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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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habe den Blödsinn auch
gelesen. Aber was hat Gwisdzun nun für Sorgen?«
    »Der ist vorhin bei uns aufgekreuzt. Mit seiner Frau
im Schlepptau. Beide verlangen Polizeischutz. Am besten gleich eine
Hundertschaft. Gwisdzun hat mir vorgejammert, dass ihm der Reporter einen
Hunderter in die Hand gedrückt hat. Außerdem wollte er den Rentner als Helden
groß herausbringen. Der Mann hat nicht überblickt, was er damit
heraufbeschworen hat. Jedenfalls ist Gwisdzun im Laufe des Vormittags in seinen
Keller gestiefelt, um neue Getränke zu holen. Auch Mineralwasser. Das hat er
mehrfach betont. Als er in seinem Gerümpel hantierte, hat er ein Geräusch
hinter sich gehört. Jemand musste sich unbemerkt herangeschlichen haben.
Gwisdzun drehte sich um und stand dem Geist gegenüber. Zumindest beschwört er,
dass es einer war. Der Fremde hat zuerst mit dem Zeigefinger die Geste des
Halsdurchschneidens angedeutet, dann den Zeigefinger auf den Mund gelegt und
Gwisdzun gefragt: Capito? Dann hat er den Zeugen heftig vor die Brust gestoßen,
sodass der in ein Kellerregal gefallen ist. Gwisdzun schwört Stein und Bein,
dass sich der Geist danach in Luft aufgelöst hat.«
    Große Jäger, der das Gespräch über den
Raumlautsprecher mitgehört hatte, bewegte seine offene Hand kreisend vor der
Stirn und flüsterte leise: »Der hat sie doch nicht mehr alle beieinander.«
    »An diesem Gespenst scheint etwas dran zu sein.
Schließlich wollen die Leute auf dem Heider Marktfrieden auch eine merkwürdige
Gestalt erkannt haben. Dort wurde sie als Leprakranker beschrieben. Es scheint
wirklich jemand in dieser Verkleidung herumzulaufen und Angst und Schrecken zu
verbreiten«, sagte Lüder.
    »Und zwar in solchem Maße, dass Gwisdzun sich
außerstande sieht, unserem Zeichner durch sachdienliche Hinweise das Erstellen
einer Phantomzeichnung zu ermöglichen.«
    »Ich fürchte, der Geist ist gar nicht so flüchtig, wie
es die Fantasie den Zeugen vorgaukelt, sondern aus echtem Fleisch und Blut. Und
Letzteres klebt vermutlich in größerer Menge an seinen Händen. Nun müssen wir
diesem Gespenst nur noch die Maske vom Gesicht reißen.«
    Schwälm stimmte mit einem Seufzer zu und versprach,
alle Kraft in die weiteren Ermittlungen zu stecken.
    »Wo bin ich hier nur gelandet«, stöhnte Große Jäger
theatralisch, als Lüder aufgelegt hatte. »Bei uns in Husum laufen keine
leprakranken Geister herum und ermorden Leute mit Sandklumpen.«
    »Und deshalb sitzt du hier?«, grinste Lüder ihn an.
    Der Oberkommissar winkte ab. »Thomas Birry, der
Scheckaussteller, scheint auch so ein Phantom zu sein. Weshalb unternimmt
jemand solche Anstrengungen, nur um einem unterbelichteten Typen wie dem
Merseburger gelegentlich einen Scheck zukommen zu lassen?«
    »Vielleicht ist das ja der ›Geist‹. Auch Gespenster
brauchen einen Namen, wenn sie sich irdischen Dingen wie dem Geldtransfer
hingeben.«
    »Nur für solche Zwecke einen Ausweis fälschen? Das
nenne ich Engagement.«
    »Wer behauptet, dass der Ausweis falsch war?«, fragte
Lüder.
    »Sie wollen nicht im Ernst behaupten, dass es diesen
Birry wirklich gibt?«
    »Nicht unter diesem Namen. Aber es gibt Einrichtungen,
die ganz legal falsche Ausweise ausstellen.«
    Große Jäger sah Lüder eine Weile ungläubig an. »Sie
meinen, da hätten irgendwelche Geheimdienste ihre Finger im Spiel?«
    »Das ist nicht mehr eine Frage des Glaubens. Hunter.
Fritzmeier. Die mischen munter mit. Und wenn unsere Seite, also die
Guten, beteiligt sind, dann gibt es auch die anderen , die Bösen. Und
wenn man es so betrachtet …«
    »Müssen wir die nur noch einfangen, bevor die
Schlapphüte ihrer habhaft werden.«
    »So ist es«, sagte Lüder. »Denn wenn die Amerikaner
vor uns zugreifen, verschwinden die Täter für immer. Und in diesem ganzen
schmutzigen Geschäft haben wir als Polizei die undankbare Rolle des
Saubermanns, denn niemand sonst unter den Beteiligten ist in dem Maße an Recht
und Gesetz gebunden wie wir.«
    »Jetzt verstehe ich, warum mir die Filme mit Charles
Bronson immer so gut gefallen haben«, sagte Große Jäger lachend und sah auf
seine Armbanduhr. »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir zum Flughafen kommen und
die Eltern von Jethro Jackson abholen. Sind Sie dabei?«
    Lüder nickte. »Ich würde mir gern selbst ein Bild
davon machen, was die beiden über ihren Sohn zu berichten wissen. Noch wissen
wir nicht viel über den Husumer Toten, außer dass er bei der Army war und
mehrfach verletzt wurde.«
    »Und keine

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