Todeslauf: Thriller (German Edition)
zusammenzuarbeiten. Auch Eurostar und die Fährunternehmen wurden verständigt. Die niederländischen Behörden waren gerade mit einem Bombenanschlag beschäftigt, und Howell wusste, dass seine Bitte nicht vorrangig behandelt wurde. Er wandte sich an seinen Amtskollegen beim britischen Nachrichtendienst, der angesichts der Tatsache, dass der Bombenanschlag auf das CIA-Büro sich auf englischem Boden ereignet und mehrere zivile Opfer gefordert hatte, alles daransetzte, um Sam Capra zu finden.
Über die Frau fand er absolut nichts heraus. Ihre Augen waren von einer Sonnenbrille verdeckt, und die Gesichtserkennungssoftware ergab keine Treffer in der Datenbank der Company. Er wies die Techniker an, die Suche auszudehnen; Sam hatte offensichtlich Freunde, und er wollte wissen, wer diese interessante Frau war.
Howell brannte darauf, in die Niederlande zu kommen. Er musste Sam finden, weil er vermutete, dass sich die Sache nur noch mit einer Kugel beenden ließ – und er wollte derjenige sein, der sie abfeuerte.
»Wenn er das getan hat, dann wird er einen guten Grund gehabt haben«, meinte August. »Vielleicht macht er den Job, den wir schon vor Monaten hätten erledigen sollen.«
»Ja, daran hab ich auch gedacht«, sagte Howell langsam. »Aber das ist mein Job, nicht seiner. Und wer ist diese Frau?«
»Er hat offenbar Helfer.«
»Ja«, stimmte Howell zu. »Die Frage ist nur, wer Sam helfen sollte, und warum.«
Howell und August nahmen eine Maschine nach Amsterdam und eilten zu einem Safehouse der Company, einem stattlichen Wohnhaus an der Herengracht, wo sie ihren Kommunikationsstützpunkt errichteten und warteten. Bestimmt würde irgendjemand Sam Capra noch im Laufe des nächsten Tages sehen. Sam würde sich nicht verstecken; er würde nach den Leuten suchen, die seine Frau entführt hatten.
August Holdwine stand am Fenster und sah dem Regen zu, wie er auf die Brücke und den Kanal herunterprasselte. Du dummer Kerl, dachte er, deine einzige Hofnung ist, dass wir dich finden und du mit mir redest. Wenn du’s nicht tust, gehst du für den Rest deines Lebens ins Gefängnis.
Und Howell, der noch die Folgen des Jetlags spürte, lag wach auf dem Bett und lauschte dem Regen, der auf das Dach trommelte. Sie werden in der Zentrale keine weitere Panne riskieren, dachte er. Es wird ihnen egal sein, was er tut, auch wenn es das Richtige sein sollte. Ich muss rauskriegen, was er weiß, und dann werde ich ihn töten müssen.
34
»Es gibt da einen Mann, der uns zu infiltrieren versucht«, sagte Piet. »Nic hat mir von ihm erzählt. Ein ehemaliger Geheimdienst-Agent, der irgendwie an mich herankommen will, und vermutlich auch an dich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihn der Daddy von deinem kleinen Biest geschickt hat.«
Edward war gerade mit dem Flugzeug gekommen, der Flug hatte sich wegen des schlechten Wetters verzögert, und er war müde und gereizt. Sein Magen rumorte. Das Mittagessen in Budapest war ihm nicht bekommen. Der Fisch, dachte er. Das würde ihn lehren, noch einmal Meeresfrüchte in einem Binnenland zu essen. Außerdem hatte er erfahren, dass Simon, der Mann, den er mit einer wichtigen Aufgabe nach Brooklyn geschickt hatte, gescheitert war. Was wiederum bedeutete, dass Sam Capra lebte. Das war ein schlechter Abend. Aber er hatte keine Angst. Nur Narren hatten Angst.
»Wo ist er jetzt?«, fragte Edward und stellte seinen Koffer ab. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
»Vorhin war er in einer Bar. Nic kann’s uns erzählen.«
»Und er will mich sprechen? Gut, bring ihn her. Der Kerl wird mir nützlich sein.«
»Und dein kleines Biest?«
»Wenn hier jemand mein kleines Biest ist, dann du, Piet«, erwiderte Edward. »Du schadest meiner Arbeit, wenn du so von ihr sprichst. Sie gehört jetzt zu uns. Sei nett zu ihr.«
Piet atmete scharf ein und verschränkte die Arme. Edward hasste ihn – aber er brauchte Piet nun einmal.
»Du solltest sie so schnell wie möglich benutzen, um dein Ziel zu erreichen«, knurrte Piet. »Sonst geht uns am Ende alles durch die Lappen, und das ganze Risiko wäre umsonst gewesen. Ich kann’s mir nicht leisten, dass wir leer ausgehen. Schließlich muss ich auch meine Rechnungen bezahlen.«
»Das Leben führt dich immer ans Ziel. Glaub mir, davon versteh ich mehr als du, Piet.«
»Hat ihr Vater aufgegeben?«
»Das hat er – er ist völlig zusammengebrochen.«
»Du bist dir ein bisschen zu sicher«, erwiderte Piet. »Bahjat Zaid steckt hinter dieser Infiltration,
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