Todesläufer: Thriller (German Edition)
die Ergebnisse, die sogenannten special access programs , an die wenigen Stellen weitergeleitet, die darauf zugreifen durften.
Diese aufwendige Verteilung des Kuchens unter der großen Familie der Nachrichtendienste wurde von der Presse, insbesondere der Washington Post , bereits für künftige Rückschläge im Kampf gegen den Terrorismus verantwortlich gemacht. Doch anstatt diesen aufgeblähten Verwaltungsapparat übersichtlicher zu gestalten, der bereits das Versagen der Dienste im Zusammenhang mit dem 11. September verursacht hatte, dehnte man ihn noch mehr aus: mit weiteren Behörden, mehr Personal und vor allem noch mehr Papierkrieg.
»Guten Tag, George«, begrüßte Jefferson den General freundlich aus dem Lagezentrum des Präsidenten. »Können Sie uns noch einmal ins Gedächtnis rufen, welches Fazit die Sicherheitsdienste in ihren Analysen für den Monat August gezogen haben?«
»Im Grunde gibt es nichts, was Sie nicht schon alle wüssten. Die terroristische Bedrohung aus dem Persischen Golf und dem Mittleren Osten hat zwar ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen, ist aber konstant geblieben. Sie hat sich sogar gegenüber der Zeit, als sich unsere Truppen im Irak befanden, abgeschwächt. Dazu muss gesagt werden, dass die Aufstände der Ägypter und Tunesier im Jahr 2011 zu einer Veränderung der Prioritäten der verschiedenen Akteure in dieser Gegend geführt haben.«
»Was verstehen Sie darunter, General?«, erkundigte sich Stanley Cooper.
»Guten Tag, Mr. President. Damit meine ich, dass unsere ›Freunde‹ bei al-Qaida und der Hisbollah, um nur diese beiden zu nennen, nicht in der Lage sind, die Muslimbrüder und andere legale, islamistische Bewegungen bei deren Bemühungen zu unterstützen, in den Ländern, in denen es einen demokratischen Aufbruch gibt, die Scharia einzuführen … und gleichzeitig umfangreiche Operationen gegen uns durchzuführen. In dieser Hinsicht haben die politischen Ereignisse, die seit einiger Zeit einen Umbruch in der arabischen Welt eingeläutet haben, der Eskalierung des Dschihad in gewissem Maße Einhalt geboten.«
Aus Washington meldete sich ein neuer Gesprächsteilnehmer zu Wort: »Ich finde Ihre Haltung ziemlich optimistisch, General. Sie scheinen zu vergessen, dass es auf unserem Boden in den vergangenen drei Jahren mehr Attentatsversuche gegeben hat als während der acht Jahre davor. Außerdem sollten Sie bedenken, dass wir nach wie vor wegen der Neutralisierung bin Ladens mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen müssen. Auch wenn einige meiner Dienste die meisten davon vereitelt haben …«, der Sprecher warf sich in die Brust, »… halte ich es für wenig angebracht, von einer Abschwächung zu sprechen.«
Der Leiter des FBI , Lawrence Douglas, ein Mann um die fünfzig, dessen Grübchen im Kinn alle an seinen Namensvetter, den Hollywood-Schauspieler, erinnerten, hatte soeben das Lagezentrum betreten.
»Ich will die Panzerschränke meiner Analysten gern bis auf die letzte Akte durchgehen, Larry, wenn ich Ihnen damit einen Gefallen tun kann. Aber ich bin sicher, dass ich auch dann noch zu denselben Schlussfolgerungen gelangen würde.«
Jefferson versuchte, die Auseinandersetzung der beiden Kontrahenten zu entschärfen.
»Hat das NCTC Erkenntnisse darüber, ob neue, uns bisher unbekannte Bewegungen aufgetaucht sind?«
»Nichts von Bedeutung. Alles Berichtenswerte ist in Echtzeit in die TIDE -Dateien eingespeist worden. Die Liste der wegen terroristischer Aktivitäten zu überwachenden Personen befindet sich auf dem neuesten Stand. Unserer Ansicht nach verfügt keine dieser neuen Gruppierungen über die erforderlichen finanziellen Mittel für eine so umfangreiche Operation.«
Das liebe Geld. Im langen »Krieg«, den das Land seit Jahrzehnten gegen den Terrorismus führte, drehte sich alles darum, doch es war zugleich auch der Hemmschuh, der Amerikas Feinden häufig die Möglichkeit nahm, ihre Drohungen wahrzumachen. Die Zahlen waren bekannt: Der 11. September hatte bin Laden und seine Geldgeber über eine halbe Million Dollar gekostet. Ein solcher Betrag ließ sich in einer Höhle in den Tiefen Afghanistans nicht alle Tage auftreiben.
Die Außenministerin Janet Helmer, die sich bisher zurückgehalten hatte, wandte sich an Douglas: »Und haben Sie etwas für uns, Larry?«
»Vielleicht …« Nach einer Kunstpause, mit der er die Spannung steigern wollte, fügte er hinzu: »Zweifellos haben Sie alle von dem Zwischenfall gehört, der sich heute früh am
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