Todeskleid: Thriller (German Edition)
seine Miene wechselte rasant von Befriedigung zu Schock, als Grayson sich vom Boden aufrappelte und auf ein Knie stützte.
Er dachte, ich bin tot. Tja, Kumpel, tut mir echt leid. Nicht heute. Er hatte Josephs Waffe fallen gelassen, fand sie aber wieder und richtete den Lauf von unten auf Lippmans Kopf. Er musste genau zielen, damit er nicht Holly traf. Einen Sekundenbruchteil bevor er den Abzug drücken konnte, hörte er ein tiefes Knurren.
Peabody. Der Hund brach von rechts aus der Baumlinie und stürzte sich auf Lippman, ein Schrei zerriss die Stille des Waldes. Peabody hatte die Zähne in den Arm des Mannes geschlagen und zerrte ihn zurück. Lippman fiel die Pistole aus der Hand. Wütend trat er auf den Hund ein.
Holly riss sich los, und Grayson rannte auf sie zu. Dass Lippmans Linke in die Jackentasche griff und etwas herausholte, sah er zu spät.
Eine zweite Waffe. Lippman hatte noch eine zweite Pistole in seiner Tasche! Oh, Gott!
»Holly!«, schrie Grayson. »Runter …«
Wie ein schwarzer Schemen warf Paige sich über Holly, als Lippman erneut feuerte. Zwei Schüsse. In Paiges Rücken. Sie zuckte zweimal, dann blieb sie liegen. Reglos.
Entsetzt starrte Grayson zu ihr hinüber. »Nein!« Er zielte auf Lippmans Brust, feuerte dreimal hintereinander, und Lippman ging zu Boden wie ein gefällter Baum. Dann rannte Grayson zu Paige und zog sie behutsam in seine Arme. Sei nicht tot! »Paige.«
»Ich bin nicht tot.« Paige rollte sich herum, um hinter sich zu blicken, und kam dann in einer so flüssigen Bewegung auf die Füße, dass es ihm erneut den Atem raubte. Erleichtert stellte er fest, dass Holly schluchzte. Sie atmete noch, sie lebte! Sie alle lebten noch.
»Alles in Ordnung, ihr zwei?«, fragte er.
»Hat mich nur vorübergehend von den Füßen gerissen.« Paige hastete zu Lippman, der zwar bewusstlos war, aber ebenfalls noch atmete. Sie sammelte beide Waffen auf und steckte sie in ihre Taschen. »Peabody, aus.« Der Hund gehorchte, setzte sich und wartete auf ihren nächsten Befehl. »Braver Hund. Sehr gut gemacht, Peabody.«
Grayson nahm Holly in die Arme. »Bist du verletzt? Wo bist du verletzt?«
»Judy«, weinte Holly. »Die Frau hat Judy mitgenommen. Sie bringt sie um. Weil ich weglaufen wollte. Sie bringt sie um.«
Grayson und Paige sahen einander verdattert an. »Welche Frau?«, fragte Grayson.
»Sie hat behauptet, sie sei Polizistin. Sie hat eine Marke. Sie hat gesagt, du bist verletzt, und wir sollen kommen. Dann hat sie uns gefesselt und Judy befohlen, in den Kofferraum zu klettern. Und dann ist der Mann gekommen. Der hat gesagt, sie bringen Judy um, wenn ich weglaufe. Das macht sie jetzt bestimmt, und das ist meine Schuld.«
Graysons Herz blieb erneut stehen. »Morton.«
»Wahrscheinlich.« Paige ging neben Holly in die Knie und streichelte zärtlich ihr Gesicht. »Liebes, das ist überhaupt nicht deine Schuld. Ganz bestimmt nicht. Aber im Kofferraum ist niemand. Wir haben schon nachgesehen.«
Holly schüttelte den Kopf. »Nicht Judys Wagen. Ein blaues Auto. Das von der Polizeifrau. Da drü…«
Ein weiterer Schuss krachte durch die Nachtluft, und alle drei pressten sich flach auf den Boden. Grayson stützte sich ab, um Holly nicht zu zerquetschen. Er wandte den Kopf und sah Paiges zornigen Blick.
»Herrgott noch mal«, fauchte sie. »Was war das denn jetzt?«
Grayson setzte sich auf. Kalte Wut stieg in ihm auf. »Morton. Sie hat’s wieder getan! Verdammter Mist!«
Lippman atmete nicht mehr. Dafür prangte ein Loch in seinem Kopf. Grayson hörte jemanden durch den Wald davonrennen, und er und Paige sprangen fast gleichzeitig auf die Füße, um die Verfolgung aufzunehmen, aber das Aufheulen eines Motors bremste sie. Sie blickten zu ihrem Auto, das sie hinter Judys geparkt hatten. Ein kleiner schwarzer Mercedes erschien aus der entgegengesetzten Richtung. Er hielt an den geparkten Autos, weitere Schüsse ertönten, dann brauste der Mercedes davon.
Grayson warf Holly einen Blick zu. »Hast du nicht gesagt, der Wagen der Polizistin sei blau?«
Sie nickte verunsichert. »B-Blau. Mit weißen Streifen.«
Dann hatte der schwarze Mercedes wahrscheinlich Lippman gehört.
Paige war zum Escalade gerannt. »Sie hat unsere Reifen zerschossen. Zwei von unserem Wagen, zwei von dem Auto deiner Mutter!«, rief sie ihm zu.
»Der Mercedes gehört Lippman!«, rief er zurück. »Morton hat ihren stehen lassen.« Hoffnung stieg in ihm auf. »Holly hat gesagt, meine Mutter sei im Kofferraum des
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