Todeskind: Thriller (German Edition)
Mädchen.
Joseph blieb stehen, als Deacon auf die Füße kam. Sein Laptop war aufgeklappt.
»So, alles eingerichtet«, sagte Deacon. »Von hier aus kannst du alles sehen.«
Deacon hatte eine Faseroptikkamera unter dem Türspalt hindurchgeschoben, und nun sahen sie Daphne auf dem Boden der Garage sitzen. Doug hockte neben ihr und hielt ihr die Pistole an den Kopf. Sie wirkte sehr bleich und warf ab und an einen verstohlenen Blick zu der noch immer offen stehenden Falltür. Joseph dachte an ihren wiederkehrenden Alptraum: ein gähnendes finsteres Loch und Beckett, der sie hineinstieß.
»Solange er da sitzt, können wir ihn nicht ins Fadenkreuz nehmen«, murmelte Joseph.
»McManus meint, Doug muss mindestens einen Meter vom Fenster weg sein, damit der Winkel stimmt. Durch die Wände können wir nicht gehen. Sie sind aus Beton.«
Der Detective aus Wheeling hatte eine Scharfschützenausbildung und saß bereits in einem Baum mit ungehinderter Flugbahn durch das Fenster, es musste ihnen nur noch gelingen, Doug etwas zur Seite zu bewegen. Joseph hatte außerdem Kate aus dem Hotel herbeizitiert. Sie war ihre beste Schützin.
»Wir müssen ihn ablenken, müssen irgendwie seine Aufmerksamkeit wecken«, sagte Joseph. Sein Handy summte in seiner Tasche, und er fuhr zusammen und stieß einen unterdrückten Fluch aus. Er war viel zu angespannt. Aber zu sehen, wie man dieser Frau – seiner Frau – eine Waffe an den Kopf hielt …
Der Anblick brachte ihm Erinnerungen zurück, die er im Moment gar nicht gebrauchen konnte, denn sie hinderten ihn daran, klar zu denken und ruhig zu bleiben. Sein Herz hämmerte wild.
»Carter«, sagte er barsch ins Telefon.
»Clay hier. Ich habe von J.D. die Sache mit Daphne gehört. Was ist los bei euch da oben?«
Joseph starrte auf den Laptopbildschirm. »Er hat sie in die Garage gezerrt, sitzt mit ihr am Boden und hält ihr eine Pistole an die Schläfe.«
»Scheiße. Verdammte Scheiße.«
»Was haben Sie für uns?«, fragte Joseph ungeduldig.
»Cole Lynch. J.D. sagt, er könnte für Ihren Burschen wichtig sein.«
Joseph richtete sich abrupt auf. »Wo sind Sie?«
»In der Tiefgarage von Daphnes Wohnhaus. Die Security hat mir gemeldet, dass sich Kimberly MacGregor am späten Morgen angemeldet hat. Wir haben sie schlafend in Daphnes Wohnung gefunden.«
»Verdammt noch mal. Wie ist sie denn dahin gekommen? Wer ist jetzt bei ihr?«
»Paige wartet mit ihr auf den Krankenwagen, den wir gerufen haben. Das Mädchen macht keinen Ärger. Sie ist in dem schwarzen Transporter hergekommen. Und der steht hier, auf Daphnes Stellplatz. Auf der Ladefläche unter ein paar Decken lag Cole Lynch, gefesselt und geknebelt. Er behauptet, Doug hätte Kimberly bei ihnen zu Hause gefangen gehalten. Es muss da wohl einen echten Bunker geben, das muss man sich mal vorstellen. Der Junge hat Kimberly dort entdeckt, aber sie hat ihm eins mit einer Schaufel übergebraten und den Van geklaut. Er nennt Doug ›Mitch‹.«
»Dougs echter Name lautet Mitchell Douglas Roberts«, erklärte Joseph.
»Cole hat uns gesagt, dass das Haus und das Grundstück seiner Großtante Betty Douglas gehörte, das scheint also zu stimmen.«
»Wie ist Kimberly in Daphnes Wohnung gekommen?«
»Sie hatte Fords Schlüssel. Kimberly hat Paige erzählt, dass sie nur ein wenig schlafen wollte, um anschließend nach ihrer Schwester zu suchen.«
»Hat sie auch von Daphnes Tellerchen gegessen und ihr Stühlchen zerbrochen?«, fragte Joseph mit beißendem Sarkasmus.
»Nein, dafür hat sie Daphnes Safe geöffnet und geleert«, antwortete Clay trocken. »Alec hat eine von Dougs Kameras in der Klimaanlage gefunden und Paige Bargeld und Schmuck in Kimberlys Tasche.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass Doug auf diese Art an Fords Rolex gekommen ist.«
»Ja, würde mich nicht überraschen. Jedenfalls haben wir einen Krankenwagen geholt, weil sie eine entzündete Stichwunde im Oberschenkel und hohes Fieber hat. Ich habe J.D. angerufen, um ihm mitzuteilen, dass sie hier ist, weil ich dachte, er wollte vielleicht die Verhaftung vornehmen, aber er hatte etwas anderes Dringendes zu tun und war unterwegs, also schickt er uns jetzt einen anderen Detective.«
»Was hatte er denn Dringendes zu tun? Kriegt seine Frau endlich das Baby?«
»Schön wär’s. Nein, er ist unterwegs zu Dougs Haus.«
» Was? Wie hat er denn die Adresse herausgefunden?«, explodierte Joseph. »Warum hat er mir eben nicht gesagt, dass er weiß, wo es liegt?«
»Weil Sie
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