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Todeskleid: Thriller (German Edition)

Todeskleid: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskleid: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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»Mama backt dir bestimmt noch einen«, erklärte sie fröhlich.
    Er zog sie an sich. »Sei brav heute, Kleines«, sagte er zärtlich.
    »Ich versuch’s.«
    »Es gibt kein Versuchen«, sagte er mit gespielter Ernsthaftigkeit.
    »Nur Tun«, antwortete sie, wie sie es immer tat.
    »Ich hab dich lieb, Schätzchen.«
    Sie schmiegte ihr Gesicht an seinen Hals. »Ich dich auch. Ich muss jetzt los. Gleich klingelt’s.«
    Er ließ sie los und sah ihr lächelnd nach, als sie davonstob und ihm dabei noch einmal winkte. Dann drehte er sich zu seinem Wagen um und stieg ein. Erst als er wieder hinter dem Lenkrad saß, stieß er die Luft aus, die er angehalten hatte. Erleichterung verspürte er keine. Er hielt seit siebeneinhalb Jahren den Atem an.
    Siebeneinhalb Jahre, seit er eine entsetzliche Wahl getroffen hatte. Er beobachtete, wie sie sich wieder zu den anderen Kindern gesellte. Ein fröhliches Mädchen. Geborgen. Geliebt. Und er wusste, dass er, falls es sein musste, dieselbe entsetzliche Wahl noch einmal treffen würde.
    Dienstag, 5. April, 11.15 Uhr
    »Hast du Anderson angerufen?«, flüsterte Daphne, als sie sich an den Tisch der Staatsanwaltschaft setzten, um auf die Geschworenen zu warten. »Bitte sag mir, dass du es getan hast.«
    »Ja, habe ich«, flüsterte Grayson zurück. »Ich musste mit diesem Mistkerl von Willis tatsächlich einen Deal eingehen.« Was ihm gewaltig stank. Bei guter Führung konnte ein Mann, der kaltblütig zwei Supermarktangestellte ermordet hatte, in drei Jahren wieder auf freiem Fuß sein.
    Jetzt öffnete sich die Tür, und der erste Geschworene betrat den Gerichtssaal. Grayson blickte auf.
    Anderson hatte von ihm verlangt, dass er sich auch in diesem Fall auf eine Einigung einließ. Die Geschworenen hatten viel zu lange beratschlagt, und sein Chef befürchtete, dass kein Schuldspruch dabei herauskommen würde.
    Grayson hatte alles auf die Jury gesetzt. In ein paar Minuten werden wir wissen, wer recht behalten soll.
    »Verdammt, das tut mir leid.« Daphne schürzte die Lippen. »Hast du Bashears von Elena erzählt?«
    Er nickte. »Sie versuchen jetzt herauszufinden, mit wem sie sonst noch wegen ihres Mannes gesprochen hat.«
    »Hast du deine Mutter angerufen?«
    Er verzog das Gesicht. »Oh, Mist.«
    »Grayson!«, tadelte sie ihn.
    »Ich hatte so viel zu tun.« Er hatte noch einmal die Muñoz-Akten durchgesehen, obwohl er wirklich Wichtigeres zu erledigen gehabt hätte. Zum Beispiel seine Mutter anzurufen. »Ich mach’s, sobald wir hier fertig sind. Ah, endlich«, sagte er, als der letzte der Geschworenen im Saal war. »Drück die Daumen.«
    »Und die Zehen«, murmelte Daphne. »Die Verteidigung sieht verdammt selbstzufrieden aus.«
    Der Richter trat ein, und die Spannung im Saal wuchs. »Ist die Jury zu einem Urteil gekommen?«, fragte der Richter.
    Grayson hielt den Atem an. Mit einem Mörder einen Handel eingehen zu müssen schmerzte ihn jedes Mal. Und Grayson wollte nicht noch eine Niederlage, die sein Gewissen belastete. Elenas Tod ist eine Tragödie, aber nicht deine Schuld. Was er sich schon den ganzen Morgen über sagte, ohne dass es zu helfen schien. Die Akte noch einmal zu lesen hatte in ihm das unbehagliche Gefühl geweckt, irgendetwas übersehen zu haben.
    »Wir, die Geschworenen, sind einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass sich der Angeklagte des Mordes mit besonderer Schwere schuldig gemacht hat.«
    »Ja!«, flüsterte Grayson und gönnte sich einen einzelnen Fausthieb auf die Tischplatte.
    Aufgeregtes Stimmengewirr erhob sich, die Familien der Opfer beglückwünschten sich, während sich bei der des Angeklagten Verzweiflung breitmachte. Grayson vernahm einen gequälten Aufschrei und sah, wie Donald Samsons Mutter ihren Sohn umklammerte.
    Ramon Muñoz’ Mutter hatte dasselbe getan. Seine Frau ebenso.
    Aber natürlich hatte jeder Verbrecher eine Mutter, die Stein und Bein schwor, ihr Sohn sei unschuldig. Muñoz war schuldig gewesen. Man hatte seine DNS auf der Mordwaffe gefunden, und sein Alibi war nicht wasserdicht gewesen. Also denk nicht weiter daran.
    Grayson nickte Daphne zu. Sie hatte hart für diesen Fall gearbeitet. Genau wie er. Er wandte sich um, um den Familien der beiden getöteten Supermarktangestellten, die hinter ihm saßen, die Hände zu schütteln.
    Und erstarrte. Da war sie. Die Frau aus dem Video. Sie stand in der hintersten Reihe und beobachtete das Geschehen. Mich. Sie beobachtet mich. Aber warum? Was macht sie hier?
    Sein Herzschlag beschleunigte sich,

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