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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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wisperte ihr Mann, und es war nur
für seine Frau bestimmt, aber die beiden Beamten konnten es deutlich vernehmen.
    In Kiel kommentierte er erstaunt die vielen engen
Straßen. Begeisterung weckte allerdings der kurze Blick auf die beiden großen
Fährschiffe der Color und der Stena-Line, die am Ende der Förde fast im Herzen
der Stadt lagen.
    »Ob die nach Amerika fahren?«, fragte er leise.
    »Die Fähren verkehren über die Ostsee«, half Große
Jäger aus.
    »Was ist die Ostsee?« und »Warum fahren über so einen
Teich nicht kleine Boote?« lauteten die Fragen, die der Oberkommissar geduldig
zu beantworten suchte.
    Lüder fuhr die Jacksons zum familiär geprägten Hotel
»Düvelsbek« in Kiels Feldstraße, und Große Jäger half ihnen beim Einchecken.
    »Wir haben uns in einer Stunde zum Abendessen
verabredet«, sagte der Oberkommissar, als er zu Lüder zurückkehrte, der im
Wagen auf ihn gewartet hatte.
    Die Zeit nutzten sie, um noch einmal ins LKA zu fahren und Holls Drucker
abzuliefern. Lüder bat die Kriminaltechnik um eine Analyse, ob mit diesem Gerät
der anonyme Brief an ihn gedruckt worden war.
    Eine Stunde später fuhren sie erneut vor dem Hotel
vor. Das Ehepaar Jackson stand geduldig vor der sehenswerten Fassade des
großzügigen Hauses, das Anfang des vergangenen Jahrhunderts als repräsentativer
Wohnraum für kaiserliche Offiziere gebaut worden war. Der Anflug eines Lächelns
zeigte sich auf dem Gesicht des Mannes, während seine Frau den ängstlichen
Ausdruck immer noch nicht abgelegt hatte.
    Lüder erfüllte den Wunsch der beiden Amerikaner nach
einem Steakhaus und fuhr ins Stadtzentrum. Auf der Rückseite der Fußgängerzone
lag das Block House, vis-à-vis dem repräsentativen Gebäude der Kieler
Nachrichten und unweit des Kieler Rathauses, dessen Turm dem Campanile in
Venedig nachempfunden war.
    »Wer hat von wem abgekupfert?«, fragte Große Jäger und
zeigte auf Kiels Wahrzeichen.
    »Ist das eine Frage?«, fragte Lüder lachend zurück.
    Sie nahmen in dem gemütlich-rustikal gestalteten
Restaurant Platz. Bevor sie einen Blick in die Karte warfen, bestellte Große
Jäger ein Bier und ermunterte Jackson, es ebenfalls zu probieren.
    »Deutsches Bier? Original deutsches Bier?«, fragte er.
Lüder bestellte für sich ein Mineralwasser, Frau Jackson bat um eine Cola und
ein Glas Weißwein.
    »Wir freuen uns, dass Sie den weiten Weg um die halbe
Welt gemacht haben, um uns zu helfen«, begann Lüder vorsichtig. »Leider ist der
Anlass ein unerfreulicher. Wir möchten Ihnen unsere aufrichtige Anteilnahme
aussprechen.«
    Jackson nickte ernst und sah seine Frau an, die ein
Stofftaschentuch in ihren Händen zerknüllte.
    »Darf ich Ihnen zuerst ein Bild zeigen?«
    Nachdem Jackson genickt hatte, zog Lüder ein Bild des
Husumer Mordopfers hervor und legte es dem Ehepaar vor.
    Jackson suchte umständlich in den Taschen seines
zerknitterten dunklen Anzugs nach einer halben Lesebrille, während seine Frau
sich über die Fotografie beugte. Dann begann sie leise zu weinen.
    »Er ist ein guter Junge«, stammelte sie leise. Sie
sagte »ist« und nicht »war«. Es schien, als wollte die Mutter es nicht
wahrhaben, dass ihr Sohn tot war.
    »Unser kleiner Jethro«, flüsterte auch der Vater und
nahm die Brille wieder ab. »Es ist nicht einfach für einen Jungen aus dem Osten
Washingtons, im anderen Amerika Fuß zu fassen.« Jackson schob den Ärmel seines
weißen Hemdes ein wenig hoch und zeigte den beiden Polizisten sein Handgelenk.
»Diese Farbe stört immer noch.« Dann nickte er heftig, wie um seine Worte
selbst zu bestätigen. »Aber Jethro hat sich durchgebissen. Er ist zum Militär
und durfte die Ehre unseres Landes und die Freiheit der Menschen verteidigen.«
    Seine Frau sah ihn mit feuchten Augen an und bewegte
stumm die Lippen.
    »Man hat ihn zu einer Eliteeinheit geholt. Wollen Sie
sehen?« Jackson kramte in den Taschen seines Anzugs, zog noch einmal die
Lesebrille hervor und fand schließlich in einem abgegriffenen Briefumschlag ein
zerknittertes Foto. »Hier.«
    Die beiden Beamten sahen einen glücklich in die Kamera
lächelnden jungen Schwarzen in Sonntagsuniform.
    »Und nun ist er im Kampf für die Freiheit gefallen.«
Jackson klopfte sich mit der geballten Faust gegen die Brust.
    Aus Jackson sprach nicht der Vater, der über den Tod
seines Sohnes erschüttert war, sondern der amerikanische Patriot, stellte Lüder
für sich selbst fest. Ihm wurde bewusst, dass sie auf ganz persönlicher Ebene
einem Stück

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