Todeskind: Thriller (German Edition)
aus, bis wir handfeste Beweise für das Gegenteil haben«, widersprach Joseph mit fester Stimme. »Am Tatort ist keine Waffe gefunden worden, aber wir wissen, dass ein Messer eingesetzt wurde – definitiv gegen Zacharias, vielleicht auch gegen Kim. Lieutenant Hyatt, können wir die Gullys in der Umgebung des Tatorts überprüfen lassen, ob er es vielleicht auf der Flucht weggeworfen hat?«
Hyatt nickte mit seinem glänzenden Kahlkopf. »Sozusagen schon geschehen.«
Joseph wandte sich an Brodies Gegenstück. »Drew, Sie haben alle Waffen mitgenommen, die wir in Millhouse’ Kofferraum gefunden haben, richtig? Sind Messer dabei?«
»Ungefähr fünfzehn. Außerdem zehn Sturmgewehre und zwei Pistolen. Wenn die Forensik die Autopsiefotos freigibt, können wir nachsehen, ob eines der Messer zu der Wunde passt.«
Brodie betrachtete das Foto von dem Messer, mit dem Reggie im Gericht angegriffen hatte. »Quartermaine wird es uns genau sagen, aber mir scheint, dass Zacharias’ Kehle mit einer nicht gezahnten Klinge von ungefähr dieser Schnitttiefe durchtrennt wurde. Im Grunde könnte es dasselbe Messer sein.«
»Ja, daran habe ich auch schon gedacht«, gab Joseph zu. »Es kommt mir nur sehr … sauber vor. Vielleicht können wir ja etwas darauf finden. Was Abdrücke angeht, sind wir ziemlich sicher, dass es George, Reggie und Cindy in den Fingern hatten.«
»Daphne ebenfalls«, ergänzte Grayson. »Reggie hatte es fallen lassen, und Daphne brachte es an sich, während die Deputys ihn zu überwältigen versuchten. Sie ist einfach mitten ins Handgemenge gekrabbelt.«
Das Bild, das vor Josephs innerem Auge auftauchte, zog ihm die Eingeweide zusammen, obwohl er gleichzeitig einen albernen Stolz verspürte. »Diese Frau ist dreister, als gut für sie sein kann«, brummelte er.
»Jedenfalls werden wir jeden Quadratmillimeter absuchen«, versprach Peterson.
»Gut.« Joseph musste an all die Aspekte denken, die sie noch nicht angesprochen, geschweige denn untersucht hatten. »Kim hat gestern Abend gegen sieben eine SMS bekommen, die vermutlich mit der Entführung ihrer Schwester zusammenhing. Falls Kim die Aufgabe hatte, Ford in die Falle zu locken, hatte sie ihn offenbar um elf dort, wo er sein sollte. Kurz zuvor war nämlich der Film zu Ende.«
»Dann blieben demjenigen, der sich die Schwester geschnappt hat, vier Stunden Zeit, um die Kleine wegzusperren und zu dieser Gasse zu kommen«, bemerkte Deacon. »Philadelphia ist zwei Autostunden entfernt, also kann sich das Mädchen höchstens in einem Umkreis von zwei Autostunden von der Stadt entfernt befinden.«
»Es sei denn, er hatte sie dabei«, gab J.D. zu bedenken. »Er kann sie auch später irgendwo eingesperrt haben.«
»Stimmt«, sagte Deacon nachdenklich. »Dann hätte er auf jeden Fall ein ziemlich großes Fahrzeug gebraucht. Kim und ihre Schwester sind wohl eher klein, aber Ford ist ein großer Kerl. Wie hat der Entführer die beiden aus der Gasse geschafft? In einem Van? Einem Wagen mit sehr großem Kofferraum? Ist Bill Millhouse’ Auto groß genug?«
»Das haben wir bereits untersucht«, sagte Brodie. »Bisher haben wir kein Blut gefunden, und sowohl Ford als auch Kim müssen geblutet haben, als er sie rausgeschafft hat.«
»Außerdem ist der Kofferraum zu klein«, fügte Peterson hinzu. »Millhouse hätte arge Probleme gehabt, Ford darin zu verstauen, selbst wenn er kein ganzes Waffenarsenal transportiert hätte. Damit hätte er im Übrigen locker ein Massaker anrichten können.«
»Und es hätte sehr viel schlimmer kommen können«, fügte Bo ruhig hinzu, »wenn J.D. nicht bemerkt hätte, wie auffällig unauffällig sich Bill Millhouse benahm.«
»Und wenn Stevie nicht Marina erschossen hätte«, fügte J.D. schroff hinzu.
Joseph dachte an das Mädchen, das noch im Teenageralter gewesen war. »Als Daphne sah, dass Marina tot war, fiel ihr sofort das Ungeborene ein. Während der Verhandlung war Marina hochschwanger, aber heute hat sie nur ein Kissen unter der Kleidung getragen.«
»Wir waren ohnehin davon ausgegangen, dass sie ihr Baby schon bekommen hat«, sagte J.D. »Während der letzten Prozesstage war sie nämlich nicht anwesend.«
»Vielleicht war sie ja nie schwanger«, schlug Deacon vor.
»Quartermaine wird es uns genau sagen können, aber sie sah so aus, als hätte sie vor kurzem ein Baby bekommen. Wenn wir davon ausgehen, dass es keine Totgeburt war, muss das Kind irgendwo sein. Wer wird sich darum kümmern, jetzt, da Marina tot ist und
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