Todesläufer: Thriller (German Edition)
erkennen.
Aus einem Grund, der ihm nicht klar war, mochte sie in Captain Pollacks Tochter, die so natürlich und tapfer wirkte, etwas gesehen haben, das sie ihr als mögliche Verbündete, wenn nicht gar mehr, erscheinen ließ.
»Dad …«
»Was gibt es?«
»Versprich mir, dass wir sie besuchen, wenn sie das hinter sich hat.«
Er sah sie mit zärtlichem Lächeln an. Dann nahm er ihre schmalen Hände.
»Versprochen. Sie schafft das. Wir lassen sie nicht im Stich.«
»Mr. President!«
Ohne zu klopfen, war Salz hereingeschneit.
»Das ist nicht der richtige Augenblick, Addy …«
Doch sein Stabschef ließ sich nicht abwimmeln.
»Thomas Ford ist tot. Er hat die Explantation seines Schrittmachers nicht überlebt.«
Jetzt hatten die Ereignisse auch im Kreis des Nationalen Sicherheitsrats ein Todesopfer gefordert. Das war ein schwerer Schlag.
14 UHR 15 – NEW YORK – SITZ DES FBI
Der unvermeidlich scheinende Zusammenstoß mit Benton blieb aus. Devroes Nachricht vom Tod des Verteidigungsministers hatte die Beamten ernüchtert und dazu veranlasst, in einem gewissen Rahmen den Schein zu wahren. Thomas Ford mochte nur mittelbar ein Opfer der Ereignisse sein, eine Art chirurgischer Kollateralschaden, doch sein Tod zeigte überdeutlich, wie sehr die Verschwörung den Vereinigten Staaten schaden konnte.
»Weiß man schon, wer an seine Stelle tritt?«, erkundigte sich Liz.
»Normalerweise müsste das sein Stellvertreter sein, aber der ist erst seit drei Monaten im Amt. Sein Vorgänger musste ja bekanntlich seinen Hut nehmen, nachdem es unter den GIs eine ganze Reihe von Selbstmorden gab.«
Die Angelegenheit hatte hohe Wellen geschlagen. In den Monaten nach dem Abzug der Amerikaner aus dem Irak war die Selbstmordrate in den Streitkräften sprunghaft gestiegen. Manche sahen den Grund dafür in einer als »posttraumatische Belastungsstörung« bezeichneten Depression, vergleichbar jener, wie sie die vor über vierzig Jahren aus Vietnam zurückgekehrten Soldaten befallen hatte. Andere sahen darin eine Folge des Starrsinns, mit dem sich der Kongress über Jahre hinweg geweigert hatte, den berüchtigten Grundsatz » Don’t ask, don’t tell« außer Kraft zu setzen, der es Angehörigen der Streitkräfte verbot, sich zu ihrer Homosexualität zu bekennen.
»In einem solchen Fall sieht die Verfassung vor, dass der Präsident als oberster Befehlshaber diese Aufgabe vorübergehend selbst übernimmt«, erläuterte Benton. »Da er sich gerade in der Luft befindet, nehme ich an, dass vorerst Vizepräsident Harris dessen Geschäfte übernehmen wird.«
Robert Harris hatte mehr Regierungserfahrung als die meisten Funktionsträger im Weißen Haus, sogar mehr als der Präsident selbst. Da er Fords Amt außerdem bereits während einer früheren Präsidentschaft der Demokraten innegehabt hatte, war er rein theoretisch bestens für diese Aufgabe qualifiziert. Doch es hieß, er sei labil und es fehle ihm in entscheidenden Krisen an Gelassenheit. Böse Zungen behaupteten, das sei der Grund dafür, dass ihn seine Partei nie als Präsidentschaftskandidaten aufgestellt hatte. Er würde nie etwas anderes sein als der zweite Mann im Schatten der Macht, und dieses Wissen nagte heftig an ihm.
Lance Devroe brach als Erster das betroffene Schweigen, das sich im Raum ausgebreitet hatte: »Das Team, das wir nach Albany geschickt haben, ist zurück. Der Hauptserver des Gesundheitsministeriums ist tatsächlich vor achtzehn Monaten ›gehackt‹ worden. Ein klassischer Trojaner, der mit einer verseuchten E-Mail in das System eingedrungen ist.«
»Hat es ein Datenleck gegeben?«
»Eben nicht. Deshalb haben die für die Computersicherheit Verantwortlichen auch nichts davon bemerkt. Wie es aussieht, sind keinerlei Daten aus dem lokalen Netz nach außen gelangt. Es schien nichts verändert worden zu sein, weder auf den Servern noch auf den Terminals in den einzelnen Abteilungen. Das erklärt auch, warum die sich nicht die Mühe gemacht haben, sämtliche Datensätze gründlich zu überprüfen.«
Sam, der nur wenig von den Feinheiten der Informatik verstand, die vor ihm ausgebreitet wurden, fragte: »Hätten die das tun müssen?«
»Das kann man wohl sagen. Wenn man sich die Unterlagen über die Schrittmacher ansieht, die seit dem Eindringen des Trojaners in den Rechner geliefert wurden, fällt sofort ins Auge, dass alle muslimischen Chirurgen ausschließlich Schrittmacher vom Typ Alano Life G+ implantiert haben.«
»Das beweist überhaupt nichts.
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