Todeskleid: Thriller (German Edition)
sich um den Staatsanwalt kümmern. Er würde uns keinen Ärger machen.«
»Bisher hat er doch noch keine größeren Probleme verursacht.« Und gegen halb zwölf heute Abend würde Smith aufhören, ein Problem zu sein. Würde gar nichts mehr sein.
»Dann halt ihn auf, bevor er es tut.«
»Verlass dich drauf. Ich muss jetzt auflegen.«
»Moment. Da ist noch etwas.«
Furcht schnürte seine Eingeweide zusammen. »Was hast du getan?«
»Nichts. Das ist das Problem. Die Letzte hat unverschämtes Glück. Sie überlebt alles.«
»Ich habe dir schon gesagt, du sollst es lassen.«
»Geht nicht. Sie weiß es.«
Seine Furcht wuchs. »Was weiß sie?«
»Dass ich sie umzubringen versuche.«
Verdammt. »Moment. Weiß sie, dass du ihr an den Kragen willst oder einfach nur irgendwer?«
»Letzteres, glaube ich.«
Er seufzte innerlich. »Ich kümmere mich um sie.« Wie er es immer machte. »Wo ist sie?«
»Sie hat vor ungefähr einer Stunde das Haus mit einem Koffer in der Hand verlassen. Ihr Mann ist vorher verschwunden, er sah ziemlich aufgebracht aus. Anscheinend haben sie sich gestritten. Sie ist zu einer Freundin gegangen, die in der Bonnie Bird Street 3468 wohnt. Lächerlicher Straßenname.«
»Wo bist du jetzt?«
»In der Bonnie Bird Street. Nur ein paar Häuser von dem ihrer Freundin entfernt.«
Um Himmels willen … Auch das noch! »Geh nach Hause. Jetzt sofort.«
Eine Pause entstand am anderen Ende der Leitung. »Kommandier mich nicht herum.«
»Entschuldige«, sagte er zerknirscht. »Bitte geh nach Hause. Ich will nicht, dass Adele Shaffer bestimmte Schlüsse zieht. Nicht ausgerechnet jetzt.«
»Also gut. Dann kümmere du dich darum. Bring es in Ordnung.«
»Mach ich. Ich melde mich.«
Mittwoch, 6. April, 20.25 Uhr
Als Grayson endlich Peabody Gassi geführt hatte und bei Lisas und Brians Party Palace ankam, hatte sich die Familie in Brians Küche versammelt und machte sich über einen großen Topf Schmorfleisch her.
Der Stuhl am oberen Ende der Tafel war leer, und Grayson sah Jack Carter überrascht an. Der Kopf der Familie saß normalerweise am Kopf des Tisches.
»Deine Zusammenkunft«, sagte Jack und deutete mit der Gabel auf den leeren Stuhl. »Dein Platz.«
Jack und Katherine Carter saßen nebeneinander. Katherine hatte sie vor all den Jahren bei sich aufgenommen, aber Jack hatte ihre Entscheidung mehr als nur mitgetragen und Grayson unter seine Fittiche genommen. Immer wenn Jack mit Joseph zum Ballspielen in den Park ging, durfte Grayson selbstverständlich mit, und wenn eine Schulveranstaltung stattfand oder ein wichtiges Spiel, hatten Jack und Katherine immer neben seiner Mutter im Publikum gesessen und stolz gestrahlt.
Dann kam die Zeit, als Joseph sich an den besten Schulen des Landes bewarb. Grayson hatte genug gespart, um auf ein Community College zu gehen, und war froh gewesen, überhaupt die Chance dazu zu haben. Aber dann hatte er erfahren, dass die Carters auch für seine Ausbildung Geld beiseitegelegt hatten: All »ihre« Kinder sollten die bestmöglichen Chancen bekommen.
Jack und Katherine hatten es ihm ermöglicht, der Mann zu werden, der er heute war. Nun starrte er diese Menschen an, die seine Familie geworden waren, und spürte, wie ihm übel wurde, weil er ihnen beichten musste, wer er wirklich war.
Gut möglich, dass sie wütend wurden. Oder – schlimmer noch – entsetzt waren, angewidert. Er war sich nicht sicher, ob er damit würde umgehen können. Doch er wusste genau, dass sie die Wahrheit von ihm hören mussten. Bald würde Anderson die Nachricht erreichen, dass er und Paige bei Rex McCloud gewesen waren. Wenn er es nicht längst wusste.
»Was ist los, Grayson?«, fragte Lisa. Sie schob ihm einen Teller hin. »Du siehst aus, als wäre dir nicht gut. Setz dich und iss was, mein Lieber.«
»Ich glaube, ich kann nicht«, erwiderte Grayson, der noch immer stand.
Lisa setzte sich neben Brian. »Lass es nicht so lange stehen, dann wird es nur kalt. Außerdem habe ich den Babysitter nur bis zehn.«
»Dann mache ich schnell.« Und reiße mit einem Ruck das Pflaster ab. »Danke, dass ihr alle gekommen seid.«
Sechs Augenpaare richteten sich auf ihn. Jack und Katherine. Brian. Lisa und Joseph und Zoe.
»Ich muss euch etwas mitteilen, was Mom und ich euch schon vor vielen Jahren hätten sagen müssen, aber es schien nie die richtige Gelegenheit dazu. Am Anfang hatten wir einfach nur Angst. Wir hatten kein Zuhause mehr, und Mom hätte wohl alles getan, damit ich in
Weitere Kostenlose Bücher