Todeskind: Thriller (German Edition)
seinem Auto in Deckung ging, als sie vorbeikamen. Sie hatte ganz vergessen, dass er auch noch da war.
»Ich will ein Auto!«, rief Doug. Daphne hörte die Verzweiflung in seiner Stimme. »Geben Sie mir den Schlüssel. Sofort.«
»Das kann ich nicht tun, Mitchell«, sagte Joseph ruhig. »Das wissen Sie. Lassen Sie sie gehen, und wir unterhalten uns.«
»Ich will mich nicht unterhalten. Ich bring sie um!«
»Und dann bringen wir Sie um«, sagte Joseph. »Oder aber – was vielleicht noch schlimmer ist – wir schicken Sie zurück ins Gefängnis. Glauben Sie wirklich, die drei Jahre, die Sie gesessen haben, sind hart gewesen? Na, dann überlegen Sie mal, wie es wird, wenn Sie den Rest Ihres Lebens dort verbringen dürfen.« Er neigte den Kopf zu einer Seite und musterte ihn. »Aber egal, wie es ausgeht – wer kümmert sich um Cole?«
Doug fuhr wieder zusammen. Daphne spürte im Rücken, wie er erschreckt die Luft einzog. »Niemand wagt es, meinen Bruder anzufassen.«
»Das haben wir auch nicht vor. Aber er wird wohl in eine Pflegefamilie kommen. Und Sie sehen ihn nie wieder. Es sei denn, Sie verständigen sich mit uns. Und zwar jetzt.« Joseph trat einen Schritt vor.
Doug wich zurück und zog Daphne mit sich. »Schnauze!« Er stieß gegen die Wand der Garage und erstarrte. Sein Arm schloss sich nun so eng um ihren Hals, dass sie kaum noch Luft bekam. »Diese Frau bedeutet Ihnen was, nicht wahr, Agent Carter? Streiten Sie es nicht ab. Sie wollen sie.« Seitwärts schob er sich auf die Tür zu, die noch immer offen stand. »Und wenn Sie sie noch einmal im Arm halten wollen, dann gehen Sie endlich zurück! Verschwinden Sie!«
Das tat Joseph nicht. Aber er kam auch nicht näher. Doug zerrte Daphne, der aus Sauerstoffmangel schon die ersten schwarzen Punkte vor den Augen tanzten, in die Garage.
»Sie wollen sie zurückhaben, Carter? Verschaffen Sie mir ein Auto. Fahren Sie es her, lassen Sie den Schlüssel stecken und schicken Sie die Bullen weg. Dann lasse ich sie frei.«
Das Letzte, was sie sah, bevor die Tür zugeworfen wurde, war Josephs Gesicht. Doug wich weiter zurück, bis sie an der Wand mit dem Fenster waren. So würde auch kein Scharfschütze einen Treffer landen können. Verdammt.
Endlich lockerte er den Griff um ihren Hals, und sie schnappte gierig nach Luft, doch der Verwesungsgeruch ließ sie würgen. »Wozu das mit der Katze?«, fragte sie ihn.
»Um dich leiden zu sehen«, sagte er.
Seine Direktheit schockierte sie. Dennoch fühlte sie sich überraschend ruhig. Ford war in Sicherheit. Ich dagegen … bin das wohl eher nicht. Ja, sie hatte entsetzliche Angst, doch ihr Verstand war klar. Mein Sohn hat nichts zu befürchten.
Aber Dougs Mutter ist tot. »Ich kann mich an Ihre Mutter erinnern«, sagte sie und schrie auf, als er die Waffe so hart gegen ihre Schläfe rammte, dass sie Sterne sah.
»Wag es nicht, über meine Mutter zu reden.«
»Ich verstehe nicht … warum tun Sie das dann? Sie wollen doch, dass ich verstehe, nicht wahr? Immerhin haben Sie ziemlich sorgfältig geplant, um mich hierherzulocken.«
»Das weißt du.«
»Ich glaube zu wissen, warum Sie glauben, wütend auf mich sein zu müssen.«
»Ach ja?«, säuselte er.
»Doug, wenn Sie wollen, dass ich weiß, warum das alles hier geschieht, dann wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt, es mir zu erklären.«
»Wir können im Auto noch genug reden«, erwiderte er kalt.
Sie hätte nicht sagen können, ob er nur sarkastisch war oder ernsthaft glaubte, dass Joseph ihn davonfahren ließ. Aber es spielte ohnehin keine Rolle, denn Joseph würde Doug niemals davonfahren lassen.
Joseph würde sich etwas einfallen lassen. Meine Aufgabe ist es, ruhig zu bleiben, bis das geschehen ist. Die Cops versuchten mit Sicherheit, den richtigen Moment abzupassen, um die Garage zu stürmen. Ich muss aufpassen, abwarten und mich bereithalten, um wenigstens für Sekunden von ihm wegzukommen. Mehr würden sie nicht brauchen.
Donnerstag, 5. Dezember, 15.00 Uhr
Joseph marschierte vor der Garage auf und ab und versuchte die Beherrschung zu bewahren. Sie waren nun seit einer Viertelstunde dort drinnen, ohne dass er ein Geräusch gehört hätte. Sie konnte bereits tot sein. Er hatte zugelassen, dass Doug sie sich in aller Seelenruhe hatte schnappen können. Was ist bloß los mit mir?
Immerhin war es Doug nicht gelungen, in den Wagen zu steigen – Tasha sei Dank. Nun lag der Hund in Lauerstellung vor der Garagentür.
Ich weiß, wie du dich fühlst,
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