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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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eingeschaltet und verfolgte das Geschehen gemeinsam mit ihren Kunden.
    In einer Boutique zu arbeiten war der Traum ihrer Mutter gewesen, als Daphne noch klein und ihre Mutter ebenfalls alleinerziehend gewesen war. Damals hatte sie in West Virginia Hotelzimmer geputzt, um sich und ihre Tochter durchbringen zu können. Nun besaß Daphnes Mutter ein eigenes Geschäft, und sie war ungemein stolz darauf.
    Aber nicht nur ihre Mutter hatte es weit gebracht. Anwältin zu werden war Daphnes Ziel gewesen, seit sie alt genug gewesen war, um zu wissen, was Gerechtigkeit bedeutete … und was mit Opfern geschah, denen diese Gerechtigkeit verwehrt blieb.
    Daran musst du denken, Daphne. An das Gute, das du tun konntest. Das sind die Rosen, deren Duft du genießen darfst. Heute hatte sie der Gerechtigkeit Genüge getan. Das Gefühl, das sie dabei durchströmt hatte, war machtvoll gewesen. Sie hatte sich mächtig gefühlt. Ich habe Macht!
    Daphne wählte die Nummer ihrer Mutter. Die würde erst dann beruhigt sein, wenn sie Daphnes Stimme hörte. Daphne ging es mit Ford nicht anders. Ihn rufe ich direkt danach an.
    »Mama, ich bin’s«, sagte sie, als ihre Mutter den Anruf annahm. »Mir geht’s gut.«
    »Daphne! Ich habe mir solche Sorgen gemacht.«
    Daphne zog die Stirn in Falten. »Mama – weinst du?«
    »Aber nein, was denkst du denn?«, antwortete sie mit einem entrüsteten Schnauben.
    Natürlich weinte sie. Aber Simone Montgomery hätte das niemals zugegeben, nicht einmal in den seltenen Momenten, in denen andere sie tatsächlich weinen sahen. Vor allem dann nicht. »Nein, natürlich nicht«, sagte Daphne mit entschuldigendem Unterton. »Wie dumm von mir.«
    »In den Nachrichten hieß es, jemand wurde mit einem Messer verletzt.« Das war Maggie, die beste Freundin ihrer Mutter. Und meine Mentorin, Lehrerin, Vertraute. Retterin. »Bist du auch verletzt worden?«
    »Nein, alles okay, Maggie. Ich bin bloß ein bisschen zerzaust, aber das wird schon wieder.«
    »Aber sicher wird es das«, sagte Maggie nüchtern. Dann wurde ihre Stimme sanfter. »Soll ich das Licht in der Scheune für dich anlassen?«
    Daphne ließ ihre Gedanken abdriften, bis sie leises Wiehern hörte und den Duft nach Heu wahrnahm. Als sie noch ein kleines Mädchen in West Virginia gewesen war, war sie immer dann, wenn sie nicht mehr weitergewusst hatte, in den Stall gegangen, um Maggies Pferde zu striegeln und ihnen ihre schlimmsten Ängste und dunkelsten Gedanken in die Ohren zu flüstern. Sie hatten ihr immer zugehört und sie nie verraten, sie niemals kritisiert, niemals drangsaliert. Daphne hatte viele Panikattacken überstanden, indem sie Pferde gestriegelt hatte.
    Als sie Jahre später krank geworden war, war ihre Mutter nach Baltimore gezogen, um sich um sie kümmern zu können, und irgendwann war Maggie mit den Pferden einfach nachgekommen. Nun hatte Maggie einen neuen Stall nicht weit von Daphnes Haus entfernt, und Daphne fuhr hinaus, so oft sie konnte. Obwohl sie nicht immer ritt, striegelte sie jedes Mal die Pferde.
    Es war über die Jahre hinweg nicht immer möglich gewesen, in die Stille des Stalls zu fliehen, daher hatte sie gelernt, im Geist dorthin zu gehen. Es war ihre ganz private Version von Meditation, und es hatte in Krankenhausräumen funktioniert, in Hörsälen und seit neuestem auch in ihrem Büro bei der Staatsanwaltschaft, wo ihr Terminkalender immer voller, ihr Zeitmanagement immer straffer wurde.
    Und nun funktionierte es wieder, merkte sie, denn ihr Puls ging beinahe auf Normalmaß zurück. Heute würde sie wirklich den Stall aufsuchen. Die Atempause habe ich mir verdient.
    »Es könnte spät werden, Maggie«, sagte sie, »aber ich komme.«
    »Gut. Reese lässt mich zwar auf sich reiten, hält aber immer nach dir Ausschau.«
    Reese war Daphnes Pferd, eine Stute, die sie und Maggie vor vielen Jahren gerettet hatten. Das Tier war inzwischen wieder gesund und kräftig und liebte einen ruhigen Ritt durchs Gelände. »Ich freu mich drauf. Jetzt, da die Verhandlung endlich vorbei ist, habe ich wieder mehr Zeit für sie.« Und für mich auch. Sie musste unbedingt ein wenig auftanken, bevor der nächste große Fall auf ihrem Tisch landete und es erneut hektisch wurde.
    »Wir haben das Urteil im Fernsehen gesehen«, meldete sich wieder ihre Mutter zu Wort. »Und wir sind sehr stolz auf dich.« Ihre Stimme klang ein wenig brüchig, und Daphnes Augen begannen zu brennen.
    »Danke, Mama. Hört mal, ich muss mich für die Kameras ein bisschen

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