Todesläufer: Thriller (German Edition)
der Gesundheitsbehörde. Man hat Kontakt mit denen aufgenommen, deren Umschläge noch nicht zugestellt waren.«
»Und die anderen?«
»Die Post hat uns die Unterlagen über die digitalisierten Scans sämtlicher von Asima abgeschickten Sendungen übergeben.«
»Wie viele?«
»Wenn man die tausend mitrechnet, die man bei ihr zu Hause gefunden hat, deutlich über zweitausend.«
»Damit sind wir noch weit von den fünfzigtausend entfernt, die Jefferson genannt hat«, sagte er im Versuch, die Bedrohung herunterzuspielen.
»Das stimmt … Aber wir haben natürlich keine Ahnung, was die Auftraggeber unserer pakistanischen Freundin noch schicken wollen.«
»Meinst du denn, das war noch nicht alles?«
»Möglich … Ich glaube, Cooper hat recht: Die Hintermänner sind nicht darauf aus, einmal zuzuschlagen und dann von der Bildfläche zu verschwinden. Sie wollen Terror verbreiten, und das möglichst lange.«
Sofern die manipulierten Schrittmacher so programmiert waren, dass sie über einen längeren Zeitraum hinweg nacheinander explodierten, konnte der Albtraum ohne Weiteres Wochen, wenn nicht gar Monate oder Jahre dauern, wie bei einem Virus, gegen das es keinen Impfstoff gibt.
Lance Devroe kam herein, um ihnen mitzuteilen, dass der Raum für Doktor Rafiqs Befragung bereit sei.
Liz zog eine Augenbraue hoch und blickte ihren Kollegen fragend an, als wollte sie sagen: »Fühlst du dich der Sache gewachsen?«, doch Sam vermochte in dem Chirurgen nicht den Mörder seiner Tochter zu sehen. Der Gedanke, Mustapha Rafiq könne zugleich Lebensretter und Henker sein, wollte ihm nicht in den Kopf. Bis zum Beweis des Gegenteils war der Mann für ihn in dieser Angelegenheit einfach ein Zeuge.
Gemeinsam betraten sie den Verhörraum. Ein lautes Magenknurren erinnerte beide daran, dass es lange her war, seit sie zuletzt etwas gegessen hatten.
Der Kardiologe sah ziemlich mitgenommen aus. Er erläuterte ihnen das Gleiche, was Benton zuvor von Professor Retner gehört hatte: Es war unmöglich, dass ein Chirurg mit einem Schrittmacher in Kontakt kam, bevor dieser im Operationssaal eintraf.
»Aber könnte man den einwandfreien Schrittmacher nicht unmittelbar vor dem Eingriff gegen einen manipulierten austauschen?«
»Es wird mich nicht unbedingt entlasten, wenn ich das jetzt sage …«, seufzte der Mediziner. »Aber dazu müssten alle Anwesenden mit dem Operateur unter einer Decke stecken: der Assistenzarzt, die Krankenschwester, der Anästhesist und die Narkoseschwester.«
»Inwiefern?«
»Ich kann es nur wiederholen: Das Gerät wird in Anwesenheit sämtlicher Beteiligter auf direktem Weg in den Operationssaal geliefert. Es liegt zusammen mit dem Operationsbesteck für jeden sichtbar auf einem speziellen Tisch. Um es heimlich beiseitezuschaffen, bräuchte man statt eines Chirurgen einen Taschenspieler!«
Sam hielt dem eindringlichen Blick von Rafiqs schwarzen Augen eine Weile so neutral wie möglich stand. Was der Mann sagte, hatte Hand und Fuß. Außerdem … Wohin würde der Arzt den frisch hereingebrachten Schrittmacher verschwinden lassen, und von wo würde er den manipulierten hervorzaubern? Aus leicht einsehbaren Hygienegründen hatten OP -Kittel weder Taschen noch Falten. Ohne ein enges Netz von Komplizen war ein solches Vorgehen nicht durchführbar und mithin äußerst unwahrscheinlich.
»Fragen Sie ihn, warum er seit zwei Jahren fast nur noch Alano Life G+ implantiert«.
Sie hatten nicht mitbekommen, dass Benton hinter ihnen in den Kontrollraum getreten war und ihnen durch den Einwegspiegel zusah. Er stand am Steuerpult des Lügendetektors und meldete sich über ihre Ohrhörer.
Vermutlich war er ziemlich überrascht, Sam wieder dort zu sehen, ließ sich seinen Ärger aber nicht anmerken, sondern konzentrierte sich auf das Verhör.
»Dr. Rafiq, nehmen wir einmal an, jemandem gelingt ein solches Taschenspielerkunststück. Was würde dann aus dem beiseitegeschafften Schrittmacher?«
»Da diese Geräte ausgesprochen teuer sind, ist die Verpackung jedes einzelnen mit einem Chip zur Diebstahlsicherung versehen. Angesichts der Tatsache, dass alle Türen eines Krankenhauses mit Sicherheitsschleusen versehen sind, kann ich mir schlechterdings nicht vorstellen, wie sich ein solches Gerät unauffällig hinausschaffen ließe.«
»Ist es nicht denkbar, dass jemand es einfach in den Abfalleimer des OP wirft, um es dann später aus der großen Sammeltonne zu fischen?«
»Sämtliche Abfälle werden vorsortiert, und alles, was
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