Todeskleid: Thriller (German Edition)
blauen Autos.«
»Ich suche danach. Du rufst Hilfe.«
Mit zitternden Händen holte Grayson sein Handy hervor. Er wählte erst die 911, dann Josephs Nummer. »Ich habe Holly. Meine Mutter noch nicht. Ein schwarzes Mercedes-Coupé kommt euch entgegen. Haltet den Wagen auf. Detective Morton sitzt am Steuer.«
»Die Polizistin, die Silas erschossen hat?«, fragte Joseph.
»So sieht’s aus. Sie hat Stuart Lippman geholfen.«
»Dem Vermittler. Ihr habt ihn?«
»Ja, aber Morton hat ihn ebenfalls erschossen. Gibt es schon eine Spur von Violet?«
»Nein.«
»Verflucht. Komm, so schnell du kannst. Ich suche jetzt meine Mom.« Er legte auf, dann wandte er sich Holly zu, die sehr blass war. Er rang sich ein Lächeln ab und verlieh seiner Stimme Zuversicht. »Wir finden Judy. Sie ist zäher, als du denkst.«
Holly schauderte. »Die Polizeifrau hat gesagt, sie wollte uns gar nicht umbringen. Aber dann kam der.«
»Ich weiß.« Er trug sie zu einer Stelle, von wo sie die Leiche nicht sehen konnte. »Ich muss dich eine Minute allein lassen, um nach meiner Mom zu sehen. Ich habe kein Messer, um deine Fesseln zu durchtrennen, aber Paige hat eins.« Er sah sich um. Paige war nirgendwo zu sehen.
»Grayson!« Der Ruf kam von der anderen Seite des Hügels. Paige.
Er stand auf, und seine Knie wurden weich, als er sie durch die Bäume kommen sah. Rechts von ihr trabte Peabody, den Kopf wachsam gehoben. An ihrer linken Seite bewegte sich eine große, rothaarige Frau steifbeinig vorwärts und winkte ihm erschöpft zu.
Einen schöneren Anblick hätte sich Grayson nicht vorstellen können. Er stürzte auf seine Mutter zu, und sie umarmte ihn so kräftig, dass er vor Schmerz ächzte. Falls Lippmans Treffer ihm nicht die Rippen angeknackst hatte, dann hatte seine Mutter es soeben geschafft.
Am ganzen Körper zitternd, begann sie zu weinen. »Du hast gesagt, es ist vorbei«, schluchzte sie anklagend.
»Na ja, eigentlich habe ich gesagt, es gäbe noch einiges zu klären«, entgegnete er. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid!«
»Sie war in Mortons Kofferraum, wie du gesagt hast, Holly«, sagte Paige und sägte bereits mit einem gefährlich aussehenden Klappmesser an Hollys Fesseln. »Mit dem Messer hier habe ich den Kofferraum aufgebrochen.«
Holly nickte, noch immer totenbleich. »Das ist auch wirklich ein großes Messer, Paige.«
Paige klappte es zusammen und gab es ihr. »Jetzt ist es deins. Ich werde dir zeigen, wie man damit umgeht.«
Holly nickte bebend. »Danke. Aber eigentlich will ich es gar nicht benutzen. Niemals.«
Paige nahm sie fest in den Arm. »Genau das ist das Ziel, Holly. Das ist immer das Ziel.«
Die Kavallerie ist eingetroffen, dachte Paige ein paar Minuten später. Streifenwagen und Krankenwagen. Polizisten in voller Montur. Und schließlich auch Hyatt persönlich. »Jemand verletzt?«
Judy saß auf dem Boden und hielt Holly im Arm. »Nur blaue Flecken«, sagte sie.
Grayson legte Paige einen Arm um die Taille und verzog das Gesicht. »Davon aber jede Menge.«
Hyatt blickte auf Lippman hinab. »Wer hat ihn erschossen?«
»Die Treffer in die Brust stammen von mir«, sagte Grayson.
»Hübsche Sammlung«, bemerkte Hyatt.
»Er hat zuerst auf Paige und mich gefeuert.« Er betastete das Loch in seinem Hemd und lächelte seiner Mutter beruhigend zu, als diese einen klagenden Laut ausstieß.
»Mich hat er im Rücken getroffen«, sagte Paige. »Und es tut höllisch weh.«
Hyatt verzog die Lippen zu der Andeutung eines Grinsens. »Ich weiß. Aber ohne Kevlarweste tut es noch viel höllischer weh.«
Paige ließ die Schultern kreisen. »Ja, ja, ich weiß. Der Kopfschuss stammt von Morton.«
Hyatts Lächeln verschwand. »Verstehe. Wir haben Detective Morton in Gewahrsam. Mr. Maynard und Mr. Carter sind offenbar zeitgleich angekommen, haben ihre Wagen quer auf die Straße gestellt und Detective Morton in Schach gehalten, bis wir eingetroffen sind. Dandridges Tochter befand sich im Kofferraum des Autos. Das Kind lebt. Es wurde betäubt, aber sonst scheint ihm nichts zu fehlen.«
Paige sackte erleichtert in sich zusammen. »Gott sei Dank.«
»Der Mercedes gehörte Lippman«, sagte Grayson. »Vielleicht wusste Morton nicht einmal, dass das Kind im Wagen war.«
»Aber ein gemeines Biest ist sie trotzdem«, beharrte Holly stur.
»Stimmt«, sagte Hyatt. »Kommen Sie bitte mit. Sie alle. Wir sorgen dafür, dass Ihre ›blauen Flecken‹ versorgt werden.«
Er ließ sie auf den Rücksitzen zweier Streifenwagen
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