Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson
Blick.
»Dazu komme ich noch«, antwortete Ella ruhig.
Judit mochte zwar eine gute Schauspielerin sein, aber Ella war zunehmend überzeugt davon, dass ihre Mutter die wahren Umstände des Todes von Frederick nicht kannte.
»Ich glaube, dass ihm die Idee kam, als er den Auftrag erhielt, den Schaden wegen Waldemars Betrügereien zu begrenzen«, erklärte Ella und zögerte die Worte etwas hinaus, als wäre ihr der Gedanke gerade erst gekommen.
Sie wandte sich Judit zu.
»Eure Beziehung stand kurz vor dem Ende, und er fühlte sich in seiner Situation nicht wohl«, fuhr sie fort. »Er sah eine Chance, all seinen Verpflichtungen bezüglich Arbeit und Familie zu entkommen und zugleich an ein ansehnliches Startkapital zu kommen.«
Ella konnte hören, wie Grete, die immer noch ihre halb sitzende Position innehatte, immer heftiger zu atmen begann, woraufhin Judit sie beunruhigt anschaute. Gretes Oberlippe zuckte, und einen Moment lang schien es, als versuche sie etwas zu sagen, doch sie blieb stumm.
»Über die Tatsache hinaus, dass er sich selbst zum Sündenbock für etwas machte, was er nicht getan hatte, gelang es ihm außerdem, die Personen hereinzulegen, die ihn bei seiner Arbeit unterstützten. Frederick ließ sie in dem Glauben, dass er noch weitere Gelder von Ernsts persönlichen Konten veruntreut hatte. Nahezu eine Million Kronen, die er auf ein Konto in der Schweiz transferiert haben sollte.«
Grete streckte sich nach dem roten Alarmknopf, der von einem Gestell über ihrem Bett an einem Kabel herunterhing. Ella versuchte ihre Hand zu erreichen, konnte sie jedoch nicht aufhalten. Zum Erstaunen beider begann der Alarmknopf auf ihrem Nachttisch jedoch nicht zu leuchten. Derweil hielt Judit selbst etwas überrascht das Kabel in Händen, das sie aus der Steckdose am Nachttisch gezogen hatte.
»Das hier möchte ich hören«, sagte Judit kurz.
Ella lächelte Grete an und fuhr im selben sachlichen Tonfall fort.
»Aber ich glaube nicht, dass das Geld ein Teil des Betrugs war. Es war eher sein Honorar. Eine Kompensation dafür, dass er die Schuld auf sich nahm und sein altes Leben hinter sich ließ. Ich habe den Verdacht, dass weder Ernst noch Grete etwas dagegen hatten, eine Scheidung innerhalb der Familie zu umgehen.«
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Judit ihre Tochter an. Ihr Blick war zweifelnd.
»Die Gelder wurden schlicht und einfach von Ernst selbst überwiesen.«
»Sein Leben hinter sich ließ?«, wiederholte Judit fragend.
»Ja, so loyal war Frederick nun auch wieder nicht, dass er ernsthaft dazu bereit war, für den Konzern ins Grab zu gehen. Der Brand wurde gelegt und sein Verschwinden wie gesagt minutiös geplant.«
»Aber seine Leiche wurde doch in unserem Bett gefunden«, versuchte Judit es mit zunehmender Verzweiflung in der Stimme.
»In eurem Bett wurde eine Leiche gefunden«, korrigierte Ella. »Euer Hausmeister Arne Erlandsson hat eine Leiche aus der Pathologie des Krankenhauses gestohlen, in dem er arbeitete. Er fuhr die Leiche in die Villa und half Frederick, das Haus in Brand zu setzen.«
An diesem Punkt war für Judit eine Grenze erreicht. Sie stand auf und protestierte.
»Und woher weißt du, dass die Leiche nicht seine war?«, rief sie aus.
Ohne ihren Tonfall zu verändern, fuhr Ella fort: »Weil ich das Obduktionsprotokoll und den Bericht über die Identifizierung der Leiche gelesen habe. Außerdem habe ich Gewebematerial untersucht, das man von der Leiche genommen hatte, und ich bin überzeugt davon, dass die verkohlte Leiche nicht die von Papa war.«
Judit blieb stehen und warf Grete nun einen verzweifelten Blick zu. Die Alte verzog keine Miene.
»Weißt du, wovon sie spricht?«, brachte Judit schließlich hervor.
Inzwischen schien nicht nur ihre eine Gesichtshälfte gelähmt zu sein. Das ganze Gesicht der alten Dame wirkte wie versteinert. Wenn ihr Blick nicht so intensiv gewesen wäre, hätte man denken können, dass ihr letztes Stündchen geschlagen hätte. Ella räusperte sich und holte tief Luft.
»Kurz bevor sie das gesamte Haus in Brand steckten, fand Arne Gefallen an der alten Tischuhr auf dem Sekretär im Wohnzimmer. Entweder hat Frederick sie ihm geschenkt, oder er hat sie sich selbst genommen. Wie auch immer, er nahm sie an sich und rettete sie somit vor den Flammen. Die Uhr befand sich dann bis zu seinem Tod im Oktober vergangenen Jahres in Arnes Besitz.«
Sie schaute ihre Mutter an, um sicherzugehen, dass sie ihr folgen konnte. Judit begegnete aufmerksam
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