Todeskleid: Thriller (German Edition)
beweisen, beinahe draufgegangen. Ich übrigens auch.«
»Wen interessiert’s?«
»Mich zum Beispiel«, antwortete Paige verärgert. »Man hat auf mich geschossen, auf mich eingestochen und mich fast in die Luft gesprengt. Alles in nur drei Tagen.«
Ramon sah sie an und hob seine zusammengeketteten Hände. »Vergeben Sie mir, wenn ich nicht applaudiere.«
»Ich erwarte auch keinen Applaus«, sagte sie scharf, dann seufzte sie. »Ich erwarte gar nichts von Ihnen, Ramon. Deswegen habe ich das alles nicht getan. Ich habe es für Ihre Mutter getan. Und für Elena. Weil sie Sie liebten. Mr. Smith hat es getan, weil er herausgefunden hat, dass sein Fall manipuliert wurde. Weshalb Sie keinen fairen Prozess bekommen haben.«
»Sie hätten niemals angeklagt werden dürfen«, setzte Grayson hinzu.
Ramon schloss die Augen. »Es spielt keine Rolle.«
»Was spielt keine Rolle?«, fragte Grayson.
»Nichts davon.«
»Ich habe mich mit Bundesanwalt Yates getroffen, bevor wir herkamen. Bei allem, was wir jetzt wissen, werden wir eine Urteilsaufhebung beantragen. Das heißt, das Urteil wird für nichtig erklärt und die Akte gelöscht. Sie kommen frei.«
Ramon stand auf. »Wache. Ich will in meine Zelle.«
Paige stand ebenfalls auf. »Haben Sie nicht gehört? Sie kommen frei.«
»Es spielt keine Rolle. Elena ist tot. Meine Mutter ist tot. Mein Leben auch. Selbst wenn ich rauskomme, komme ich nicht frei.« Er schlurfte zur Tür, und sie sahen, dass er auch an den Fußgelenken Fesseln trug. Als er sich an der Tür etwas zur Seite drehte, um auf den Wachmann zu warten, konnte Grayson die Tränen auf seinem Gesicht sehen.
Es spielte eine zu große Rolle.
»Mr. Muñoz«, sagte Grayson. »Ich habe damals für Crystal Jones, Opfer eines Gewaltverbrechens, meine Arbeit gemacht. Um ihr Gerechtigkeit zu verschaffen, habe ich alles, was in meiner Macht stand, getan, um Ihre Verurteilung zu erwirken.«
»Und jetzt wollen Sie von mir die Absolution?«, presste Ramon hervor.
»Nein. Sie sollen wissen, dass ich all jene, die in irgendeiner Hinsicht für den Tod Ihrer Frau verantwortlich sind, mit demselben … Feuereifer verfolgen werde wie Sie damals.«
Ramon nickte kurz. »Danke. Im Namen meiner Elena. Was mich angeht, können Sie noch immer in der Hölle schmoren.«
Der Wachmann öffnete, und Ramon schlurfte hinaus und ließ Grayson und Paige stehen. Sie sahen ihm nach. »So habe ich mir dieses Gespräch nicht vorgestellt«, sagte Paige.
»Hast du wirklich geglaubt, er würde dankbar sein?«, fragte Grayson. »Er hat alles verloren. Du warst doch diejenige, die gesagt hat, ich würde das nie wiedergutmachen können. Und du kannst es auch nicht. Wir können nur für die Opfer eintreten.«
Sie sah ihm in die Augen. »Wie hast du es geschafft, so weise zu werden?«
»Ich habe dir zugehört. Komm, fahren wir nach Hause.«
Baltimore, Freitag, 8. April, 19.45 Uhr
»Nach Hause« erwies sich als Cartersches Anwesen, und Paige gab sich alle Mühe, nicht mit offenem Mund zu staunen, als sie mit Peabody im Schlepptau durch die Tür traten. Aber es schien unmöglich, also gab sie es einfach auf. Das Haus sah aus wie aus einem Hollywoodfilm.
Sie wurden von Katherine empfangen, die sie sofort in die Arme zog. »Wir sind so froh, dass Sie hier sind«, sagte sie und drückte zu, bis Paige nach Luft rang und Peabody ganz, ganz leise zu knurren begann.
»Du erstickst sie, Katherine«, schalt Grayson milde und nahm Paige die Leine aus der Hand. »Außerdem regst du Peabody auf.«
Mit einem atemlosen Lachen ließ Katherine Paige los. »Das ist also der berühmte Peabody. Ich habe etwas für ihn, wenn das in Ordnung geht.« Aus ihrer Tasche zog sie einen Hundekuchen, so groß wie Graysons Hand. »Brian hat den gebacken. Ein kleines Zeichen unserer Dankbarkeit.«
»Wenn Brian ihn gemacht hat, dann muss er lecker sein«, sagte Paige. »Aber ich sollte besser warten, bis wir zu Hause sind. Er krümelt Ihnen sonst alles voll.«
»Krümel kann man aufsaugen«, entgegnete Katherine. »Peabody ist ein Held. Holly und Joseph haben uns alles erzählt. Was Sie für meine Tochter getan haben, war …« Sie brach ab, als ihre Stimme zu brechen drohte. »Jetzt kriege ich gleich auch keine Luft mehr. Vielen Dank, Paige. Sie haben Holly das Leben gerettet.«
»Das war doch selbstverständlich. Gern geschehen.«
»Meine Kinder reden seit ein paar Tagen nur noch von Ihnen. Kommen Sie mit in die Küche, während ich das Essen fertigmache.« Sie nahm
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