Todeskleid: Thriller (German Edition)
ob Silas die beiden ausgelöscht hätte oder nicht. Anschließend sollte Kapansky mich töten.
»Du warst umsonst«, hatte der Kerl gesagt. Wahrscheinlich hatte er davon geträumt, Silas eines Tages umbringen zu können. Tja, Pech, dass er den Moment etwas zu lange hatte auskosten wollen. Er hatte nicht aufgepasst. Und ich habe Glück gehabt.
Aber Silas konnte sich nicht darauf verlassen, dass sein Glück noch länger anhielt. Von Kapanskys Handy aus schickte er eine kurze SMS an die ihm so verhasste Nummer. Beide Aufträge erledigt. Das würde ihm vermutlich ein wenig Zeit verschaffen, sofern nicht abgemacht gewesen war, dass Kapansky persönlich anrief. Er wollte, dass sein Auftraggeber auch ihn für tot hielt. Mit etwas Glück würde der arrogante Mistkerl dann weniger wachsam sein.
Silas holte die Akkus aus Kapanskys und seinem Geschäftshandy und entfernte außerdem die Chipkarten. Nun konnte ihn niemand aufspüren. Er musste die Leiche loswerden.
Und dann musste er schlafen, wenigstens etwas. Wenn er am Zug war, brauchte er einen klaren Verstand und ruhige Hände.
Mittwoch, 6. April, 23.58 Uhr
Sein Handy summte in seiner Hosentasche. Das musste Kapansky sein. Er faltete die Serviette einmal zusammen und lächelte die anderen am Tisch an. »Ich gehe mal eben eine rauchen. Nein, bleibt sitzen. Ich bin gleich wieder da.«
Er schlenderte auf seine Terrasse und zog die Glastüren hinter sich zu. Draußen zündete er sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Dann warf er einen verstohlenen Blick aufs Handy. Beide Aufträge erledigt. Wunderbar. Grayson Smith und Paige Holden konnten nicht länger an Dingen rühren, die besser in Ruhe gelassen wurden.
Silas war keine Bedrohung mehr.
Brittany Jones hatte ihren Job erledigt und Smith und Holden lange genug im Pflegeheim festgehalten, dass Kapansky seine Vorrichtung anbringen konnte.
Jetzt würde er sie töten. Er zog wieder an seiner Zigarette, dann legte er sie auf dem Geländer ab, ging die anderen Nachrichten durch und sah zufrieden, wie eine neue eintraf, die genauso lautete, wie er vermutet hatte. Gespräche zum Carrollwood-Pflegeheim kamen vom Donnybrook Hotel, Dunkirk, NY.
Seine Quelle bei der Telefongesellschaft hatte keine zehn Minuten gebraucht, um über die Sendemasten Brittanys Aufenthaltsort herauszufinden; eine Kleinigkeit, zumal die Frau dort zur Nacht eingecheckt hatte. Ein Kind mit sich herumzuschleppen machte eben alles etwas komplizierter. Aber Brittany würde sich darüber nicht mehr lange Sorgen machen müssen. Brittany würde sich bald über gar nichts mehr Sorgen machen müssen.
Er schrieb Kapansky eine Nachricht zurück. Nächster Halt: Donnybrook Hotel, Dunkirk, NY.
Donnerstag, 7. April, 0.30 Uhr
Stevie warf die Autotür zu. Sie kochte vor Zorn, und die verkohlten Reste von Graysons Wagen trugen nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Das hätte niemand überlebt.
Noch immer schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie hatte eine Handvoll Freunde, die zu ihrem und Pauls ursprünglichem Kreis gehört hatten. J.D. war einer davon. Grayson ein anderer. Beide hatten ihre Hand gehalten, nachdem Paul erschossen worden war, hatten ihr geholfen, bei Verstand zu bleiben.
Grayson nicht mehr in ihrem Leben zu wissen … Stevie wollte und würde gar nicht daran denken.
Sie blieb an der schwelenden Karosserie stehen und zeigte ihre Marke, als einer der Polizisten sich näherte. »Detective Mazzetti«, sagte sie. »Baltimore PD.«
»Smith und Holden sitzen in meinem Streifenwagen. Aber die Kriminaltechniker haben was für Sie.« Er deutete auf den Transporter der Spurensicherung. »Die stehen dort drüben.«
»Wir wissen zu schätzen, dass Sie uns hier dulden«, sagte Stevie. Sie war meilenweit von ihrem Zuständigkeitsbereich entfernt. »Als ich mit Smith telefoniert habe, hat er behauptet, er habe nichts abbekommen.« Grayson hatte sich ein Telefon von den Polizisten leihen müssen, die zuerst am Schauplatz gewesen waren. Sein eigenes war offenbar im Wagen verschmort. Er hatte es hinausgeschafft, aber es war verdammt knapp gewesen. »Stimmt das wirklich?«
»Ein paar Kratzer und Schrammen und blaue Flecken. Sein Anzug hat auch schon bessere Tage gesehen.«
»Davon hat er noch tausend andere«, erwiderte Stevie erleichtert. »Danke.« Sie entdeckte Drew Peterson von der Spurensicherung bei einem Burschen, der einen weißen Overall trug. »Habt ihr schon was gefunden?«
Drew deutete auf den Mann in Weiß. »Detective Mazzetti, Art
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