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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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mal machen, während ich mich vorbereite?«
    »Pff … verfluchter Extremist!«, scherzte Retner seufzend. »Aber nur, weil du es bist.«
    Einundzwanzig Minuten nach Grace’ Herzstillstand
    Mit Mundschutz, Haube und Handschuhen betrat Mustapha Rafiq den Operationssaal, indem er die Tür mit dem Ellbogen aufstieß. Sein Vorgesetzter stand bereits am OP -Tisch und hatte sich über den geöffneten Leib der jungen Frau gebeugt. Der Funkwellengenerator stand gleich daneben, und zwei Feuerwerker des FBI hielten sich hinter ihm bereit, um bei Bedarf sofort eingreifen zu können.
    Retner entfernte nicht nur die Kugel, sondern nahm auch gleich den Schrittmacher heraus. Auch wenn die Patientin nicht mehr lebte, war der Eingriff alles andere als einfach. Ein leises Zittern oder die geringste Erschütterung konnte das elektromagnetische Feld verändern und für alle Beteiligten den Tod bedeuten. Doch Retner arbeitete mit ruhigen und sicheren Bewegungen. Wer den Tanz seiner Hände über dem Operationsfeld sah, wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass dieser Mann seit über achtundvierzig Stunden im Dienst war, ohne Ruhepause und ohne Schlaf.
    Fünfundzwanzig Minuten nach Grace’ Herzstillstand
    »So. Geruhst du, mir jetzt zu erklären, was du vorhast, Herr Frankenstein?«, fragte Retner seinen Kollegen, als er fertig war.
    »Ich werde ihr das da einsetzen.«
    Rafiq wies zu einem in der Nähe stehenden Rolltischchen, auf dem ein nagelneuer, steril verpackter Schrittmacher lag, den eine Schwester gerade hereingebracht hatte.
    Retner stand mit offenem Mund da.
    »Du willst einer Toten einen neuen Schrittmacher einsetzen?«
    »Genau.«
    »Hör mal … haben die dich beim FBI unter Drogen gesetzt, oder was?«
    Die beiden Männer hinter ihm wechselten einen halb ärgerlichen, halb spöttischen Blick miteinander.
    »Erinnerst du dich an den kleinen Saroyan, im vorigen Jahr?«
    »Hmm … schwach.«
    »Ich hab ihn bei einem Eingriff nach zehn Minuten verloren. Der Brustkorb war gerade erst geöffnet. Nulllinie. Asystolie.«
    »Defibrillation?«
    »Ohne Ergebnis. Bis mir der Gedanke kam …«
    »Du hast ihm trotzdem den Schrittmacher eingesetzt und willst mir jetzt weismachen, dass sein Herz wieder geschlagen hat?«
    »Genau das, Kyle. Ein richtig eingestellter Schrittmacher kann ein hinreichend junges Herz auch dann wieder zum Schlagen bringen, wenn es geschädigt ist. Du kannst mir ruhig glauben, ich hab es doch mit eigenen Augen gesehen!«
    Der Chefarzt betrachtete einen Augenblick den gequälten Leib der jungen Frau. Wäre er nicht so entsetzlich müde gewesen, hätte er vermutlich mehr Widerstand geleistet, seinen Mitarbeiter an das ärztliche Ethos erinnert, ihn auf den Unsinn seines Vorhabens hingewiesen und ihm vorgehalten, er betreibe Lebensverlängerung um jeden Preis, ohne Rücksicht auf das Recht eines jeden Patienten, in Würde zu sterben. Aber er hatte an den beiden letzten Tagen so viel mitgemacht … da kam es auf diese eine Verrücktheit auch nicht mehr an.
    »Von mir aus. Wie du willst. Du hast eine Stunde, um den Zauberlehrling zu spielen. Danach räumst du den OP , ganz gleich, wie es um deine Patientin steht.«
    »Danke.«
    »Und ich darf dich daran erinnern, dass da draußen hinter der Tür auch noch Lebende auf dich warten. Die solltest du auf keinen Fall vergessen.«
    »Das tu ich nicht, Chef … ich will ihnen nur eine der Ihren zurückgeben.«

Teil 3
11. SEPTEMBER

0 UHR 00 – STAAT NEW YORK – KÜSTE VOR LONG ISLAND
    Immer wieder war sie von den Wellen unter Wasser gedrückt worden, so dass sie ein- oder zweimal gefürchtet hatte, nicht mehr an die Oberfläche zu gelangen. Ihr Rucksack hatte sich voll Wasser gesogen und war damit immer schwerer geworden. Jetzt machten sich die vielen im Schwimmbad von Tourelles nahe der Porte des Lilas verbrachten Stunden bezahlt, all die Bahnen, die sie seit zwei Jahren angeblich um ihrer Figur willen dort nahezu täglich geschwommen war.
    Das kalte Wasser betäubte den Schmerz in ihrer verletzten Schulter zum Teil. Aber eben nur zum Teil. Sie spürte, wie das Salz in die offene Schusswunde biss. Wie schwer die Verletzung war, wusste sie nicht, doch da sie nach wie vor beide Arme benutzen konnte, sagte sie sich, dass der kleine Metallzylinder wohl glatt oberhalb des Schlüsselbeins durchgegangen und im Meer verschwunden war, wie ein unerwarteter sonderbarer Fisch.
    Die Scheinwerfer der Küstenwachboote hatten das aufgewühlte Wasser eine Weile abgesucht. Man hatte sie

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