Todesläufer: Thriller (German Edition)
eingeschleuste Anwalt, den man vor wenigen Stunden im Zimmer der französischen Spionin tot aufgefunden hatte. Aber Stanley Cooper war sicher nicht in der Stimmung zu würdigen, welche Ironie darin lag, dass man ihn ausgerechnet in diesem der vier Pavillons des Universitätskrankenhauses Beth Israel untergebracht hatte.
Eine Stunde zuvor war der Radschützenpanzer mit für diese Art von Fahrzeug deutlich überhöhter Geschwindigkeit die First Avenue entlanggerast, mit quietschenden Reifen in die 16. Straße eingebogen und dann vor der Notaufnahme, nur wenige Meter vom Stuyvesant Square entfernt, stehen geblieben. Der Bernstein-Pavillon war niedriger als die anderen und sah mit seinen cremefarbenen Ziegeln und der schlichten Eingangstür auch deutlich bescheidener aus. Diese Unauffälligkeit war dem Stabschef gerade recht. Es war für alle Beteiligten besser, wenn Stanley Cooper ein Patient wie jeder andere war. Man wies ihm ein Einzelzimmer mit Blick auf den Park zu.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren deutlich lässiger als die im Palace . Auf dem Flur je ein Mann an den beiden Zugängen und ein Auto auf jeder der drei Straßen um das Gebäude herum. Eigentlich wusste noch niemand, dass sich der Präsident dort befand. Für seine Sicherheit zu sorgen bedeutete stets, sorgfältig abzuwägen zwischen einem großen Aufgebot, das bisweilen zu sehr ins Auge fiel, und einem eher locker geknüpften Netz, in dem er sich schwerer aufspüren ließ.
Noch im Smoking, hielt Cooper angewidert das im Rücken offene, grüne Krankenhaushemd mit blauen Tupfen in der Hand, das jeder zu operierende Patient bekam.
»Addy, können Sie denen sagen, dass sie mir etwas anderes als dieses Ding hier bringen sollen, solange ich nicht in den Operationssaal muss?«
»Natürlich. Was wollen Sie haben?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht eine Jogginghose, ein Sweatshirt mit Kapuze, Turnschuhe … Wenn ich schon auf dem OP -Tisch draufgehen soll, möchte ich nicht, dass mein schwarzer Hintern alles ist, was am Ende von meiner Präsidentschaft bleibt!«
Salz unterdrückte ein Lachen und machte sich sofort auf die Suche.
Stanley Cooper nutzte die Zeit, Pollacks Mitteilungen auf seiner Mailbox abzuhören. Er konnte den Polizisten gut leiden. Er wusste selbst nicht recht, warum. Vielleicht einfach, weil sich Kelly für dessen Tochter interessiert hatte – oder aber, weil er sich inzwischen in derselben Situation wie sie befand.
Was Pollack zu berichten hatte, klang ermutigend. Mit etwas Glück würde es bald eine Möglichkeit geben, die Sprengsätze im Schrittmacher der Death Walkers zu entschärfen. Zumindest wollte er an diese hoffnungsfrohen Worte glauben. Was blieb ihm auch anderes übrig?
Sein Mitarbeiter kehrte mit einem grauen Fleece-Trainingsanzug und einem Paar Turnschuhen zurück.
»Das ist zwar nicht gerade der letzte Schrei, aber etwas anderes hatten sie nicht da. Zumindest riecht das Zeug, als ob es sauber wäre. Wenn Sie es wünschen, kann Ihnen jemand auch Ihre eigenen Sachen holen.«
»Das ist schon so in Ordnung, Addy. Danke.«
Da Salz schweigend vor ihm stehen blieb, fragte er: »Gibt es sonst noch etwas?«
»Es ist noch zu früh, Hurra zu schreien, aber Benton und Pollack glauben zu wissen, wo sich die Terroristin Zahra Zerdaoui aufhält.«
»Und zwar?«
»Auf einem Boot irgendwo vor Staten Island. Die Küstenwache sucht schon danach.«
»Gut. Und gibt es Neues von Janet oder dem ferngesteuerten Computer im Jemen?«
»Nein. Der neue Präsident da unten gibt sich nach wie vor ausgesprochen widerspenstig. Soweit man mir gesagt hat, soll er die Herausgabe der eingefrorenen Guthaben des früheren Präsidenten Saleh verlangt haben.«
Der Präsident sah aus, als würde ihm gleich der Kragen platzen. »Dann soll sie ihm den Gefallen tun!«
»Der Mann ist sich seiner starken Position uns gegenüber bewusst. Falls wir nachgeben, befürchtet Janet, dass das nur der Anfang einer ellenlangen Liste von Forderungen sein wird, eine irrsinniger als die andere.«
»Hmm … falls er ebenso ausgekocht ist wie Saleh, muss man in der Tat damit rechnen. Sagen Sie Janet, sie soll ihm die Hälfte anbieten, einfach, um seine Reaktion zu testen.«
»Wird gemacht, Mr. President.«
Salz wandte sich auf dem Absatz um.
»Addy!«
»Ja?«
Cooper sah ihn ernst an, wie jemand, der seinem besten Freund mitteilen will, dass er bald sterben wird. Aber das kann es ja nicht sein , schoss es Salz durch den Kopf. Mit Grund …
»Addy … es gibt keine
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