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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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die
Mutter mit dem Kinderwagen anschickte, in ihre Richtung zu kommen. Lüder beugte
sich vor und rief der Frau zu: »Bleiben Sie dort. Kehren Sie um. Schnell.«
    Die Frau mit dem Kopftuch stutzte einen Moment, dann
beugte sie sich zu dem Kind an ihrer Seite hinab, sagte etwas und marschierte
trotzdem in ihre Richtung.
    »Bleib da! Nicht!«, schrie jetzt auch Große Jäger aus
Leibeskräften. Erneut hielt die Frau kurz an. Dann begann sie mit hoher
keifender Stimme zu schimpfen und setzte ihren Weg fort.
    Offenbar hatte der Oberkommissar den gleichen Gedanken
wie Lüder. Er sprang aus seiner Deckung hervor und sprintete in Richtung des
Geistes. Es war nicht vorhersehbar, wie der Killer reagieren würde, wenn die
Mutter mit ihren Kindern auf seiner Höhe angekommen war. Sie durften nicht
riskieren, dass er die Frau als Geisel nahm.
    Der Unbekannte reagierte blitzschnell auf den Spurt
der beiden Polizisten. Er tauchte aus seiner Deckung auf und jagte in großen
Sätzen der Frau entgegen.
    Aus der Ferne sah Lüder, dass dort hinten ein paar
Passanten unterwegs waren. Er hob seine Waffe hoch und gab im Laufen zwei
Schüsse ab. Die Menschen erstarrten in ihren Bewegungen. Dann rannten sie in
alle Richtungen in panischem Entsetzen davon, wie Lüder es sich erhofft hatte.
Nur die Mutter war wie angewurzelt stehen geblieben und sah die drei Männern,
die ihr mit gezogenen Waffen entgegenhasteten, mit offenem Mund an.
    Der Mörder hatte vielleicht vier Meter Vorsprung vor
Große Jäger, der sich wiederum in Lüders Schusslinie befand.
    Lüder näherte sich zentimeterweise Große Jäger, der
allerdings die Distanz zum Flüchtenden größer werden ließ. Der Oberkommissar
schnaufte laut und vernehmlich wie eine unter Dampf gesetzte Museumslok.
    Mit großer Erleichterung sah Lüder, wie der Killer die
Frau mit den beiden Kindern unbeachtet ließ. Sie war wie zur Salzsäule erstarrt
und sah mit weit aufgerissenem Mund den drei Männern hinterher, die mit
gezogenen Waffen an ihr vorbeirannten. Urplötzlich zog sie das größere Kind mit
einer ruckartigen Bewegung zu sich heran und versuchte, es unter ihrem Arm zu
verbergen.
    Der Mann rannte in die Richtung, in der die Passanten
immer noch damit beschäftigt waren, sich in Sicherheit zu bringen. Er
überquerte den kleinen Wasserlauf und sprintete weiter die Straße entlang.
    Lüder gab im Laufen erneut einen Schuss in die Luft
ab. Das schien den Flüchtenden aus dem Laufrhythmus gebracht zu haben. Urplötzlich
stoppte er, drehte sich um und zielte in Richtung der beiden Polizisten. Das
Ganze geschah in einer einzigen fließenden Bewegung. Lüder sah, wie Große Jäger
mitten im Sprung erstarrte und in der Luft zu stehen schien. Es waren
Bruchteile von Sekunden, aber Lüder schienen sie wie eine Ewigkeit.
    Dann löste sich aus der Kehle des Oberkommissars ein
gewaltiger Schrei. Lüder stockte der Atem.
    Doch es war nicht der Ruf eines Getroffenen. Wenn das
Ganze nicht eine lebensgefährliche Situation gewesen wäre, hätte Lüder
schallend gelacht.
    »Du verdammtes Arschloch«, schrie der Oberkommissar
und stürmte vorwärts.
    Einen Herzschlag lang erstarrte der Geist vor
Verblüffung. Dann drehte er sich um und hetzte weiter. Der Oberkommissar war
nur noch zwei Handbreit hinter ihm. Der Flüchtende schlug einem Hasen gleich
einen Haken und stürmte in den schmalen Durchgang zwischen der
Änderungsschneiderei und dem Juwelier. Lüder war jetzt nur noch einen Meter
hinter Große Jäger. Von den Wänden des Durchlasses hallte das Keuchen der drei
Männer wider. Ein paar Meter weiter endete der Weg an der Hausecke in einer
scharfen Linkskurve, um im rechten Winkel weiterzuführen. Der Mann musste seine
Geschwindigkeit reduzieren, um sie nehmen zu können. In diesem Augenblick
sprang Große Jäger ab. Die massige Gestalt segelte förmlich durch die Luft und
landete auf dem Rücken des Killers. Der versuchte instinktiv nach rechts
auszuweichen, da links die Hauswand seinen Fluchtweg behinderte. Beide krachten
mit Schwung in eine Reihe von Mülltonnen, die aneinandergereiht den Weg
säumten. Mit lautem Scheppern fielen drei der Behälter um. Der Flüchtende
landete inmitten der Tonnen, Große Jäger kam halb auf ihm zu liegen. Der Mörder
hatte seine Hand, die immer noch die Waffe hielt, instinktiv zum Schutz vor der
Landung weit nach vorn gestreckt. Er versuchte, sich gleichzeitig herumzuwerfen
und seine Schusshand in eine Position zu bringen, aus der er die Pistole gegen
seine Verfolger

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