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Todeskleid: Thriller (German Edition)

Todeskleid: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskleid: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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die Brüder zusammengekommen waren, um zu trauern. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie es war, seine Mutter oder jemanden der Carters zu verlieren. Wie schlimm musste es sein, wenn Mutter und Schwester am selben Tag ums Leben kamen! Er fühlte mit ihnen.
    Er fühlte immer mit den Familien.
    Dummerweise konnte zu dem Zeitpunkt, an dem er die Bühne betrat, fast nichts mehr getan werden, außer den Opfern Gerechtigkeit zu verschaffen. Und Mörder wegzusperren, um zukünftige Opfer zu schützen.
    Er hatte gedacht, im Fall Crystal Jones hätte er das Richtige getan. Er hatte gedacht, er hätte einen Verbrecher hinter Gitter gebracht, hätte etwas dafür getan, Justitias Waage auszubalancieren. Aber es war nie genug. Nie.
    Er blickte zu Paige, die noch immer schlief, dann hielt er vor Delgados Reihenhaus an und schüttelte sie sanft an der Schulter. Benommen schlug sie die Augen auf.
    »Sind wir da?«, fragte sie mit verschlafener Stimme.
    Er strich ihr mit dem Daumen über die Wange, bevor er bremsen konnte. »Ja.«
    »Dann los.« Sie befahl Peabody, im Wagen zu bleiben, und war ausgestiegen, noch bevor er ihr die Tür öffnen konnte. »Sieht nicht so aus, als sei jemand da.«
    Er blickte sich um und folgte ihr dann zu Delgados Eingangstür. Nur zu gern hätte er gewusst, wer sie im Augenblick beobachtete. Paranoia war kein Spaß. Unwillkürlich musterte er das Pflaster, das aus Paiges Kragen ragte. Nur handelte es sich ganz und gar nicht um Paranoia, wenn jemand versuchte, einen umzubringen.
    Paige klopfte. »Mrs. Delgado? Sind Sie da?«
    Als niemand reagierte, pochte Grayson an die Tür, kräftiger diesmal. Dann schnappten beide erschrocken nach Luft, als sich die Tür, die scheinbar nur angelehnt gewesen war, knarzend öffnete.
    »Kein gutes Zeichen«, flüsterte Paige, dann hob sie die Stimme wieder und rief: »Mrs. Delgado? Alles in Ordnung?« Sie schnupperte. »O nein. Riechen Sie das?«
    »Hier wurde eine Waffe abgefeuert, und zwar vor gar nicht langer Zeit.« Er holte sein Handy aus der Tasche und fluchte, als Paige, die Hand auf dem Pistolenhalfter, einfach eintrat. »Paige! Zurück!«
    Sie sah über ihre Schulter, ihre Augen blitzten. »Hier wohnt ein kleines Mädchen!«
    Leise brummelnd folgte er ihr hinein in das schmale Haus und in den Korridor. »Das ist doch Wahn…« Er brach ab und prallte auf Paige, die abrupt stehen geblieben war und in ein Zimmer starrte. Das Badezimmer. Voller Unbehagen blickte er ebenfalls hinein.
    »O nein«, wisperte sie. »Nein.«
    Grayson konnte gar nichts sagen. Fassungslos betrachtete er die bunte Kindertapete, die mit Blut und Hirnmasse bespritzt war. Dann zwang er sich, in die Badewanne zu sehen. Darin kniete Delgado, an Händen und Füßen gefesselt. Sein Körper war nach rechts gesunken und lehnte an der Wand der Wanne. Man hatte ihn in den Hinterkopf geschossen.
    »Hingerichtet«, flüsterte Grayson heiser.
    Paige wandte sich zum Spiegel, auf den eine Botschaft geschmiert war. »Pago del saldo«, las sie mit kaum hörbarer Stimme. »Das heißt ›Rechnung bezahlt‹.«
    »Ich weiß.« Grayson hatte die Botschaft auf den ersten Blick verstanden, und zwar sowohl sprachlich als auch symbolisch. Man hatte sie mit Delgados Blut geschrieben. »Was steht denn ganz unten?«
    Ohne über die Schwelle zu treten, beugte sich Paige vor und blinzelte. »›R.I.P. Elena‹ – Ruhe in Frieden, Elena.«
    »Verflucht! Kommen Sie.« Er machte sich mit dem Handy in der Hand auf den Weg zum Eingang, doch sie hatte bereits die Waffe gezogen und den Fuß auf der Treppe. »Paige, verdammt noch mal!«
    Sie blickte gequält zu ihm zurück. »Seine Tochter ist erst acht Jahre alt«, presste sie mit belegter Stimme hervor. »Wenn sie lebt, dann braucht sie Hilfe.«
    Er biss die Zähne zusammen. Er wollte nichts mehr, als sie aus der Gefahrenzone bringen, aber er wusste, dass sie recht hatte. Also ging er in die Hocke und zog seine Glock aus dem Stiefel, während sie erstaunt die Augen aufriss. »Also schön«, flüsterte er. »Bleiben Sie dicht bei mir.«
    Er drängte sich an ihr vorbei die Treppe hinauf. Behutsam setzte er einen Fuß nach dem anderen auf die Stufen, während er angestrengt lauschte. Auf Stöhnen. Wimmern. Doch das Haus war so still, dass sie nur ihren eigenen Atem hörten.
    Oben lagen zwei Zimmer, eines eindeutig das eines kleinen Mädchens, das andere einer erwachsenen Frau. Beide waren penibel aufgeräumt. Und leer.
    Der Schrank des kleinen Mädchens stand einen Spalt

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