Todeskind: Thriller (German Edition)
damit das Telefon überwacht werden kann. Es ist immer noch möglich, dass es hier um Lösegeld geht. Wenn es sonst nichts mehr gibt, reden wir später weiter. Ich habe eine Verabredung mit der Familie Millhouse.«
Dienstag, 3. Dezember, 15.05 Uhr
Daphne atmete tief ein, als sie ihr Zimmer verließ. Mama backt Zimtwecken. Ihre Mutter musste immer kochen oder backen, wenn sie aufgeregt war. Und wie es sich anhörte, hatten sich alle anderen ebenfalls in der Küche versammelt.
Alle, bis auf die beiden Agents, die in ihrem Wohnzimmer auf einen Anruf des Täters warteten, die beiden Polizisten, die auf ihrem Grundstücke patrouillierten, und Clay.
Er stand am Fenster, das nach vorne hinausging, und blickte in den grauen Himmel. Sein gutaussehendes Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Selbst an ganz normalen Tagen machte sich Daphne Sorgen um ihn.
Heute würde sie sich noch viel mehr Sorgen um ihn machen. Denn dann musste sie wenigstens nicht daran denken, dass Ford bei dieser Kälte vielleicht irgendwo draußen war. Die Meteorologen sagten eine bitterkalte Nacht voraus. Er könnte erfrieren und … Nein, ich werde jetzt nicht daran denken. Ich mache mir lieber Sorgen um Clay.
»Ich finde, dieser Tag hat das Potenzial, auf der Hitliste der größten Scheißtage aller Zeiten ganz nach oben zu kommen«, sagte sie. »Oder wie siehst du das?«
»Da stimme ich dir aus ganzem Herzen zu«, antwortete Clay, ohne sie anzusehen.
Sie zupfte am Ärmel seines schwarzen T-Shirts. »Bist du kurzfristig wieder zurück in den Dienst getreten?«
Er blickte auf seine Brust hinab, auf der in fetten Buchstaben BPD stand, und zuckte die Achseln. »J.D. hatte das Hemd im Wagen liegen. Meins ist kaputt.«
»Du hast es zerrissen, um Stevies Blutung zu stoppen. Ja, ich hab’s gesehen. Ist sie schon raus aus dem OP?«
»Nein.« Ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Und eigentlich ist sie schon viel zu lange da drin.«
Behutsam berührte sie seinen Arm. Er zuckte zusammen, wich aber nicht zurück, also ließ sie ihre Hand dort. »Wenn es schlechte Nachrichten gäbe, wüssten wir sie schon. Du hast ihr wahrscheinlich das Leben gerettet. Sie wäre verblutet, wenn du ihr nicht so schnell geholfen hättest.«
Clay schwieg eine lange Weile. »Sie heißt Kimberly MacGregor.«
»Fords Freundin? Ich weiß. Er hat mir von ihr erzählt.« Sie rieb sich die Schläfe. Die Kopfschmerzen wurden schlimmer.
»Ich glaube nicht, dass er dir auch nur annähernd genug erzählt hat.«
»Clay, ich habe nicht die Energie zum Rätselraten. Wenn du mir was sagen willst, dann sag es einfach.«
»Sie ist vorbestraft, Daphne. Schwerer Diebstahl. Du hast sie vor Gericht gebracht.«
Daphne fiel die Kinnlade herab. »Was?«
»Sie hat aus einem Haus, in dem sie putzte, einen Diamantring gestohlen. Du hast bewirkt, dass sie fünfhundert Stunden Sozialdienst bei zwei Jahren Bewährung aufgebrummt bekam. Ich nehme an, dass Ford nichts davon wusste. Er ist ja nicht gerade der Typ, der sich mit Kriminellen abgibt.«
»Nein, das ist er in der Tat nicht.« Kalte Wut machte sich in ihrem Inneren breit. »Und wann genau hast du das herausgefunden?«
»Vorhin. Ich habe sie überprüft.«
»Das heißt, du hast das vorher versäumt?« Mit jedem Wort wurde ihre Stimme lauter. Bewusst reduzierte sie sie zu einem Zischen. »Zacharias beschattet Ford seit zwei Wochen, und du hast nicht einmal das Mädchen überprüft, mit dem er zusammen ist?«
»Er hat gesagt, er hätte es getan.«
Sie versuchte, ruhig zu bleiben. Sie wusste, dass Clay unmöglich alles kontrollieren konnte, was seine Angestellten taten – und es auch nicht wollte. Und vielleicht hat es auch gar keine Bedeutung. »Also hat sie eine Vorstrafe. Kein Wunder, dass sie nicht heiß drauf war, der Mutter ihres Freundes, die zufällig Staatsanwältin ist, vorgestellt zu werden.«
»Ihre kleine Schwester wird ebenfalls seit gestern vermisst. Pamela. Sie ist vierzehn.«
Daphne öffnete den Mund, doch sie brachte kein Wort heraus. Ruhig. Einfach weiteratmen. »Und?«
Clay straffte die Schultern. »Kimberlys Französischlehrer hat keinen Film als Hausaufgabe aufgegeben.«
Atmen! »Sie … sie hat meinen Sohn in eine Falle gelockt?«
»Ich denke ja.«
O Gott. O Gott! »Das ändert alles«, sagte sie ruhig.
»Es tut mir …«
»Wag es ja nicht, mir zu sagen, dass es dir leidtut«, brachte sie mühsam hervor. Der Zorn ließ ihre Stimme beben. »Das hier hätte vermieden werden können, wenn dein
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