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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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anfunken. Ist es dringend?«
    »Ich … ich glaube nicht.«
    »Ist alles in Ordnung, Doktor Bates? Sind Sie sicher, dass Sie nicht …«
    Mit der größtmöglichen Überzeugungskraft, die er aufbringen konnte, fiel er ihr ins Wort: »Alles in bester Ordnung. Danke, Sandra, Sie sind sehr liebenswürdig. Einen schönen Tag noch.«
    Er legte auf, ohne auf ihre Erwiderung zu warten. Für Höflichkeitsfloskeln blieb keine Zeit.
    Führerschein. Reisepass. Pfefferspray, das er für Jenny gekauft hatte. Das ganze Bargeld, das er im Haus hatte, eintausendeinhundertsechsunddreißig Dollar und einige Münzen.
    Anschließend stürmte er die Treppe hinab, als sei er nicht älter als seine Tochter. Mit einem leisen Zögern legte er Telefon und Ladegerät auf den Tisch in der Diele, wie es in den Anweisungen von ihm verlangt worden war. Er eilte noch einmal in sein Arbeitszimmer, um den braunen Umschlag samt Inhalt zu holen, dann ging er in die Küche, wo er beides in der Edelstahlspüle verbrannte. Über die feine Asche ließ er einige Sekunden lang das Wasser laufen.
    11 Uhr 58!
    Als sowohl seine Armbanduhr als auch sein Mobiltelefon gleichzeitig die volle Stunde anzeigten, war er bereits stadtauswärts unterwegs.
    Mit einem Mal kam es ihm vor, als werde in seiner Brust, dort, wo die Aortenklappe saß, etwas ausgelöst. Ein kurzes Klicken, das den Blutkreislauf aber nicht unterbrach. Alles war wie zuvor . Sein Körper sandte ihm keins der beunruhigenden Signale, mit denen er seine Patienten vertraut zu machen pflegte. Er lebte. Er ging.
    Sollte es wahr sein, was man ihm in diesem Brief mitgeteilt hatte, lag noch ein langer Weg vor ihm.

9 UHR 35 – NEW YORK – U-BAHNHOF UNION SQUARE
    Ein Angestellter der Verkehrsbetriebe, ein Chinese, der genauso füllig wirkte, wie sein Vorgesetzter hager gewesen war, kam mit einem halb geschmolzenen Müllsack auf den von Rettungskräften wimmelnden Vorplatz. Mit einem fettigen Gummihandschuh versuchte er, ein großes Loch zuzuhalten. Er ging mit schwerem und nahezu feierlichem Schritt, als trage er Gott weiß was für eine Reliquie. Auf seinem Weg zu den beiden Männern, die wie Standbilder in der Mitte des Platzes ausharrten, musste er einigen mit schwerem Atemschutzgerät vorbeieilenden Feuerwehrleuten ausweichen.
    »Sind Sie die Leute von der Polizei?«, erkundigte er sich atemlos.
    »Richtig geraten.« Kovic hielt ihm seine Dienstmarke unter die Nase.
    »Hier haben Sie, was Sie wollten. Ein kleines Wunder, dass das überhaupt noch da ist. Ich kann Ihnen sagen, da drinnen sieht es gar nicht gut aus.«
    »Das können wir uns denken«, sagte Sam und wiegte den Kopf. »Ich war selber da unten, als es …«
    Ja, was war genau geschehen? Für eine Antwort war es zu früh. Er durfte sich auf keinen Fall zu Spekulationen hinreißen lassen, er brauchte handfeste Beweise.
    Der Spinner, der auf dem Platz herumlief und »kostenlosen Rat« anbot, wie dem Plakat, das er um den Hals trug, zu entnehmen war, würde ihm da ebenso wenig weiterhelfen wie die bei all dem Lärm und der Unruhe aufgeschreckt umherhuschenden Eichhörnchen.
    »Also … ich geh dann jetzt mal«, sagte der Chinese mit übertriebenem Lächeln.
    »Danke!«, antworteten die beiden Beamten wie aus einem Mund.
    Ohne auf Boromirs Anweisung zu warten, fuhr Sam mit beiden Händen in den Abfallsack, der auf den großen, grauen Steinplatten lag. Hastig beförderte er mehrere Trinkbecher, abgelaufene Monatskarten, Reste von Hamburgern und belegten Broten, einen Taschenschirm, dessen Gestänge verbogen war, zerknüllte Taschentücher und sogar ein offensichtlich benutztes Kondom hervor. Mitten im klebrigen Unrat, der in einer stinkenden, bräunlichen Brühe schwamm, lag ein Umschlag.
    »Da! Ich hab ihn!«
    Er schwenkte die zerknitterte Trophäe, auf der die Anschrift des Empfängers trotz der dunklen Flecken noch deutlich zu erkennen war. Mit lauter Stimme las er vor: »John Artwood, 10, 16th Street East.«
    »Das ist hier gleich um die Ecke.«
    Sam runzelte die Stirn.
    »Hmm … Das muss ein sonderbarer Vogel sein.«
    »Wieso?«
    »Na ja. Wenn du vorhättest, dich wie ein Feuerwerk selbst in die Luft zu jagen, würdest du das gleich vor deiner Haustür tun?«
    Auf dieses Argument konnte Kovic nichts erwidern. Das war in der Tat sonderbar.
    »Trotzdem kann man Selbstmord nicht vollständig ausschließen …«
    »Ach ja? Dann sag mir aber Bescheid, wenn du einmal die Absicht haben solltest, das genauso zu machen. Dann nehm ich mir einen Tag frei

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