Todeskleid: Thriller (German Edition)
erfolgreich bei deiner Suche nach den alten Zeugen?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
»Nein, nicht besonders. Einige sind weggezogen, einige schon tot, unter anderem auch der Sicherheitsmann, der uns damals das Alibivideo ausgehändigt hat. Aber Rex McCloud habe ich gefunden.«
»Dann sollten wir ihn vielleicht zuerst besuchen, für den Fall, dass er versucht, sich aus dem Staub zu machen.«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht wir. Ich rede mit ihm. Du kommst mir nicht in seine Nähe.«
Sie setzte sich zurück. »Und warum nicht?«
»Weil du nicht … offiziell mit diesem Fall betraut bist.«
»Aber du, Mr. Betrugsabteilung?«
Er verdrehte die Augen. »Rex McCloud wird sich nicht aus dem Staub machen. Er steht seit seiner letzten Verurteilung unter Hausarrest. Und da er nun kein Alibi mehr für die Mordnacht hat, steht er auf der Liste der Verdächtigen ganz oben. Aber ich muss auch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen und mich nicht ausschließlich auf Rex konzentrieren.«
»Weil seine Familie viel Macht besitzt?«
»Auch das«, gab er zu. »Seine Familie macht einem die Ermittlungen ziemlich schwer, sogar wenn man offiziell von der Staatsanwaltschaft geschickt wird.«
»Vielleicht ist es einfacher, wenn man nicht offiziell von dort kommt«, wandte sie ein. »Du musst nicht befürchten, irgendwelchen stinkreichen Wahlkampfspendern auf die Zehen zu treten, sondern kannst ohne Umschweife fragen.«
»Das stimmt. Aber wenn ich auf Zehen trete, dann möchte ich die richtigen erwischen. Die meisten Kids im Pool waren Sprösslinge reicher Leute. Falls es einer von den Gästen war und das echte Video zeigt, wie er sich auf irgendeine Weise mit Crystal beschäftigt, haben die Eltern vielleicht McClouds Sicherheitsmannschaft bestochen.«
Das war möglich. »Warum fangen wir dann nicht mit Crystal an?«, fragte sie. »Sie ist aus einem bestimmten Grund zu dieser Party gegangen. Sie hat alles darangesetzt, um eingeladen zu werden, hat sogar einen falschen Namen benutzt. Dann ist sie endlich dort und mischt sich nicht unters Volk. Vielleicht kannte jemand ihre wahre Absicht. Sie hat damals mit ihrer Schwester zusammengewohnt. Möglicherweise hat sie ihr etwas verraten.«
»Ich habe vor fünf Jahren mit ihrer Schwester gesprochen. Sie wusste nichts.«
»Grayson, wer sagt denn, dass die Person, die Jorge Delgado dazu gebracht hat, den Mund zu halten, nicht auch Crystals Schwester oder irgendeinem anderen Zeugen Angst eingejagt hat? Wer sagt, dass sich Menschen und Situationen in fünf Jahren nicht ändern können? Wir müssen wissen, warum Crystal auf der Party war, und im Augenblick ist die direkte und einzige Verbindung ihre Schwester.«
»Ich habe schon bei ihrer alten Adresse angerufen, aber in dem Haus wohnt sie nicht mehr.«
»Als du angerufen hast«, begann Paige sanft, »hast du dich als jemand vom Staatsanwaltsbüro gemeldet. Ich wäre vielleicht auch nicht ehrlich zu dir, am wenigsten, wenn ich vorher schon gelogen hätte.« Er zögerte noch immer, und sie glaubte zu wissen, warum. »Wenn du die richtigen Beweise gehabt hättest, dann hättest du ihrer Schwester Gerechtigkeit verschafft. Es gibt nichts, dessen du dich schämen müsstest.«
Seine Augen blitzten, aber er erwiderte nichts, also stand sie auf. »Komm«, sagte sie. »Suchen wir Crystals Schwester. Wenn sie wirklich umgezogen ist, dann stöbern wir sie schon auf.«
Er nickte steif. »Muss der Hund vorher noch raus?«
»Es ist schon ein Weilchen her, dass er draußen war. Ich gehe besser kurz mit ihm.«
»Nein!«, entfuhr es ihm. »Ich will nicht, dass du dich in der Öffentlichkeit zeigst.«
»Grayson, du hast dem Schützen ins Auge geblickt. Er wird auch hinter dir her sein.«
»Glaube ich nicht. Er hätte mich gestern locker abknallen können, aber er hat es nicht getan. Der Bursche, der dich überfallen hat, wird es dagegen vielleicht wieder versuchen.«
Ein Schauder rann ihr über den Rücken. »Ich habe heute Morgen mit Detective Perkins gesprochen. Es gibt keine Spuren. Das Messer war sauber, keine Abdrücke.«
»Ich weiß. Stevie hat’s mir erzählt.«
»Vielleicht hat er nicht einmal was mit dem Fall Muñoz zu tun, und wir finden nie heraus, wer er war.« Sie berührte ihren Hals. »Nun, auch damit kann ich leben, es wäre ja nicht das erste Mal.«
»Du hattest mir gar nicht erzählt, dass einer von den vier Kerlen, die euch vergangenen Sommer überfallen haben, nie gefasst worden ist.« Er legte die Hand an ihre Wange,
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