Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
Vom Netzwerk:
schwör dir, dass alles, was ich ihnen sagen könnte, sie nur noch mehr auf die Palme bringen würde.«
    »Du hast mich nicht verstanden. Man hat mir einen dienstlichen Befehl erteilt, und den gebe ich an dich weiter.«
    Sam blieb an der Ecke Third Avenue und 38. Straße stehen. Wenn man von dem herrlichen Blick auf das Chrysler Building, das im Licht des Altweibersommertags leuchtete, einmal absah, war dieses Viertel eher uninteressant.
    »Du hast fünf Minuten, um in ein Taxi zu springen und herzukommen. Nimm den Eingang an der Madison Avenue. Vom Platz aus kommst du nicht durch.«
    Obwohl er den Fahrer, einen Sikh mit Turban, mit einem unverschämt hohen Trinkgeld bestach, brauchte er deutlich mehr als doppelt so lange, bis er sein Ziel erreichte. Liz schickte er von unterwegs eine SMS , um ihr seine Abwesenheit zu erklären.
    Schon von der Rückseite des Gebäudes war der Lärm der Menschenansammlung auf dem Platz zu hören.
    Nach Durchfahren der beiden Kontrollposten erreichte Sam sein Ziel und eilte zu Boromir in der obersten Etage, wo dieser mit ihm auf die Terrasse hinaustrat und ihm die Lage erläuterte.
    »Siehst du, was für eine vertrackte Situation das ist?«
    Fünfzehn Stockwerke unter ihnen hatten notorische Unruhestifter Gruppen von Passanten sowie Angehörige und Freunde der Opfer um sich geschart. Inzwischen waren es wohl mehrere Hundert, die ihre Wut hinausbrüllten und verlangten, dass Köpfe rollten. Die Menschenmenge war mittlerweile so groß, dass sie über den Platz hinaus bis zu Tony Rosenthals leuchtend roter – und nach Sams Ansicht ziemlich hässlicher – Monumentalskulptur reichte, die den Platz im Osten begrenzte.
    »Du willst wohl, dass die da unten mich lynchen, was?«
    »Wie die Dinge liegen, werden die sich nicht von selbst beruhigen. Wenn du nicht mit ihnen redest, geht das hier tagelang so weiter. Komm, ich zeig dir was.«
    Sam folgte seinem Vorgesetzten in ein Büro, das man diesem zur Verfügung gestellt hatte und dessen einziges Fenster auf den Platz ging.
    Mit einigen ungeschickten Klicks gelang es Kovic, am Rechner die Wiedergabe eines Videos zu starten, offenbar eine Amateuraufnahme.
    »Augenblick mal … was ist das?«
    »Dein John Artwood. Jemand hat ihn von der darüberliegenden Plattform aus mit seinem Telefon gefilmt. Man kann sich die Aufnahme seit mindestens einer Stunde auf Twitter, Facebook und allen möglichen anderen Diensten ansehen. Bestimmt gefällt dir der Titel des Filmchens: ›Kamikaze in New York‹.«
    Sam wies mit einer Kopfbewegung nach draußen.
    »Und das hat die Leute so in Rage gebracht?«
    »Nicht nur das. Sieh mal hier …«
    Die zweite Sequenz war im Freien aufgenommen worden. Trotz aller Versuche heranzuzoomen, war die gezeigte Person inmitten der Bäume des Central Park kaum größer als ein Stecknadelkopf.
    »Ich darf dir Sean Phillips vorstellen, Student an der Columbia-Universität. Wie du siehst, macht er einen Spaziergang, setzt Schritt vor Schritt und … rumms .«
    »Das ist doch nicht möglich …«
    Sam hatte schon manches Entsetzliche gesehen, Unfälle, Mordopfer, Menschen, die aus einem Hochhausfenster gestürzt waren und nur noch aussahen wie Hundefutter aus der Dose. All das verdichtete sich zu einem Höllenbild, das ihm nachts zusetzte, wenn er nicht gerade von Türmen träumte, die mit großer Geschwindigkeit in den Himmel wuchsen.
    Aber am Ort des Geschehens einzutreffen, nachdem der Tod eingetreten war, war eine Sache, und eine gänzlich andere, gewissermaßen live dabei zuzusehen.
    »Das Gleiche haben wir aus St. Louis und San Francisco. Aber das hilft dir auch nicht weiter.«
    »Zeig mir zumindest einen davon«, verlangte er trotzdem.
    »Schön, zur Abwechslung dann mal eine Frau.«
    Auf den zuckenden Bildern stieß eine gewaltige Mamma von mindestens hundertfünfzig Kilo Gewicht versehentlich eine Kiste mit Äpfeln um, so dass diese über den Gehweg rollten. Vermutlich hatte die Komik der Situation den Gelegenheitsfilmer veranlasst, zur Kamera oder zum Telefon zu greifen, weil er der Ansicht war, damit etwas Geeignetes für Die Pannenshow zu haben. Die Frau blieb atemlos stehen und bückte sich, so gut es ging, um das Obst einzusammeln.
    Und in diesem Moment geschah auch dort das Unvorstellbare.
    »Kannst du mir den Studenten noch mal zeigen?«
    Kovic tat ihm den Gefallen.
    »Genau, was du gesagt hast«, bemerkte Sam, während er wie gebannt auf den Bildschirm starrte.
    »Was, etwa dass er geht?«
    »Ja, er, die Dicke aus

Weitere Kostenlose Bücher