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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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Ratlos schaute er sich um. Er wirkte ziemlich nervös, als würde das Café jeden Moment von KGB-Agenten gestürmt werden. Ella hatte den Verdacht, dass er diese Geheimnisse während all der Jahre ähnlich wie Estrid mit sich allein herumgeschleppt hatte.
    »Arne«, wiederholte Ella fragend. »Arne Erlandsson? Was hatte er für eine Funktion?«
    »Er kochte Kaffee«, antwortete Gilbert unschuldig.
    »Und was enthalten Sie mir gerade vor?«, fragte Ella mit etwas schärferer Stimme als beabsichtigt.
    Gilbert warf ihr einen unruhigen Blick zu.
    »Ich habe an besagtem Abend etwas gesehen«, begann er.
    »Und was haben Sie gesehen?«
    Ella konnte sich nur schwer beherrschen. Gilbert wand sich und schien ihren Nachfragen ausweichen zu wollen, doch ihr bohrender Blick ließ ihn nicht los. Er würde ihr nicht so leicht davonkommen, beschloss sie.
    Ohne ihrem Blick zu begegnen, begann er schließlich weiterzusprechen.
    »Ich habe Klaus im Innenhof gesehen, als ich gehen wollte. Er stand hinter Ernsts großem Mercedes und lud etwas in den Kofferraum. Sie haben mich nicht gesehen. Es war fünf Uhr morgens und immer noch dunkel.«
    Er wischte sich mit einem Stofftaschentuch den Schweiß von der Stirn, bevor er fortfuhr.
    »Dann sah ich, was er da einlud. Er beförderte Kanister in den Kofferraum. Benzinkanister.«
    Gilbert sah aus, als würde er vor Erregung jeden Moment tot umfallen. Er zitterte am ganzen Körper.
    »Er hatte auch einen Spaten und einen langen Plastikschlauch bei sich«, fügte er hinzu.
    »Sie sagten ›Sie haben mich nicht gesehen‹«, unterbrach ihn Ella.
    Gilbert blickte sie flehend an und schlug dann rasch den Blick nieder.
    »Klaus hat mich nicht gesehen«, versuchte er es zögerlich.
    Ella schüttelte den Kopf. Sie schaute ihn auffordernd an, woraufhin er einzusehen schien, dass er sich nicht würde herauswinden können.
    »Mit wem haben Sie Klaus an diesem frühen Morgen im Innenhof gesehen?«
    Ellas Stimme war ruhig und samtweich. Er schien endlich aufzugeben, und sie wusste, dass er ihre Fragen jetzt beantworten würde. Warum er aber versucht hatte, in seinem Bericht eine Person wegzulassen, konnte sie nicht begreifen.
    »Haben Sie jemandem erzählt, was Sie gesehen haben?«, fragte Ella.
    Als Gilbert die Antwort erneut hinauszögerte, war sie mit ihrer Geduld am Ende. Ihr Puls raste, und sie spürte, wie sich ihre Kiefermuskeln anspannten. Sie wusste, dass sie ruhig bleiben musste, um klar denken zu können, aber die Unfähigkeit des Buchhalters zu antworten ärgerte sie sehr.
    »Wem?«
    Ihre Stimme war scharf und ließ Gilbert zusammenfahren.
    »Ihrem Vater.«
    Die Antwort kam postwendend.
    »Ich habe ihn am darauffolgenden Morgen aus dem Büro angerufen«, fügte er hinzu. »Er rang mir das Versprechen ab, niemals jemandem zu erzählen, was ich gesehen habe. Ein Versprechen, das ich gehalten habe. Bis zu diesem Tag.«
    Gilbert wirkte beschämt. Ella legte ihre Hände auf seine.
    »Danke, Gilbert. Danke, dass Sie Ihr Versprechen meinem Vater gegenüber gehalten haben.«
    Sie begegnete seinem Blick. Er wirkte vollkommen verzweifelt.
    »Sie haben richtig gehandelt«, versuchte sie ihn zu überzeugen. »Der Ball war bereits ins Rollen geraten, und Sie konnten das Geschehen unmöglich zurückdrehen.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da. Als er aufstand, um zu gehen, fiel Ella eine letzte Frage ein. Es war zwar eher unwahrscheinlich, dass er sich daran erinnern würde, dachte sie, aber dann fiel ihr ein, dass er ja Buchhalter war. Diese Menschen schienen manchmal ein schier unfassbares Gedächtnis für Zahlen zu haben. Es stellte sich heraus, dass Gilbert keine Ausnahme war. Er zögerte nicht einmal. Sie schrieb sich die Zahl auf, die er ihr nannte, woraufhin sie sich verabschiedeten und Gilbert durch die Tür nach draußen verschwand. Als Ella auf die Straße hinaustrat, war er bereits verschwunden.
    Es war kurz nach neun Uhr am Montagmorgen, als Ella und Jonny Duda aus der Kriminaltechnischen Abteilung bei Familie Westmark klingelten. Das Ehepaar wohnte in einer größeren Villa im funktionalistischen Stil in einem nahegelegenen Vorort. Neben dem Haus stand eine Garage mit Platz für zwei Autos. Der Garten war minutiös gepflegt, und das Haus wirkte frisch gestrichen. Ella hatte noch nie zuvor einen solchen Hausbesuch gemacht, fand jedoch, dass es vielleicht einmal an der Zeit war. Als Jonny am Vortag angerufen und darum gebeten hatte, gemeinsam mit der Rechtsmedizinerin vorbeikommen zu dürfen,

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