Todeskind: Thriller (German Edition)
die Familie ins Gefängnis wandert? Und vor allem: Wo mag es sein?«
»Vielleicht genau dort, wo auch Ford und Kim sind«, überlegte Deacon.
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, sagte Joseph. »Wir müssen herausfinden, wo das Baby ist, falls es denn existiert. Im Haus der Familie Millhouse ist es jedenfalls nicht.«
»Ich setze ein Team von Detectives darauf an«, sagte Hyatt. »Sie können in den Krankenhäusern nachfragen, um herauszufinden, wo es zur Welt gekommen ist.«
»Danke«, erwiderte Joseph. »Hat jemand noch etwas anderes?«
»Ja, ich«, meldete sich Hector zur Wort. »Etwas, das für meinen Geschmack zu groß für einen Zufall ist. Ford ist nicht die erste Person in der Familie, die verschleppt wurde. Vor knapp dreißig Jahren sind Daphne und eine Cousine entführt worden. Daphne war acht, ihre Cousine siebzehn. Die Leiche der Cousine wurde ungefähr einen Monat später in einem anderen Bundesstaat gefunden.«
Joseph starrte stirnrunzelnd auf den Lautsprecher. Ein kalter Schauder rann ihm den Rücken hinab. »Das ist in der Tat ein zu großer Zufall. Warum hat sie das bisher nicht erwähnt?«
»Ich hatte den Eindruck, dass sie das Erlebnis ziemlich gut verdrängt hatte, aber als sie ihr Haus betrat, kam es offenbar zu einem heftigen Déjà-vu. Einen Moment lang habe ich befürchtet, dass sie ohnmächtig wird. Als ich sie später fragte, was mit ihr los war, erzählte sie, am Abend, als der Sheriff sie nach Hause gebracht hätte, seien ebenfalls alle wie heute versammelt gewesen und es habe sich um einen der Fälle gehandelt, in denen ›der Böse davonkommen konnte‹. Sie und ihre Mutter sprachen darüber, ohne wirklich darüber zu sprechen, wenn Sie wissen, was ich meine. Es war verdammt gruselig.«
Josephs Gedanken wirbelten wild durcheinander, als sein Unterbewusstsein eine Salve unterschiedlichster Gefühle abfeuerte. Hilflose Wut war die Reaktion, die alle anderen überlagerte. Daphne ist entführt worden. Der Gedanke bereitete ihm Übelkeit. Dass sie so heftig auf die Erinnerung an ihre eigene Heimkehr reagiert hatte, machte ihn erst recht wahnsinnig. Man hat ihr etwas angetan. Mein Gott, sie war doch erst acht.
Der Mann in ihm wollte auf etwas einprügeln. Auf irgendjemanden. Egal, wen!
Aber der Polizist in ihm blieb gelassen. Als Kind war sie entführt worden und nun auch ihr Sohn? Wie standen statistisch betrachtet die Chancen, dass es sich um ein zufälliges Zusammentreffen zweier voneinander unabhängiger Ereignisse handelte? Wahrscheinlich wurde man eher von einem Blitz erschlagen. Die beiden Verbrechen mussten irgendwie zusammenhängen. Er spürte es. Aber wie? Und warum?
Und dann war da noch das Opfer in ihm, das verblüfft blinzelte. Auch sie war entführt worden? Ernsthaft? Also das war … wow! Als er ihr zum ersten Mal begegnet war, hatte er gewusst, dass sie die eine für ihn war. Sie hatte ihn angezogen wie ein Magnet. War das der Grund gewesen? Hatte er es gespürt?
Er räusperte sich. »Das sehen wir uns genauer an, Hector. Sie und Kate reden weiterhin mit Daphne und ihrer Mutter. Schauen Sie, was Sie in Erfahrung bringen können. Wir brauchen so viele Informationen wie möglich.«
»Alles klar«, antwortete Hector. »Übrigens waren zwei Gäste bei ihr zu Hause, zwei alte Freunde. Einer war der ehemalige Sicherheitschef ihres Ex-Mannes und ihr einstiger Bodyguard – sein Name ist Hal Lynch. Der andere ist ein gewisser Scott Cooper. Pferdepfleger und Springtrainer ihres Sohnes, der anscheinend Turniere reitet. Beide sind eindeutig Vaterfiguren für Ford.«
Joseph notierte sich die Namen für den Fall, dass sie eine Einschätzung von Fords Kindheit aus männlicher Sicht brauchten. Er misstraute beiden Männern aus Prinzip, wusste jedoch, dass hier die Eifersucht sprach. »Wenn schon die Vaterfiguren da sind … was ist mit seinem biologischen Vater? Wie gut ist der Kontakt?«
»Na ja …« Hector zögerte. »Der Vater ist Travis Elkhart, ein Richter, der aus einer stinkreichen Familie stammt. Und mit reich meine ich, mit hochnäsigem Butler und allem Drum und Dran. Elkhart und seine Mutter haben am Telefon sofort Daphne die Schuld für Fords Entführung gegeben. Bisher hat aber keiner von beiden den Versuch gemacht, Daphne zu kontaktieren.«
Joseph hätte am liebsten mit den Zähnen geknirscht, aber er beherrschte sich. Ihr die Schuld zu geben … als müsste sie selbst nicht das Schlimmste durchmachen. »Wir schicken einen Techniker zu den Elkharts,
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