitzt sie außer dem Haus, der Wohnung der Mutter und der am Hafen?«
    »Eine Farm im Hunt Valley, zwanzig Morgen groß. Maggie wohnt dort und kümmert sich um die Pferde. Der Hof ist ein Alptraum, was die Sicherheit betrifft. Zu viele Zugangsmöglichkeiten und Nebengebäude.«
    »Also vier verschiedene Besitztümer. Aber sie wohnt in Roland Park?«
    »Ja. Viktorianisch, um 1880 gebaut. Es gab keine Alarmanlagen oder etwas in der Art, bis die Millhouses mit ihren Drohungen angefangen haben. Ich habe ein System installiert. Wenn jemand kommt oder geht, erfahre ich davon.«
    »Und wie?«
    »Die Anlage schickt mir eine SMS.«
    Beeindruckend. Maynard kümmerte sich wirklich um Daphne. Das war doch gut, oder etwa nicht? Ja, ja, klar ist das gut, dachte Joseph finster. Dann befahl er seine Gedanken zurück aufs richtige Gleis. Hunt Valley war eine halbe Stunde Fahrt in Richtung Nordwesten entfernt. »Könnte Ford zur Farm gefahren sein?«
    »Ich kann’s mir nicht vorstellen. Und falls doch – mit welchem Auto? Haben Sie schon im Wohnheim nachgehört?«
    »Sein Mitbewohner gibt an, er sei gestern Abend gegangen und nicht zurückgekommen«, sagte Joseph. »Sie müssen meinem Chef Daphnes Adressen durchgeben – am besten per SMS.« Er wählte Bo an. »Joseph hier. Wir brauchen Leute, die in den Wohnheimen nachfragen und zu den Immobilien von Miss Montgomery fahren. Ihr Sicherheitsmanager schickt Ihnen die jeweiligen Adressen. Ich will, dass wir so viele Informationen wie möglich zusammentragen, bis wir mehr wissen.«
    »Also ist es das, was Sie dachten?«, fragte Bo. »Entführung?«
    »So sieht’s leider aus.«

3. Kapitel
    Dienstag, 3. Dezember, 10.45 Uhr
    Daphne umklammerte die Seiten des Waschbeckens in der Damentoilette und schickte ein Dankgebet zum Himmel, dass niemand sonst hier war. So konnte sie sich wenigstens ungestört frisch machen, nachdem sie das bisschen wiederhergegeben hatte, was sie heute Morgen zum Frühstück gegessen hatte – und wahrscheinlich das gestrige Abendessen auch.
    Sie spülte sich den Mund aus und verzog das Gesicht. Ein Königreich für eine Zahnbürste. Stattdessen warf sie sich zwei Tic-Tacs in den Mund. Der scharfe Geschmack der Minze half ihr, sich wieder ein wenig menschlicher zu fühlen.
    Der Adrenalineinbruch hatte sie erwischt, als sie nur noch wenige Schritte von der Tür zum Damenklo entfernt gewesen war, und heftig zitternd und würgend hatte sie es gerade noch in eine Kabine geschafft. Zittern tat sie noch immer, doch der Brechreiz war zum Glück vorbei.
    Während der Chemo hatte sie sich daran gewöhnt, die Übelkeit sowohl mit Medikamenten als auch mit Meditation zu kontrollieren, aber diese Episode hatte sie so unerwartet getroffen, dass ihr keine Zeit mehr geblieben war, sich vorzubereiten. Keine Zeit, kein Om, kein Zen nur … bäh!
    Ich sehe aus wie eine Vogelscheuche. Ihre Perücke hatte zwar Cindys Attacke überstanden, war aber durch die Anbetung der Porzellangöttin mächtig verrutscht. Der straffe, glatte französische Knoten hing ihr halb auf der Stirn, ihr echtes Haar darunter war ein struppiger Wirrwarr, der sich weder bändigen noch kämmen noch glätten lassen würde.
    Sieben Jahre nach der Chemotherapie war ihr Haar noch immer nicht wie früher. Dabei war es einst so prächtig und üppig und glänzend gewesen. Aber diese Zeiten waren vermutlich für immer vorbei.
    Ach, keine Sorge!, hatte ihr jeder versichert, als es ausgefallen war. Das wächst nach. Ja, es war nachgewachsen, aber genau das war das Problem. Als es zu sprießen begann, sah sie zunächst aus wie eine wandelnde Mahnung, sich lieber beim Profi frisieren zu lassen: »Nie wieder Heimdauerwelle – oder wollen Sie so aussehen wie ich?« Mit der Zeit war es weniger strohig geworden, aber von seidig konnte keine Rede sein.
    Sich im Spiegel zu betrachten trieb ihr inzwischen keine Tränen mehr in die Augen. Trotzdem ärgerte sie sich ständig über ihre Haare. Nie ließ sich vorhersagen, in welche Richtung sie sich heute lockten, und sie in eine Frisur zu zwingen, die wenigstens entfernt der Gerichtsetikette entsprach, kostete sie morgens zu viel Zeit. Daher waren die Perücken, die während der Chemo eine Notwendigkeit gewesen waren, zu einer zeitsparenden und nervenschonenden Annehmlichkeit geworden.
    Und irgendwie auch

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