Todesküste
sich von Lüder mit einem
herzhaften Händedruck.
Der BND -Mann
hatte kaum das Büro verlassen, als Große Jäger zurückkehrte und zuerst in die
Kaffeetasse sah.
»Na? Hat er ausgetrunken?« Offensichtlich war der
Oberkommissar enttäuscht, dass Fritzmeier den Kaffee zu sich genommen und die
übergeschwappte Untertasse unberührt gelassen hatte. »Was hat der Heini von
Ihnen gewollt?«
Lüder setzte den Oberkommissar in Kenntnis und
ergänzte die Ausführungen um seine eigenen Gedanken.
Große Jäger kratzte sich den Stoppelbart. »Hm, das ist
ein heißes Eisen. Ich habe zwar schon diese oder jene Erfahrung in meinem
Polizeileben gemacht, aber mit den Islamisten habe ich mich noch nicht
angelegt. Davon gibt es keine in Husum.«
»Offensichtlich haben diese Kreise auch Husum
entdeckt«, widersprach Lüder. »Jethro Jackson ist schließlich nicht allein in
die Kirche am Marktplatz marschiert und hat sich zum Sterben auf die Heizung
gelegt.«
»Das ist nicht der dümmste Gedanke«, sagte Große Jäger
und grinste. »Man erzählt sich, dass Leichen schnell auskühlen. Und wenn ich
dran sein sollte – warum nicht auf einer Heizung. Ich sehe keinen Grund,
weshalb ich in meiner letzten Stunde frieren sollte.«
»Ich kenne deine Einstellung zur Religion nicht, aber
der Himmel soll Berichten nach ein angenehmes Klima aufweisen.«
»Mag sein. Haben Sie schon jemanden getroffen, der aus
Erfahrung berichtet hat?«
Lüder lächelte. »Noch nicht wirklich.«
Große Jäger kniff die Lippen zu einem schmalen Spalt
zusammen. »Sehen Sie. Außerdem ist es fraglich, ob Petrus mich in den Himmel
lässt. Ich bin als Münsterländer zwar rechtgläubig getauft, wie Papst Benedikt
zwischen mir als Katholiken und Ihnen zu unterscheiden weiß, aber ob mir bei
meinem Lebenslauf die Himmelstüren offen stehen?« Er wiegte sanft den Kopf hin
und her. »Doch das macht auch nichts. In der Hölle soll ja gut geheizt sein.
Und lieber zocke ich mit dem Teufel, als dass ich auf einer Wolke sitze,
Halleluja singe und Weißbier trinken muss. Außerdem treffe ich in der Hölle
alle Kunden wieder, denen ich in meinem Berufsleben begegnet bin.«
»Da war noch etwas anderes«, wurde Lüder wieder ernst.
»Während meines Gespräches mit …«
»Fritze Meier«, schob Große Jäger grienend dazwischen.
»… mit BND -Fritzmeier
rief mich der Erpresser an und drohte nicht nur, die manipulierten Bilder
meines Sohnes ins Internet zu stellen, sondern er schloss die Möglichkeit nicht
aus, dass dem Jungen auch sexuelle Gewalt angetan werden könnte.«
Der Oberkommissar pfiff durch die Zähne. »So ein
widerwärtiges Schwein. So etwas habe ich noch nie gehört. Und? Was werden Sie
unternehmen?«
Lüder zuckte resignierend die Schulter. »Offen
gestanden – ich bin unsicher. Natürlich lasse ich mich nicht erpressen.
Andererseits scheint dieser ›Abschnittführer‹ nicht nur über gute
Informationsquellen zu verfügen, sondern auch kein spinnender Einzelkämpfer zu
sein. Ich mag nicht an den vorgeschobenen Rechtsextremismus glauben. Das war
ein Nebenkriegsschauplatz.«
»Ob die Gegenseite, wenn wir sie so nennen wollen,
unruhig wird, weil Sie diese Finte sofort durchschaut haben?«
»Das mag sein. Und Fritzmeier bringt nun die
Islamisten ins Gespräch. Falls die mitspielen, haben wir es mit einem dicken
Fisch zu tun. Man kann vermuten, dass diese Leute zu vielem fähig sind, aber
das, was meinem Sohn angedroht wird, liegt außerhalb ihrer Welt. Die
Glaubenskrieger würden sich nie an einem Kind vergreifen, schon gar nicht in
dieser Art.«
»Da könnte etwas dran sein. Also haben wir es doch mit
zwei unterschiedlichen Tätergruppen zu tun«, überlegte Große Jäger.
»Die Frage kann ich dir nicht beantworten.
Auszuschließen ist mittlerweile nichts mehr.«
Beide hingen für einen Moment eigenen Gedanken nach.
»Wir sollten uns noch einmal ernsthaft mit Herbert
Holl unterhalten. Der vorgebliche Menschenfreund aus Norderstedt ist im
Augenblick der Einzige, der akzentfreies Hochdeutsch spricht. Und solcher
Aussprache hat sich der Erpresser bedient. Das war kein Araber oder Afghane,
der mich angerufen hat. Dahinter steckt ein German-Native-Speaker, wie man auf
Neudeutsch sagt.«
»Schön, dann sollten wir nach Norderstedt aufbrechen.
Merkwürdig, dass dort auch der Kulturverein residiert, von dem der BND -Fritze sprach. Und auf dem Rückweg
holen wir die Eltern von Jethro Jackson in Fuhlsbüttel am Flughafen ab.« Große
Jäger fuhr sich mit
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