Todeskleid: Thriller (German Edition)
treffen, oder sie scannt die Unterlagen ein und schickt sie mir per Mail.«
Sue zögerte. »Na ja, ich sollte nicht …«
»Bitte«, drängte Paige und warf Grayson einen lasziven Blick zu. »Sie wissen gar nicht, was mir im Augenblick entgeht.«
Sue seufzte. »O Mann, ich wette, er ist genauso unglaublich, wie er aussieht.«
Er hat trotzdem geklopft. »Besser.«
Mit einem weiteren Seufzen schrieb Sue eine Nummer auf einen Zettel und reichte ihn Paige. »Na, dann viel Spaß.«
»Danke«, sagte Paige strahlend, dann wandte sie sich um und nickte Grayson zu. »Wir können. Fahren wir nach Hause.«
Grayson stand auf, und der Raum wirkte plötzlich kleiner. Sein Blick ruhte auf ihr, und sie fühlte sich … erregt. Begehrt. »Was immer du willst«, sagte er.
Mittwoch, 6. April, 23.45 Uhr
Von seinem Aussichtspunkt am Waldrand, gut getarnt zwischen den Bäumen, beobachtete Silas, wie Grayson und Paige aus dem Pflegeheim kamen. Sie waren allein, Graysons Hand lag auf Paiges Kreuz. Selbst aus der Ferne konnte Silas erkennen, dass der Anwalt diese Frau für sich beanspruchte. Erneut fragte er sich, was die beiden hier gemacht hatten und was dieses Pflegeheim mit dem Fall zu tun hatte. Er hoffte inständig, dass Grayson Smith jede Einzelheit dieser Geschichte aufdecken würde – bis hin zu der Beteiligung ihrer beider Chefs.
Andererseits musste Silas unbedingt dafür sorgen, dass sein Chef nicht redete. Denn das Gefängnis wäre für mich ein äußerst ungesunder Ort.
Er hob das Zielfernrohr ans Auge und fokussierte Grayson, als dieser Paige ins Auto half. Er küsste sie auf den Mund, dann hob er seinen Kopf wie ein Raubtier, das seine Beute wittert. Silas nahm an, dass er das automatisch tat – schließlich hatte es mindestens einmal in seinem Leben eine Zeit gegeben, in der er sich ständig hatte umsehen müssen. Sei weiterhin auf der Hut, Grayson Smith, sonst bist auch du bald tot.
Silas zielte mit dem Lauf der Waffe ein paar Zentimeter neben Graysons Kopf und drückte ab, so dass die Kugel mit einem harmlosen Pling an einem Laternenmast abprallte. Grayson reagierte sofort: Er bellte Paige einen Befehl zu und duckte sich hinter die Schnauze des Wagens. Sie zog den Kopf ein und öffnete die Fahrertür von innen. Grayson hechtete hinein und jagte mit quietschenden Reifen vom Parkplatz.
Gut. Jetzt würden sie für eine Weile wieder in höchster Alarmbereitschaft sein. Und falls der Chef hier ist, hat er gesehen, dass ich es versucht habe. Silas drehte sich langsam um und suchte die Hügelkette gegenüber nach irgendetwas – einem Schatten, einem herabfallenden Felsbrocken – ab, das ihm die Position des Mistkerls verraten würde.
Nur noch einmal den Abzug betätigen, dann wären seine Probleme gelö….
»Keine Bewegung, Cop!« Kalter Stahl drückte sich gegen seinen Hinterkopf. Silas erstarrte. Das war nicht sein Auftraggeber. Er kannte die Stimme nicht. Sie gehörte einem Mann, und sie war heiser und troff nur so vor Hass. Sein Herz schlug schneller. »Wer bist du?«
Er zuckte nicht zusammen, als der Lauf der Pistole sich fester gegen seinen Schädel drückte. »Sie haben das Recht zu schweigen«, sagte der Mann. »Na – klinge ich vertraut?«
»Nein, tust du nicht.«
»Weil mir irgendein Junkie den Kehlkopf zerschmettert hat, als ich in Haft war«, krächzte der andere. »Wo du mich hingebracht hast. Vorher hatte ich die Stimme eines verdammten Chorknaben. Los, leg das Gewehr hin.«
Aber Silas dachte nicht daran, seine Waffe fallen zu lassen. Er senkte den Lauf, hielt jedoch den Finger am Abzug. »Wer hat dich geschickt?« Als ob er das nicht genau wusste.
Noch bevor der Kerl antworten konnte, duckte sich Silas, wirbelte herum und trat ihm die Beine weg. Der Mann ging schwer zu Boden, und Silas zerschoss ihm beide Handgelenke. Sein Schrei war fast stumm, als ihm die Waffe aus der Hand rutschte und ins Gras plumpste. Das Gesicht des Mannes war verzerrt vor Schmerz und Hass, als er versuchte, sich hochzurappeln.
Silas zerschoss ihm ein Knie, und der andere riss den Mund zu einem weiteren, kaum hörbaren Schrei auf. Schließlich beugte er sich zu ihm. »Wer zum Teufel bist du?«
»Verpiss dich.«
Es war dunkel, aber das Mondlicht reichte gerade, um das Gesicht des Mannes zu erkennen. Ja, es kam ihm bekannt vor. Silas zielte auf das andere Knie. »Sag mir, wie du heißt, oder ich schieße wieder.«
»Nein.« Ein jämmerlicher, gurgelnder Laut. »Nicht schießen.«
»Ich kenne dich. Und
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