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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Er wartete aber die Antwort nicht ab, sondern steuerte auf den
Schalter von Continental zu. Mit einem geschäftsmäßigen Lächeln sah ihnen eine
sorgfältig geschminkte Frau entgegen. Sie hatte das gleiche Einheits-Make-up
aufgelegt, das die Verkäuferinnen einer bundesweit bekannten Parfümeriekette
auszeichnete.
    »Hallo, schönes Mädchen. Wir suchen zwei Freunde, die
aus Washington kommen sollten«, trug der Oberkommissar seine Bitte vor.
    Die Bodenstewardess verzog keine Miene, sondern
behielt ihr antrainiertes Lächeln bei. »Wie war der Name?«
    »Ehepaar Jackson.«
    »Moment bitte.«
    Die Frau gab etwas in einen Computer ein. »Das tut mir
leid«, sagte sie dann. »Es hat auf dem Zubringerflug von Washington nach Newark
Probleme gegeben. Deshalb war das Ehepaar Jackson nicht an Bord von New York.
Sie haben den Flug gar nicht erst angetreten.«
    »Können Sie uns sagen, wohin unsere Gäste umgebucht
wurden?«
    Es dauerte ein wenig länger, bis die junge Frau die
Antwort auf ihrem Bildschirm hatte. »Die Passagiere sind für morgen gebucht.
Sie kommen von Washington Dulles International mit der SAS via Kopenhagen nach Hamburg.« Sie nannte auch die
Ankunftszeit und bedauerte noch einmal mit einem honigsüßen Lächeln die
Ungelegenheiten, als wäre sie höchstpersönlich dafür verantwortlich.
    »So ein Mist«, fluchte Große Jäger. »Ich habe noch in
keinem Fernsehkrimi gesehen, dass die dortigen Superpolizisten so häufig
vergeblich unterwegs sind wie wir. Und warten müssen die auch nie.« Er sah
Lüder mit verschmitztem Lächeln an. »Und noch etwas gibt es nicht im
Fernsehkrimi: Ich muss jetzt erst einmal pinkeln gehen, bevor wir die Heimreise
antreten.« Er verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten, und tauchte nach einer
Viertelstunde wieder auf. »Ich verstehe langsam, weshalb die Menschen in die
Parkhausnischen pinkeln. Bei den Preisen …«
    Im Auto quetschte sich Große Jäger auf den
Beifahrersitz und hörte bis Neumünster nicht auf, über die amerikanische
Luftfahrt zu schimpfen. »Die kriegen nix auf die Reihe. Kein Wunder, dass die
Lufthansa und ihre Genossen die Brüder nicht in der Star Alliance haben wollen.
Nicht einmal ihre Landsleute schaffen die über den Teich zu transportieren.«
    Lüder lauschte Große Jägers ununterbrochenem
Wortschwall und nutzte auf der Höhe des Bordesholmer Dreiecks die erste Pause,
um den Oberkommissar zu fragen: »Bevor du jetzt nach Husum zurückfährst, kannst
du bei uns übernachten. Meine Frau freut sich. Und Jonas erst recht.«
    »Ich habe doch nichts dabei«, protestierte Große
Jäger.
    »Das organisieren wir schon«, erwiderte Lüder amüsiert
und wählte über die Freisprecheinrichtung seinen Privatanschluss.
    »Hier bei Familie Lüders. Jonas am Apparat«, meldete
sich eine hastige Kinderstimme. »Lüder, bist du das? Mami ist schon ganz schön
sauer auf dich, weil du dich so lange nicht gemeldet hast.«
    Große Jäger grinste Lüder breit an.
    »Hör mal, du Naseweis. Was ist das für ein Empfang?«,
sagte Lüder lachend. »Was soll ein Fremder von uns denken, wenn du ihn so am
Telefon überfällst?«
    »War ja kein Fremder. Hab ich doch am Display
gesehen«, antwortete Jonas ungerührt.
    »Ist Mami da?«
    »Die macht mit Sinje rum.«
    »Kannst du ihr ausrichten, dass wir heute Abend Besuch
bekommen? Ein auswärtiger Kollege, der schläft auch bei uns.«
    »Ein Gangsterjäger?«
    »Ein großer Jäger.«
    »Oh, geil. Hat der sein Schießeisen dabei?«
    »Willst du mich vor dem Kollegen blamieren?«
    »Wieso? Richtige Polizisten haben doch so ein
Ding.«
    »Bin ich kein richtiger Polizist?«
    »Nicht wirklich. So ‘n oller Kriminalrat ist doch nur
ein Sesselfurzer, wie du immer sagst.«
    Lüder beendete rasch das Gespräch, bevor Jonas noch
mehr Gelegenheit fand, vor den Ohren des Oberkommissars Details des Lüder’schen
Familienlebens auszuplaudern.
    Lüder steuerte ohne den Umweg über das Polizeizentrum
direkt sein Haus an. Der Motor lief noch, als die Haustür aufflog und Jonas
herausstürmte. Neugierig blieb er vor dem BMW stehen und wartete, dass der angekündigte »große Gangsterjäger« ausstieg. An
seiner Mimik war deutlich anzumerken, dass er schwer enttäuscht war.
    »Sie sind wirklich Polizist?«, fragte er.
    Der Oberkommissar nickte. »Ein richtiger.« Um das zu
beweisen, griff er nach hinten an seinen Hosenbund und zauberte die
Handschellen hervor, die er gewohnheitsmäßig mit sich führte. Ehe Jonas sich
versah, machte es klick,

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