Todeskommando Solar
heben begann.
Er schaltete den Bordsprechverkehr ein.
„Kommandant an alle! Raumanzüge sofort anlegen! Es muß mit einer Havarie bei der Landung gerechnet werden!“
Ihm war es gleichgültig, welche psychologische Wirkung dieser Befehl hatte. Jedermann wußte, was geschehen würde, und jedermann besaß genug Intelligenz, um sich darauf einzurichten.
„Fünftausend Meter!“ sagte Eugenio, und eine halbe Sekunde lang bewunderte Keefauver die unwahrscheinliche Ruhe, mit der der kleine, schwarzhaarige Mann seinen Dienst tat. Er wäre hinübergegangen, um ihm auf die Schulter zu klopfen, hätte nicht die Lichtmarke eines Meßgerätes seine ganze Aufmerksamkeit gefesselt:
Die Solar sank mit 10 m/sec!
Mit verzweifelten Schlägen seiner Handkante versuchte Keefauver, die Kippschalter der Aggregate höher einzurasten. Fast schmerzlich verspürte er, wie die Angst seine Gedanken unter Kontrolle nahm.
„Dreitausend Meter!“
Fünf Aggregate taten ihr Bestes. Aber selbst sie vermochten nicht, den Sturz auf einen Planeten, dessen Fluchtgeschwindigkeit doppelt so groß war wie die der Erde, völlig abzubremsen.
„Eintausend Meter!“
„Zehn Meter pro Sekunde!“ antwortete Keefauver, weil er seine eigene Stimme hören wollte. Sie klang rostig und spröde.
Der Bordsprechverkehr war noch durchgeschaltet. Die Mannschaft hörte alles, was im Kommandostand gesagt wurde.
„Fünfhundert Meter!“
Keefauver schrie:
„Achtung! Wir setzen auf!“
Die Sekunden zogen sich an langen Armen dahin; und was dann kam, war kein Aufsetzen. Es war der prasselnde, dröhnende und ächzende Weltuntergang.
Keefauver klammerte sich am Schaltpult fest. Mit Augen, die vor Angst kaum mehr sehen konnten, verfolgte er das wirbelnde Durcheinander auf den Bildschirmen.
Der Kommandostand neigte sich. Die dröhnenden Geräusche, die das Schiff erfüllten, verstummten langsam. Ruhe kehrte ein, und Keefauvers Gedanken begannen, in geordnete Bahnen zurückzukehren.
Es gab keinen Zweifel darüber, daß die Solar regulär aufgesetzt hatte. Sie war eingeknickt oder hatte sich zur Seite geneigt; aber sie war stehengeblieben.
* *
*
Es gab eine Menge Verletzter; aber niemand hatte ernsthaften Schaden davongetragen. Schlimmeres als Rippenbrüche gab es nicht.
Schon eine Viertelstunde, nachdem die Solar aufgesetzt hatte, hangelte sich Joyce durch den Hauptgang herauf und wurde in den Kommandostand eingelassen.
„Was werden Sie jetzt tun, Kommandant?“ fragte sie.
Keefauver hob die Schultern.
„Mir zuerst einmal das Triebwerk ansehen“, antwortete er. „Dann werden wir weitersehen!“
„Kann das Schiff wieder starten?“
„Das weiß ich nicht!“
Eugenio hatte sich in einem der Schränke versteckt. Keefauver schraubte den Helm seines Schutzanzuges fest.
„Kommen Sie mit“, forderte er Joyce auf. „Sie können sich den Schaden selbst ansehen!“
Auf den Leitern, die an den Wänden des Hauptganges entlangliefen, kletterten sie nach unten. Die Gravitation des Neptun machte sich voll bemerkbar. Sie lag nur um einen geringen Betrag über der Erdschwere, aber selbst diesen kleinen Unterschied spürten sie beim Klettern.
Die Aggregate E, G und H waren zu Klumpen zusammengeschmolzen. Die übrigen hatten sich leicht verformt und glühten dunkelrot.
Keefauver sah, wie Joyces Gesicht hinter der Sichtscheibe des Helmes blaß wurde.
„Sind sie unbrauchbar?“ fragte sie leise über Helmsender.
Keefauver nickte.
„Sie sind alle hin!“ erklärte er ernst.
Er hörte Joyce heftig atmen.
„Und jetzt?“
Er hob die Schultern.
„Bleiben wir hier!“ sagte er.
„Gibt es keine Chance?“
Langsam wandte er sich um und sah sie fest an.
„Ich weiß“, begann er, „ich sollte es Ihnen nicht sagen. Sie werden mir dafür die Hölle heiß machen! Wir haben noch die Möglichkeit, die Treibschächte der Bugaggregate umzubauen, so daß wir damit vorwärts beschleunigen können. Aber damit erreichen wir nichts anderes, als daß wir bis über die Jupiterbahn hinaus vordringen und hoffen können, daß uns jemand findet!“
Er schüttelte den Kopf.
„Ich weiß wirklich nicht, warum ich Ihnen das sage; denn ich werde niemals meine Zustimmung dazu geben! Die Chance ist zu klein!“
„Welche Chance haben wir, wenn wir hierbleiben?“
Keefauver dachte nach.
„Wir haben Wasserstoffbomben an Bord. Der Neptun steht von der Erde und von Ceres aus unter dauernder Beobachtung. Wenn wir eine oder
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