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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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nicht
verlassen wollen. Jackson beugte sich zu seiner Frau hinüber und raunte ihr
etwas ins Ohr. Sie nickte bedächtig, dann krochen beide aus dem Auto. Frau
Jackson wählte dabei den umständlichen Weg über den Kardantunnel hinweg, ohne
die Hand ihres Mannes loszulassen.
    »Wir müssen hier entlang«, sagte Lüder leise und
fasste Jackson vorsichtig am Ellenbogengelenk. Der alte Mann zuckte zusammen.
Dann folgten sie den beiden Polizisten mit gesenktem Haupt. Lüder führte die
kleine Prozession in einen schlicht eingerichteten Warteraum, in dem sie von
Dr. Diether begrüßt wurden. Der Arzt machte einen nahezu leutseligen Eindruck
und fragte betont laut, ob die Eheleute Jackson eine gute Anreise gehabt und
schon Gelegenheit gefunden hätten, ein wenig von Kiel zu sehen.
    »Wir haben gestern viel Interessantes gesehen«, sagte
Jackson mit leiser Stimme. »Die Leute hier sind sehr nett.«
    »Ich werde Sie jetzt zu Ihrem Sohn führen«, sagte Dr.
Diether. Als der Arzt die metallbeschlagene Pendeltür zum grün gekachelten Raum
aufstieß, blieb Jackson unwillkürlich stehen, als würde er sich weigern,
einzutreten. Dann gab er sich einen Ruck und zerrte seine Frau, die sich bei
ihm eingehakt hatte, hinter sich her.
    Mitten in dem nüchternen Raum, dessen Kälte durch das
fahle weiße Deckenlicht noch unterstrichen wurde, stand eine rollbare Trage,
die mit einem grünen Tuch bedeckt war, unter dem sich die Konturen eines
menschlichen Körpers abzeichneten. Ein Assistent schlug die Decke hoch und gab
den Blick auf den Kopf frei.
    Jackson starrte gebannt auf das Antlitz seines Sohnes
und streckte seine Hand aus, hielt aber inne und sah fragend den Arzt an.
    Dr. Diether und die beiden Polizisten ließen den
Eltern Zeit. Jackson nahm einen winzigen Schluck Wasser aus einem
Plastikbecher, während seine Frau stumm mit einem Stofftaschentuch ihre Augen
betupfte.
    »Das ist unser tapferer Jethro«, sagte Jackson
unvermittelt. »Er ist im Kampf für Amerika gestorben. Ich bin stolz auf ihn.«
    Lüder räusperte sich. »Wir sind Ihnen dankbar, dass
Sie diesen schweren Gang angetreten haben und uns bei unseren Ermittlungen
unterstützen. Können Sie uns noch irgendwelche Hinweise geben, die uns bei der
Suche nach den Tätern helfen?«
    »Suchen Sie die Feinde Amerikas. Dann haben Sie auch
die Mörder unseres Kindes«, sagte Jackson mit überraschend fester Stimme. »Mehr
können wir dazu nicht sagen.«
    Es war sinnlos, die beiden alten Leute weiter zu
bedrängen. Sie würden keine Informationen liefern können. Welche Eltern würden
angesichts des Todes zugeben wollen, dass ihr Sohn möglicherweise an Dingen
beteiligt war, für die jemand blutige Rache genommen hatte? Da war es eine
natürliche Reaktion, dass die Eltern wiederholt vom Heldentod sprachen und das
Andenken an ihr Kind verherrlichten.
    »Wir bringen Sie zum Hotel zurück«, sagte Lüder, »und
was werden Sie dann …«
    »Dafür ist gesorgt«, schaltete sich Große Jäger ein.
»Herr und Frau Jackson werden noch einen Tag in Kiel bleiben. Ich habe mit Sven
Kayssen von der Presseabteilung gesprochen. Der hat eine Begleitung
organisiert. Es gibt zwei Kollegen, die sich angeboten haben, in ihrer Freizeit
ein wenig Fremdenführer zu spielen.«
    »Der Staatsanwalt hat inzwischen die sterblichen
Überreste Ihres Sohnes freigegeben, sodass einer Überführung in die Heimat
nichts mehr entgegensteht. Wenn Sie möchten, werde ich mit unserem Kontaktmann
in der amerikanischen Botschaft sprechen.«
    Herr Jackson schüttelte energisch den Kopf. »Das
möchten wir nicht. Darum haben wir uns selbst gekümmert.«
    Sie fuhren zum Hotel zurück. Dort wandten sich die
beiden alten Leute ab und tauchten ins Halbdunkel des Hoteleingangs unter.
    »Ich versteh das nicht«, sagte Große Jäger, als sie
wieder im Auto saßen. »Warum wollen die beiden den Leichnam selbst
zurückbringen? Der Alte hat doch keine Gelegenheit ausgelassen, seinen Sohn als
Helden zu rühmen? Da muss doch etwas dahinterstecken.«
    »Wenn die Eltern wissen, dass Jethro nicht der
heldenhafte Patriot war, sondern sich Unrühmliches hat zuschulden kommen
lassen, erspart man sich eventuell Peinlichkeiten, wenn man die Heimkehr nicht
der Armee überlässt«, überlegte Lüder laut.
    »Das kostet viel Geld. Und die alten Leute werden das
kaum selbst zahlen können.«
    »Und wenn die Armee die Kosten unter dem Vorbehalt
übernimmt, dass die Jacksons auf eine militärische Ehrung verzichten? Die
Amerikaner sind nicht

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