Todesläufer: Thriller (German Edition)
Stunde.«
»Gott verhüte, dass es so weit kommt …«, jammerte Janet Helmer und massierte sich die Schläfen.
»Graham, was gibt es Neues über die Betreuung der Todesläufer?«, wollte Cooper wissen.
Der Angesprochene strich sich mit beiden Händen den weißen Haarkranz und ging dann seine Notizen durch, bevor er mit matter Stimme antwortete.
Dass er auf die Rolle des obersten Polizeibeamten reduziert wurde, schmeckte ihm gar nicht. Er hatte große Hoffnung darein gesetzt, dass Liz McGeary ihm das nötige Material zur Verfügung stellen würde, um die Sache zu einem Ende zu bringen und als Held der Nation dastehen zu können …
»Wir haben alle verfügbaren Beamten in sämtlichen Unterorganisationen aufgeboten und sind jederzeit bereit, Personen, deren Schrittmacher einen Sprengsatz enthält, zur leichteren Identifizierung mit Leuchtwesten auszustatten.«
»In welcher Farbe?«, erkundigte sich Addy Salz neugierig.
»Für die kräftigsten Neongelb; Orange für die Älteren oder Schwächeren.«
»Dazu müssen wir die aber erst mal ausfindig machen!«, entfuhr es dem Leiter des FBI .
»Die NSA kann uns, nach eigenen Aussagen, in dieser Hinsicht nicht hinreichend unterstützen. Für eine Satellitenortung sind die Zielpersonen zu klein, außerdem sind sie zu viele und zu weit über das Land verteilt. Um alle zu orten und jederzeit im Blick zu behalten, müssten wir hundertmal mehr Satelliten haben, als uns zur Verfügung stehen.«
»Und wie wollen wir das Problem lösen?«, fragte Robert Harris, der seine Teilnahmslosigkeit abgeschüttelt hatte.
»Graham und ich haben uns bereits darüber verständigt«, warf Ford ein. »Es gibt da etwas, das wir versuchen können. Sollte die Zahl der Betroffenen allerdings noch weiter steigen, gibt es keine bessere Lösung als Fort Meade …«
»Wir können es uns nicht erlauben, wählerisch zu sein«, ermunterte ihn Salz fortzufahren.
»Wir verfügen über rund neunhundert Überwachungsdrohnen vom Typ Boeing Dragonfly, Phantom Eye oder Eitan . Die meisten davon sind mit Wärmebildkameras ausgerüstet. Wenn wir die in Ballungsräumen und Großstädten einsetzen, können wir bestimmt einen Teil dieser Todesläufer orten, denn im Großen und Ganzen sind die Straßen menschenleer. Wahrscheinlich können wir sogar Live-Bilder von jedem Einzelnen bekommen.«
Harris fragte bewusst provozierend: »Aber …? Da gibt es doch sicher ein ›Aber‹, oder nicht, Tom?«
»Auch die Drohnen mit der größten Reichweite bleiben höchstens dreißig oder vierzig Stunden am Stück in der Luft. Danach verlieren wir die Zielperson.«
Das waren keine sonderlich ermutigenden Aussichten. Wenn sich im ganzen Land Tausende Todesläufer auf den Weg machten – und davon musste man ausgehen –, wären die Überwachungsmöglichkeiten bald ausgeschöpft. Ganz davon abgesehen, würde es nicht genügen, wenn man ihren Aufenthaltsort feststellte. Dies hatte Stanley Cooper im Hinterkopf, als er fragte: »Und wie geht es weiter, wenn wir die Leute erst einmal auf dem Überwachungsbildschirm haben?«
Jefferson übernahm es, diese heikle Frage zu beantworten: »Eine Entschärfung durch einen subkutanen Eingriff ist so gut wie ausgeschlossen. Zwar wissen wir noch nicht genau, wie lange es dauert, bis die Sprengladung hochgeht, wenn die Person stehen bleibt, aber es dürfte sich dabei höchstens um Sekunden handeln. In so kurzer Zeit könnte ein solcher Sprengsatz nie und nimmer entschärft werden.«
Allen Anwesenden stand die traumatische Szene aus dem Madison Square Garden immer noch deutlich vor Augen. Auf einem der Bildschirme berief sich der Anwalt, der die Angehörigen der beiden Opfer vertrat, wie nicht anders zu erwarten war auf das Dekret 12333 und drohte, den Obersten Gerichtshof anzurufen.
Ganz gleich, welche Entscheidung sie letztlich treffen würden: All diese Menschen einfach aus dem Weg zu räumen wäre definitiv keine Lösung. Das würde einen Aufstand der Massen provozieren, wie ihn das Land noch nie gesehen hatte. Von einem solchen Ausbruch des Volkszorns würden sich Cooper und seine Berater nie wieder erholen.
In gewisser Weise war diese aberwitzige, verbrecherische Verschwörung genial: Sie bewirkte, dass sich Amerika gegen sich selbst stellte, und zwang den Volkskörper, sich von einem seiner Glieder zu trennen, damit nicht der Wundbrand des Terrorismus und der Angst im ganzen Land um sich griff.
Der Stabschef versuchte es mit gesundem Menschenverstand: »Könnte man nicht die
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