Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
Vom Netzwerk:
generell in Grenzen. Die größten Fürsprecher dieser Röntgentechnik waren medizinische Angestellte, die noch nie einen Obduktionssaal von innen gesehen hatten. Mit großer Faszination bestaunten sie die einzigartigen dreidimensionalen Bilder vom Inneren des menschlichen Körpers, die die Röntgenärzte erstellt hatten. Ella hatte einmal ein Essen durchleiden müssen, bei dem einer dieser Angestellten mit aufgeregter Stimme berichtete, dass man bei einer Computertomographie von Rupturen in der Herzwand bis hin zu Einblutungen in die Bauchhöhle alles erkennen konnte. Um nicht als Technikfeind abgestempelt zu werden, hörte sie nur höflich zu – eine Fähigkeit, die sie sich mit den Jahren langsam angeeignet hatte. Die Todesursachen, die er genannt hatte, würde sie schätzungsweise innerhalb von zehn Sekunden ausmachen können, nachdem sie das Messer an der Leiche angesetzt hatte.
    Noch bevor der Chef weiterreden konnte, stieß Ella einen Seufzer aus und hob den rechten Arm. »Es wäre mir ein Vergnügen und eine Ehre, unsere Abteilung in dieser zentralen Frage zu repräsentieren«, sagte sie mit leiser Ironie.
    Gerarldssons Gesichtszüge entspannten sich, und er wirkte sichtbar erleichtert. Die übrigen Kollegen atmeten aus und lächelten Ella dankbar an. Sie hatte allen Anwesenden gerade eine Menge unnötiger Diskussionen darüber erspart, wer die höchste Arbeitsbelastung zu bewältigen hatte, und wahrscheinlich wäre ihr der Auftrag sowieso zugefallen. Sie handelten noch weitere unwesentliche Fragen ab, bevor das Meeting beendet wurde und die kleine Gruppe von Rechtsmedizinern sich auflöste. Ella blieb noch eine Weile allein in der Bibliothek sitzen, während ihr immer noch der Name Mikael Erlandsson im Kopf herumspukte.
    *
    Er wusste nicht genau, ob das Arrangement mit dem Golfschläger und dem Spiegel funktioniert hatte, oder ob Ella und ihr Freund nach seinem Besuch etwas geahnt hatten. Er hatte mit sich gerungen und schließlich beschlossen, die Wohnung noch einmal aufzusuchen. Er konnte ganz einfach nicht in seinem Büro sitzen bleiben und abwarten. Die Ungewissheit war ihm schließlich unerträglich geworden. Obwohl schon sein erster Besuch beinahe in einer Katastrophe geendet hatte, befand er sich nun in einer noch weit schlimmeren Situation. Mit seiner behandschuhten Hand in den Schubladen des Nachttisches wühlend, hörte er ein unheilvolles Geräusch durch die dunkle Wohnung hallen. Das Geräusch eines Schlüssels, der sich im Schloss drehte.
    *
    Die Arbeitsbelastung der Rechtsmediziner führte oft dazu, dass sie weitaus länger bei der Arbeit bleiben mussten als das übrige Personal, das bereits Feierabend gemacht hatte. Dennoch hatte Ella ihren Arbeitsplatz kurz nach dem Meeting in der Bibliothek verlassen. Wie sehr sie sich auch bemüht hatte, sich auf ihre Protokolle zu konzentrieren, die Gedanken an die Tischuhr schlichen sich immer wieder ein. Um den Kopf freizubekommen, beschloss sie deshalb, früher heimzugehen und ein Bad zu nehmen. Es gab nur wenige Dinge, die eine so entspannende Wirkung auf sie hatten, wie von heißem Wasser und angenehmer Ruhe umgeben zu sein. Der Gedanke daran, bald in das warme Badewasser zu gleiten, ließ sie unaufmerksam werden. Zumindest bemerkte sie die Schuhe nicht, die auf dem Teppich im Flur standen. Schuhe, die weder Markus noch ihr selbst gehörten. Schuhe, deren Besitzer ein paar Sekunden zuvor verdammt schnell auf die Beine gekommen war.
    Der Besucher fluchte im Stillen. Er war davon ausgegangen, dass weder Ella noch ihr Freund jemals so früh am Nachmittag nach Hause kämen. Er stand absolut still hinter der Schlafzimmertür und versuchte seine Atmung in den Griff zu bekommen. In der sparsam möblierten Wohnung würde ihn das kleinste Geräusch verraten. Er bereute seine Neugier bitter. Er hätte doch besser zu Hause bleiben sollen. Vorsichtig tastete er mit den Händen hinter sich. Mit langsamen Bewegungen ließ er seine Hand an einem mit Gummi beschichteten Griff entlanggleiten, der in kaltes poliertes Metall überging. Ein Golfschläger. War es derselbe wie beim letzten Mal? Bei seinem ersten Besuch hatte der Schläger in einem Paar hoher Gummistiefel in der Garderobe gestanden und sich als perfekte Lösung angeboten, um sein Missgeschick mit dem Spiegel in dem gemütlichen kleinen Arbeitszimmer zu kaschieren. Sein Mantel war nämlich an einem der Spiegel hängengeblieben, der auf dem Boden stand, woraufhin nur Bruchteile einer Sekunde später das

Weitere Kostenlose Bücher