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Todeskleid: Thriller (German Edition)

Todeskleid: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskleid: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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aber das Lächeln war dasselbe. Die grünen, ernsten Augen auch.
    Es musste sich um seine Mutter handeln, die ihn eindeutig liebte. Paige musste sich nicht fragen, ob er wusste, wie glücklich er war. Sie hatte die Dankbarkeit und den Respekt in seiner Stimme gehört, als er von ihr gesprochen hatte. Und das Bedauern, als er im Auto jenes Telefonat geführt hatte, das Paige niemals hätte belauschen sollen.
    Sie griff nach dem letzten von Graysons Fotos. Das Bild war nicht umgefallen, weil es in der hintersten Ecke des Regals an der Wand lehnte. Es war sehr klein und steckte in einem billigen versilberten Rahmen, der an den Rändern angelaufen war.
    Das Bild zeigte Grayson mit der rothaarigen Frau, doch es war sehr viel älter. Grayson schien ungefähr sechs oder sieben Jahre alt zu sein. Wie süß. Er lächelte forsch in die Kamera, wie Kinder es tun, wenn sie »Cheese« sagen sollen. Die Farben des Fotos waren schon verblasst, aber sie konnte erkennen, dass sein Anzug marineblau war. Er trug einen Ranzen über einer Schulter. Er ist auf eine Privatschule gegangen.
    Seine Mutter kniete neben ihm, das schlichte graue Kleid züchtig über die Knie gezogen. Auch sie trug den blauen Blazer, auf dessen Brusttasche ein Emblem eingestickt war. Sie hatte den Arm um ihn gelegt und lächelte.
    Anders, dachte sie. Seine Mutter lächelte auf diesem Foto anders als auf dem späteren. Fröhlicher, unbekümmerter. Grayson hatte gesagt, sein Vater hätte sie verlassen. Ob er zu dem Zeitpunkt schon fort gewesen war? Sie konnte es sich kaum vorstellen. Seine Mutter sah zu glücklich aus.
    Hinter ihnen war etwas zu sehen, das wie eine Schule mit hölzernen Kreuzen an den Eingangstoren aussah. Kein Wölkchen trübte den strahlend blauen Himmel. Im Hintergrund standen hohe Palmen. Mit Kokosnüssen. Florida vielleicht? Oder Kalifornien?
    Das Foto war geknickt worden, damit es in den Rahmen passte, im Knick war noch ein Schulbus zu sehen, auf dem Buchstaben standen. St. Ign. St. Ignatius?
    Er hatte ihr erzählt, sie seien förmlich obdachlos gewesen, bevor seine Mutter eine Stelle als Kindermädchen bei den Carters bekommen hatte. Ihr Blazer auf dem Foto war derselbe wie seiner, bis hin zu der Stickerei auf der Tasche. Sie hatte für diese Schule gearbeitet. War sie Sekretärin gewesen oder eine Lehrerin? Und warum hatte sein Vater sie verlassen?
    Versprich mir, dass du ihr nichts sagst. Was immer geschehen war – es war etwas Schlimmes gewesen.
    Paige stellte das Bild zurück. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie sehr sie sich wünschte, Grayson würde es ihr selbst erzählen, doch ihr war klar, dass er das nicht tun würde.
    Skeptisch beäugte sie das Regal, um sicherzugehen, dass alles so aussah wie vorher. Gerade noch rechtzeitig, denn jetzt hörte sie die Tür aufgehen und Peabodys Krallen auf dem Holzboden des Korridors.
    »Paige!«, rief Grayson. »Können wir los?«
    Sie warf einen letzten Blick auf das geknickte Foto. »Ja, sicher, gehen wir.«

12. Kapitel
    Mittwoch, 6. April, 15.35 Uhr
    »Hier ist es«, sagte Paige und deutete auf das heruntergekommene Haus. »Hier wohnt laut Unterlagen Brittany Jones. Crystal war zur Zeit ihres Todes zwanzig. Brittany gerade achtzehn. Keine Eltern mehr.«
    Grayson hielt den Wagen an. Es war keine schlechte Gegend, aber auch keine gute. »Zu der Zeit, als Crystal ermordet wurde, wohnten sie in einem besseren Viertel.«
    »Aber Crystal hat auf dem Community College studiert. Wie haben sie das Geld dafür zusammengekriegt?«
    »Keine Ahnung.« Er betrachtete das Haus. Im Grunde genommen fürchtete er sich davor, der Frau zu begegnen, die dort lebte. »Ich hätte es wissen müssen. Hätte die richtigen Fragen stellen müssen.«
    »Man hatte dich bewusst angelogen. Dein eigener Chef hat die Fäden gezogen. Gab es einen Grund, ihm nicht zu trauen?«
    »Damals nicht, nein.«
    »In letzter Zeit denn?«
    »Er ist ein Ekel und spielt sich als großer Macher auf. Er drängt uns immer dazu, uns runterhandeln zu lassen. Aber ich habe ihn noch nie unaufrichtig erlebt. Bis heute.«
    »Also wird er entweder geschmiert oder unter Druck gesetzt. In der Nacht, in der Crystal ermordet wurde, befand sich verdammt viel Geld im Pool. Das muss auch sie gewusst haben.«
    »Das hat sie umgebracht.«
    »Ja. Aber du warst nicht der Täter. Nicht du hast sie ermordet. Du hast nur den Mann vor Gericht gestellt, der laut Polizei der Schuldige war. Du hast dir die Beweise, echt oder gefälscht, angesehen und bist zu dem

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