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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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Macht steht, um herauszufinden, was genau geschehen ist.«
    Die letzten Worte dachte sie nur.
    »Es gibt da einiges über die Familie Liedenburg-Rossing, was du nicht weißt, meine Kleine.«
    Estrid hatte sie nicht mehr meine Kleine genannt, seit Ella ihr mit sieben Jahren nüchtern erklärt hatte, dass diese Anrede ihr nicht mehr passend erschien. Estrid hatte diese Anrede daraufhin nur noch benutzt, wenn Ella ungehorsam oder allzu frech war. Ella betrachtete die alte Dame neugierig.
    »Und das wäre?«
    Estrid fingerte nervös an der Narbe an ihrer Augenbraue herum und schüttelte den Kopf.
    »Ein anderes Mal«, sagte sie schließlich.
    Ella hätte gern erfahren, was Estrid meinte, musste sich aber erst einmal mit den Antworten zufriedengeben, die sie bekommen hatte. Sie umarmte sie und verschwand hinaus in die Kälte.
    Estrid stellte sich ans Fenster und beobachtete, wie Ella in ihren Wagen stieg. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich je stark genug fühlen würde, ihr die Geschichte von Alfred zu erzählen – und zwar die wahre Geschichte, die sich zwischen ihnen abgespielt hatte.
    Estrid wusste, dass Grete sowohl Judit als auch Ella weißgemacht hatte, dass Alfred ein wahrer Seemann war, den es nicht allzu lange in ein und demselben Hafen hielt. Dass seine Sehnsucht nach dem Meer schließlich zu groß geworden war und er sich auf neue Abenteuer begeben hatte. In Estrids Ohren hatten Gretes Worte geklungen, als handele es sich um den Vater von Pippi Langstrumpf und keineswegs um ihren Alfred. Doch in Wahrheit war Alfred keineswegs auf den Sieben Meeren unterwegs gewesen. Er saß eine sechsjährige Gefängnisstrafe wegen Mordversuchs und Vergewaltigung von Estrid ab.
    Nach drei absolvierten Obduktionen nahm Ella eine wohlverdiente, ausgiebige Dusche. Alle drei Verstorbenen hatten den Polizeiberichten zufolge chronische Alkoholprobleme gehabt und waren tot in ihren Wohnungen aufgefunden worden. Es lag kein Verdacht auf ein Verbrechen vor. Mit anderen Worten, sie waren wenig aufsehenerregend. Doch Ella gehörte zu denen, die es als notwendig ansahen, gerade diese Gruppe von Menschen zu obduzieren. Denn es bedurfte eines Rechtsmediziners mit geschultem Blick, um herauszufinden, ob die betreffenden Personen sich ihre oft umfangreichen Verletzungen in Form von blauen Flecken geholt hatten, als sie in betrunkenem Zustand umhertaumelten, oder ob sie um ihr Leben gerungen hatten. Doch die heutigen Fälle wiesen noch nicht einmal eine Schramme am Körper auf.
    Mit noch feuchten Haaren ging Ella hinunter in den Kühlraum. Die Leichen lagen auf langen rostfreien Stahlbahren, die man leicht herausziehen und auf speziell dafür konstruierten Rollwagen transportieren konnte. Eines der Fächer war mit einem gelben Zettel versehen, auf dem stand: Bitte liegen lassen. Eine Personennummer war darauf nicht vermerkt.
    Ella zog ihre Karte durchs Lesegerät, woraufhin es im Schloss des Kühlfachs klickte. Sie zog die Bahre heraus und öffnete vorsichtig den Reißverschluss der dicken weinroten Plastikhülle. Die Knochenteile waren ihr bereits bekannt, da sie sie gemeinsam mit Simon auf dem Obduktionstisch untersucht hatte. Diesmal betrachtete sie sie jedoch mit völlig anderen Augen.
    Ella streifte sich ein Paar dünne Plastikhandschuhe über und befühlte mit ihren Händen die Schlüsselbeine. Sie spürte die Unregelmäßigkeit auf einem der Knochen. Dann begutachtete sie die Kieferknochen. Darin befand sich kein einziger Zahn mehr, wie sie feststellte. Die Lichtverhältnisse waren in keiner Weise optimal, aber für eine oberflächliche Untersuchung ausreichend. Schließlich widmete sie sich den Schädelverletzungen. Ohne das umliegende Gewebe sah man, dass die Knochen, die den Schädel bildeten, zusammengefallen waren und so ein klaffendes Loch im Hinterkopf entstanden war. Einige der Knochenteile waren wie Tortenstücke geformt. Sie bildeten ein Muster, das darauf hindeutete, dass sich die Gewalteinwirkung auf eine relativ kleine Fläche konzentriert hatte. Ein Hammer oder ein Stein, das war unmöglich zu entscheiden. Ella zog die Hülle wieder zu und schloss das Kühlfach.
    Als sie wieder aus dem Keller hinaufging, klingelte das Telefon in ihrem Zimmer.
    »Ella.«
    »Sie klingen ein wenig gehetzt.«
    Die Stimme kam ihr zwar bekannt vor, aber sie konnte sie nicht sofort zuordnen.
    »Was gibt es, Jonny?«, fragte sie dann erfreut.
    Der Polizeitechniker berichtete ihr, was das Gespräch mit Westmarks Mutter ergeben hatte. Die Frau

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