Todesläufer: Thriller (German Edition)
Handhabung geben …«
0 UHR 35 – NEW YORK – SITZ DES FBI
Die auf dem Fischkutter festgenommenen Männer wurden unter größter Geheimhaltung zum Sitz des FBI am Federal Plaza gebracht. Unter keinen Umständen durften die Medien von der Sache Wind bekommen. Zwar fuhren deutlich weniger Ü-Wagen des Fernsehsenders ABC mit der Aufschrift Eye Witness News als sonst durch die Straßen, was die Gefahr verringerte, dass etwas an die Öffentlichkeit durchsickerte, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein.
Daher hatte Benton die Anweisung erteilt, die Wagen nicht wie gewöhnlich zur Einfahrt Worth Street fahren zu lassen, die einem riesigen Starbucks genau gegenüberlag, sondern zu der an beiden Enden von einem Kontrollposten abgeriegelten in der Duane Street im Süden. Das war sicherer und unauffälliger.
Am Anleger Whitehall Terminal, von dem aus Liz und Sam nach Staten Island aufgebrochen waren, hatten FBI -Beamte die drei Verdächtigen von der Küstenwache übernommen und sie mit vorgehaltener Waffe zu geschlossenen Wagen mit verdunkelten Scheiben geführt. Ihr Befehl war unmissverständlich: »Eher draufgehen, als auch nur einen davonkommen lassen«. Schlimm genug, dass ihnen die Frau entwischt war.
Ein Mann aber machte Benton noch weit größere Sorgen als die drei Verdächtigen.
»Gibt es etwas Neues über den Verbleib von Cooper?«
Die bloße Tatsache, dass er sich auf den Namen beschränkte und die Amtsbezeichnung ausließ, zeigte überdeutlich die plötzliche Veränderung im Status dieses Mannes. Er mochte Präsident sein, jetzt aber war er vor allem der meistgesuchte Mann im Land.
»Nichts«, räumte Lance Devroe ein. »Es macht unsere Aufgabe nicht einfacher, dass Salz uns untersagt hat, die Nachricht von seinem Verschwinden über einen streng begrenzten Kreis hinausdringen zu lassen. »›Schwarzer, eins fünfundachtzig, zweiundneunzig Kilo, etwas über vierzig, athletisch gebaut, mit grauem Kapuzen-Sweatshirt‹ … das trifft auf der East Side auf so gut wie jeden zu!«
Hinzu kam, dass Cooper in New York praktisch zu Hause war und sich in der näheren Umgebung des Beth Israel, der Lower East Side, bestens auskannte, wo ihm keine Gasse, keine Mülltonne, kein Basketball-Platz und kein Hauseingang unbekannt war. Das erschwerte die Suche zusätzlich. Anders gesagt, es würde größter Anstrengungen bedürfen, ihn zu fassen, wenn er nicht gefunden werden wollte.
Devroe druckste herum. »Da ist noch was …«
»Nämlich?«
»Vorhin hat Retner aus dem Roosevelt angerufen.«
»Neues über Liz McGeary?«
»Nein, mit ihr hat es nichts zu tun. Ihr Zustand hat sich stabilisiert.«
»Was will dieser Blödmann von Kardiologe dann von mir? Wenn ich nicht irre, haben wir dem doch seine drei Leute zurückgeschickt?«
»Das haben wir. Um die geht es auch nicht, sondern um die kleine Pollack …«
Benton riss die Augen auf.
»Sie hat es nicht geschafft. Es ist nicht gelungen, sie nach der Neutralisierung des Taktgebers wiederzubeleben. Ihr Herz hat versagt.«
In diesem Moment wurde eine Tür zum Gang aufgerissen, was Benton eine unmittelbare Reaktion ersparte. Was hätte er auch groß sagen können? Dass er überrascht war? Traurig? Betroffen? War er überhaupt imstande auszudrücken, was er empfand? War er fähig, etwas zu empfinden?
Das Gesicht des Sonntagsbastlers Gary tauchte im Türrahmen auf. Er wandte sich ihm zu, froh über die Gelegenheit, Devroe und seine Hiobsbotschaften sich selbst zu überlassen.
»Ich bin so weit. Der Mann, mit dem Sie reden wollten, ist im Verhörraum.«
»In Ordnung, ich komme sofort.«
Als sich der Informatiker wieder in sein Kabuff zurückziehen wollte, rief ihm Benton nach: »He, Gary!«
»Ja?«
»Könnten Sie Ihr kleines Wunderprogramm an einem unserer Kunden ausprobieren?«
»Gern!«
Er schien stolz darauf zu sein, dass der große Chef seine Arbeit anerkannte.
Doch schon nach den ersten Fragen mussten sie klein beigeben. Der Mann mit der Kufiya und dem grauen Bart, den sie für den Kapitän des Kutters ohne Flagge und Anführer der kleinen Gruppe hielten, umgab sich mit einer Mauer des Schweigens. Er sagte nicht einmal »ja«, »nein« oder »danke«, als man sich durchaus höflich erkundigte, ob er die Toilette aufsuchen oder etwas trinken wolle.
Auf die Fragen, die ihm Benton stellte, die, auf die es ankam, reagierte er lediglich mit einem zerstreuten Augenzwinkern und einem glucksenden Schlucken, in dem seine ganze Verachtung lag. Es war
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