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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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richtige Art, das zu sagen, worum ich Sie jetzt bitte.«
    »Ich höre«, sagte der Stabschef verkrampft.
    »Vor allem, das möchte ich vorausschicken, bin ich bei klarem Verstand. Man hat mir noch kein Narkosemittel gespritzt.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Ich möchte, dass Sie Ihren Rücktritt erklären.«
    »Wie bitte?«
    »Jetzt.«
    Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet!
    »Sofern ich Ihnen den Eindruck vermittelt haben sollte, meine Aufgabe nicht ordnungsgemäß erfüllt zu haben, verstehe ich voll und ganz, dass …«
    »Davon kann in keiner Weise die Rede sein. Ich hätte mir keinen besseren Stabschef wünschen können als Sie. Mir ist bewusst, dass ich Sie ziemlich hart rangenommen habe. Außerdem habe ich Ihnen Ihr Amt mit meinen kleinen Geheimnissen verdammt schwer gemacht …«
    »Ich habe meine Arbeit getan, Stan. Einfach meine Arbeit.«
    »Ja, Adrian …«
    Cooper trat einen Schritt auf ihn zu und legte ihm schwer die Hand auf die Schulter.
    »… Sie wissen ebenso gut wie ich, was mich erwartet. Bestenfalls verliere ich die bevorstehende Wahl. Daran kann es keinen Zweifel mehr geben. Haben Sie Wendells Gesicht vorhin gesehen? Auch er hat das begriffen. Er hat den Wahlsieg bereits in der Tasche.«
    »Ihre Rede war sehr mutig.«
    »Meine Rede war die eines unheilbar Kranken, den die Ärzte aufgegeben haben. Das wird der Öffentlichkeit im Gedächtnis bleiben.«
    »Ich …«
    »Lassen Sie mich ausreden. Schlimmstenfalls wird man mich des Amtes entheben … oder ich lebe morgen Abend nicht mehr. Auf jeden Fall wird mich diese Krise in den Abgrund reißen. Und ich will Sie nicht mit in meinen Sturz hineinziehen.«
    Salz fühlte sich hilflos.
    »Mr. President …«
    »Das haben Sie nicht verdient.«
    Der Stabschef stand stocksteif. Er fand keine Worte. Cooper fuhr fort: »Wenn Sie jetzt von Ihrem Amt zurücktreten, besteht Aussicht, dass Sie heil aus der Sache herauskommen. Vielleicht gibt es für Sie sogar ein Amt in der nächsten Regierung. Falls Sie das nicht wollen, haben Sie die Möglichkeit, Ihre Koffer zu packen und den Staub des undankbaren Washington von Ihren Füßen zu schütteln.«
    »Washington kann mir gestohlen bleiben«, gab Salz im gleichen nüchternen Ton zurück. »Als ich Ihr Angebot, ins Weiße Haus zu kommen, angenommen habe, habe ich mich für einen Mann entschieden, nicht für ein Schild an meiner Bürotür.«
    Auf der Schwelle fügte er noch hinzu: »Lassen Sie sich das Drecksding rausnehmen, das Sie in der Brust haben, Stan. Bitte. Damit wir wieder den Menschen haben, der uns alle mit Schwung und Zuversicht erfüllt hat.«
    Er zog die Tür so sacht hinter sich zu, als verließe er einen Schlafenden.
    Adrian Salz hatte recht. Aus ihm sprach die Stimme der Vernunft. Es war das Beste, sich den Schrittmacher entfernen zu lassen. Er konnte aus seinem Geständnis einen letzten politischen Trumpf machen, die Bresche, die er mit seiner katastrophalen Ansprache geschlagen hatte, schließen. Alles tun, um sich die Macht zu erhalten, die er um einen so hohen Preis errungen hatte. Seine letzten Kräfte in die Schlacht werfen, eine letzte Pokerrunde mit Wendell …
    Nachdem er eine Weile seinen Gedanken nachgehangen hatte, tauschte er seinen Abendanzug gegen die Sportkleidung, die ihm ein wenig zu groß war. Lustlos schaltete er den Fernseher ein und kehrte ihm sogleich den Rücken, um die nebenan liegende Toilette aufzusuchen. Dort nahm er einen Emailleeimer an sich, schlug die Kapuze über den Kopf und glitt in den Gang, nachdem ihm ein sichernder Blick aus der Tür gezeigt hatte, dass niemand zu ihm herübersah. Im Vorbeigehen ergriff er einen Wischmopp, der an einem Türrahmen lehnte. Mit federnden Schritten, die Schultern absichtlich eingezogen, um kleiner zu erscheinen, gelangte er an dem ersten Wachposten vorüber.
    Auch der zweite Posten nahm keine Kenntnis von dem Mann, der lässig mit seinem Putzzeug an ihm vorüberkam. Es überraschte Cooper, wie einfach es gewesen war, die beiden zu übertölpeln. Andererseits lautete ihr Auftrag zu verhindern, dass jemand hereinkam, da hatten sie keinen Grund, auf Leute zu achten, die hinausgingen. Wie hätten sie auch auf den Gedanken kommen können, dass sich der Mann davonmachte, über dessen Sicherheit sie wachen sollten?
    Nach wenigen Schritten ging es nach rechts, und schon sah er den Ausgang, der allem Anschein nach unbewacht war. Durch eine im Dunkeln liegende Seitentür würde er nach wenigen Schritten den ruhigen Ostteil der 15.

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