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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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durch die Bepflanzung einen
Umfang angenommen, der einem Menschen Sichtschutz bot.
    Große Jäger ging, einem Müßiggänger gleich, zwischen
diesen Pfeilern und der Hauswand her und betrachtete scheinbar gelangweilt die
Auslagen, während sich Lüder auf der anderen Seite hielt. Auf Höhe eines
Modegeschäftes zischte es von der anderen Straßenseite herüber.
    »Pssst!«
    Mit einem Seitenblick gewahrte Lüder Herbert Holl, der
sich hinter einer der Stützsäulen verborgen hielt. Lüder blinzelte ihm
unauffällig zu und ging gemächlich weiter bis zum Ende der Ladenzeile. Dann
kehrte er um, wechselte auf die andere Seite und kehrte im Schutz der Säulen
zurück. So war er aus dem direkten Blickfeld der Fußgängerzone verschwunden. Er
blieb mit dem Rücken zu Holl vor einem Fenster stehen und besah sich die
Angebote. Große Jäger stand scheinbar unschlüssig vor dem Eingang des
übernächsten Geschäfts.
    »Was soll das Versteckspielen?«, fragte Lüder über die
Schulter.
    »Ich werde verfolgt«, sagte Holl.
    »Von wem?«
    »Den Namen kenne ich nicht. Es ist der Killer, der die
anderen beiden Opfer auf dem Gewissen hat.«
    »Drei Tote.«
    »Ich kenne nur zwei. Jackson aus Husum und Tahiro aus
Itzehoe.«
    »Und der Mann aus Heide?«
    »Der sagt mir nichts.«
    Lüder wollte sich umdrehen. »Warum so geheimnisvoll?
Sie kommen jetzt mit uns, und wir unterhalten uns in aller Ruhe auf der
Polizeistation.«
    »Das geht nicht. Ich sagte schon – ich werde verfolgt.
Was glauben Sie, warum ich aus der Wohnung geflüchtet bin?«
    »Wir können Sie nirgendwo besser schützen als bei der
Polizei.«
    »Zu Ihnen – ja. Da habe ich Vertrauen. Aber die sind
überall. Was glauben Sie, woher man so gut über Sie und Ihre Ermittlungen
informiert ist?«
    »Die Landespolizei ist mit Sicherheit nicht
korrumpiert«, behauptete Lüder. Ihm wurde diese Geheimniskrämerei langsam zu
bunt. »Wollen wir weiterhin Katz und Maus spielen?«
    »Ich habe Ihnen viel zu erzählen«, flüsterte Holl.
    »Schön, dann kommen Sie mit. Oder bleiben Sie, wo Sie
sind.«
    »Nein!« In die Stimme Holls hatte sich unverkennbar
Angst gemischt. »Sie wissen selbst, wie brutal die sind. Die gehen über
Leichen.«
    »Ich habe genug von diesen Kindergeschichten, von
leprakranken Gespenstern, die mit Sandklumpen schießen.« Lüder spürte, dass
Holl unter Druck eher bereit war zu reden. Warum hatte der Mann bisher
geschwiegen und sich nur anonym an Lüder gewandt? Weshalb hatte Holl zunächst
behauptet, er habe keinen Sohn?
    Sie wurden durch Große Jäger unterbrochen.
    »Es geht los«, sagte der Oberkommissar und ging hinter
der nächsten Säule in Deckung. Dabei zeigte er in die Richtung, aus der sie
gekommen waren.
    Lüder zwängte sich zu Holl und schob den zitternden
Mann hinter sich, sodass Lüder ihm Deckung bot. Vorsichtig lugte er um die Ecke
und sah eine Gestalt, die trotz der sommerlichen Temperaturen einen
Kapuzenpulli trug und die Kopfbedeckung so weit heruntergezogen hatte, dass das
Gesicht im Schatten lag. Der Mann hatte die beiden Beamten und Holl bemerkt und
war ebenfalls in Deckung gegangen.
    Große Jäger, der dem Unbekannten am nächsten war,
beugte sich ein wenig vor.
    »Polizei«, rief er. »Kommen Sie hervor und
verschränken Sie die Hände hinter dem Kopf.«
    Nichts geschah.
    »Sie müssen englisch sprechen. Der versteht kein
Deutsch«, sagte Holl mit flatternder Stimme.
    Lüder wiederholte Große Jägers Aufforderung auf
Englisch. Doch der Unbekannte hielt sich zwei Säulen vor Große Jäger verborgen.
    Lüder hörte deutlich das Ratschen, als der
Oberkommissar seine Waffe durchlud. Er selbst hatte seine Pistole ebenfalls aus
dem Holster hervorgeholt und zog den Schlitten zurück. Das Geräusch war im
gottlob ruhigen Schmuggelstieg deutlich hörbar. Auch der Unbekannte musste es
vernommen haben.
    »Komm hervor, sonst holen wir dich«, warnte Große
Jäger.
    »Was soll die Waffe? Sie wollen doch nicht etwa
rumballern?«, meldete sich Holl zu Wort, der sich instinktiv wie der Sozius auf
dem Motorrad an Lüders Pullover festgeklammert hatte.
    »Gehen Sie dem Geist entgegen und sagen Sie ganz laut: ›Peace‹«, erwiderte Lüder ungerührt.
    »Gib auf. Du bist umzingelt. Hinter dir sind noch mehr
Polizisten«, rief Große Jäger.
    Der Geist hielt sich immer noch hinter einer Säule
verborgen. Lüder lugte vorsichtig um die Ecke. Sie hatten Glück. Es waren keine
Passanten unterwegs. Allerdings sah er, dass sich am Ende der Fußgängerzone

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