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Todeskommando Solar

Todeskommando Solar

Titel: Todeskommando Solar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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entscheidende Zeichen bekam.
    Der kleine Mann wurde plötzlich unruhig und wandte sich zur Schottöffnung zurück. Keefauver sah, wie er schwach nickte.
    „Gehen Sie zur Seite, Joyce!“ befahl Keefauver ruhig; aber im gleichen Augenblick schoß er schon.
    Joyce schrie vor Schreck auf, als der Mann getroffen zurücktaumelte und durch die Öffnung hindurchstürzte. An den verschiedenen Schreien, die auf seinen Sturz folgten, erkannte Keefauver, daß er die aufsteigenden Angreifer mitgerissen hatte.
    Keefauver wandte sich an Joyce.
    „Sind das jetzt genug Leichen für Ihren Ehrgeiz?“ fragte er kalt. „Es hätte, weiß Gott, niemand im Schiff eher verdient, erschossen zu werden, als Sie. Danken Sie Ihren Eltern, daß Sie eine Frau sind – Sie Bestie!“
    Joyce senkte den Kopf und ging zum Schott.
    „In einer halben Stunde stehen Sie mit allen Ihren Leuten vor der großen Lastschleuse, bereit zum Ausschleusen, oder – bei dem Schutzheiligen aller Raumfahrer! – ich erschieße Sie!“
    Seine Stimme war wild und zornig. Joyce erkannte, daß sie den Kampf verloren hatte und er ernst meinte, was er sagte.
    Ihre Niedergeschlagenheit wirkte so sehr auf den Rest ihrer Leute, daß Eugenio nicht mehr in Aktion zu treten brauchte. Schweigend und mutlos kletterten sie zum Mannschaftslogis zurück und machten sich für die Ausschleusung fertig.
    „Sehen Sie zu“, befahl Keefauver Eugenio, „daß Sie sich unauffällig unter die Leute mischen können! Es wäre mir sehr lieb, wenn ich einen Beobachter draußen hätte!“
    „Gut!“ sagte Eugenio.
     
    *                     *
    *
     
    Die Ausschleusung machte keine Schwierigkeiten. Unter Joyces Führung verließen 23 Männer und 28 Frauen das Schiff. Fünfunddreißig Männer waren bei den Meutereien getötet worden, acht lagen schwer verwundet im Schiff. Zwei Männer und zwei Frauen, die er selbst ausgesucht hatte, behielt Keefauver zur Krankenpflege zurück.
    „Bekommen wir Waffen mit?“ fragte Joyce.
    Keefauver schüttelte den Kopf.
    „Damit Sie noch mehr Unheil anrichten können? Auf dem Neptun gibt es weder wilde Tiere noch sonst etwas Lebendiges, wogegen Sie sich verteidigen müßten. Was Sie brauchen, ist Proviant und Sicherung gegen Umwelteinflüsse, und beides bekommen Sie mit!“
    Joyce verließ das Schiff nicht wie eine Geschlagene. Eine halbe Stunde hatte genügt, um ihr Selbstbewußtsein wieder aufzurichten; und Keefauver zweifelte nicht, daß es ihr mit der Zeit auch wieder gelingen würde, die Leute völlig in ihre Gewalt zu bringen.
    Mit Hilfe eines Schwenkaufzugs wurden die Leute zur Oberfläche hinuntergelassen. Die vier, die zurückblieben, transportierten in der Zwischenzeit die Einzelteile der Druckzelte herbei und schickten sie ebenfalls hinunter. Keefauver hatte die Mannschaft genau darüber aufgeklärt, wie die Zelte aufgebaut wurden, und ihre Bedenken darüber zerstreut, daß sie den Neptun-Bedingungen nicht genügend Widerstand leisten könnten.
    Die Ausschleusung dauerte kaum mehr als eine Stunde. Eugenio befand sich unter den dreiundzwanzig Männern. Er hatte Glück gehabt. Seine Doppelrolle war bisher noch niemand aufgefallen.
    Keefauver ließ das Schleusenschott zufahren und wandte sich an die vier Zurückgebliebenen.
    „Wir haben Medikamente genug an Bord, um jede heilbare Verletzung auch wirklich zu heilen. Die Bordapotheke steht zu Ihrer freien Verfügung. Ich werde von Zeit zu Zeit nachsehen kommen.
    Wenn die Verletzten geheilt sind, steht es ihnen und auch Ihnen frei zu entscheiden, ob Sie an Bord bleiben oder sich der Gruppe von Mrs. Hubbard anschließen wollen!
    Also, machen Sie Ihre Sache gut!“
     
    *                     *
    *
     
    Joyce stand unschlüssig im grauen, trüben Licht des Neptun-Nachmittags. Neben ihr und der Gruppe von Männern und Frauen, die sie erwartungsvoll anblickte, ragte der geknickte Rumpf der Solar auf. Das Heck mit den Steuerflossen stand lotrecht auf der ebenen Felsfläche; erst in zehn Meter Höhe war die Schiffshülle eingeknickt und ließ Mittelteil und Bug schräg nach oben in die graue Halbfinsternis ragen.
    Zum erstenmal fühlte Joyce sich verlassen und hilflos. Was sie Keefauver gegenüber zur Schau getragen hatte, war Pose gewesen. Im Innern fühlte sie sich leer und ausgebrannt.
    Sie war versucht zu fragen: „Was jetzt?“ Aber im letzten Augenblick überlegte sie sich, daß ihre Autorität gewahrt werden mußte.
    Sie riß sich zusammen, ließ den Blick über

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