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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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die Verhandlung mit Verspätung, und als das Telefonat endlich zustande kam, blieb ihr nur noch eine halbe Stunde bis zum Treffen mit Erlandsson. Die Fragen waren leicht zu beantworten und erforderten kein weiteres Nachdenken. Aber da sie nicht sah, mit wem sie sprach, fiel es ihr bedeutend schwerer festzustellen, ob ihre Erklärungen verstanden wurden oder ob man möglicherweise ausführlichere Antworten erwartete, wodurch lange und bisweilen merkwürdige Pausen entstanden. Ella hatte inzwischen gelernt abzuwarten, nachdem sie ihr Statement geäußert hatte, und nicht auszuschweifen, um die Stille auszufüllen. Wie gewöhnlich hatte die Verteidigung keine Fragen, sodass ihr Part in der Verhandlung in weniger als zehn Minuten abgehandelt war.
    Ella warf sich den Mantel über und lief hinaus zu ihrem Wagen. Der Einfachheit halber hatten sie sich in dem Café verabredet, in dem sie sich mit ihrer Mutter getroffen hatte. Man konnte gut in der Nähe parken, und sie rechnete damit, dass dort am Nachmittag nicht so viel los sein würde. Fatalerweise hatte sie die Kinderwagenmafia nicht in ihre Rechnung miteinbezogen. Diese Mütter in Elternzeit, die ein überwältigendes Bedürfnis hatten, sich mit Erwachsenen zu treffen, und die Cafés in der Stadt als Forum dafür nutzten. Nachdem Ellas Freundinnen eine nach der anderen Kinder bekommen hatten, war ihr aufgefallen, dass nur wenige ein gewisses Verständnis dafür aufbrachten, dass andere Menschen vielleicht nicht brennend an vollen Babywindeln interessiert waren. Vielleicht hätte sie mehr Interesse an ihren Gesprächen über die Kinder zeigen sollen – möglicherweise lag es ebenso an ihr, dass sie den Kontakt zu ihnen verloren hatte. Andererseits war es offensichtlich, dass viele es vorzogen, sich mit Paaren zu treffen, die ebenfalls Kinder hatten und Markus’ und ihre Kinderlosigkeit nicht nachvollziehen konnten. Ebenso war ihre Berufswahl für viele unbegreiflich. Sie glaubten, dass man als Rechtsmediziner nur bestehen konnte, wenn man ein eingeschränktes Gefühlsleben besaß. Wenn man korrekt und kaltblütig war. Sie hatte diesbezüglich schon diverse Gerüchte gehört: kein Mutterinstinkt, keine Empathie.
    Ella ließ ihren Blick über die Gäste im Café schweifen. Der überwiegende Anteil waren Frauen mit Kindern und Männer, die gerade das Alter erreicht hatten, wo man sie als Männer bezeichnen konnte. Mikael Erlandsson war noch nicht da. Ihr Blick blieb an einer gut gekleideten Mutter Mitte dreißig hängen. Eine blonde zierliche Frau mit einer vom Stillen üppigen Oberweite. Ella kannte sie von irgendwoher, konnte sie aber nicht richtig einordnen. Sie war die einzige Frau in einer kleinen Gruppe frischgebackener Mütter, die bereits zwei Kinder bei sich hatte. Während sie sich mit ihren Freundinnen unterhielt und mit ihrem Baby flirtete, riss und zog ihr Sohn, der ungefähr drei Jahre alt war, an ihrem Arm. Ella beneidete sie nicht.
    Nachdem sie ihn mehrfach ermahnt hatte, wurde es ihr offenbar zu viel. Sie stand auf, griff den Dreijährigen am Arm, zog daran und ließ das Kind schließlich in der Luft hängen, während sie das Baby im anderen Arm hielt. Der Junge zappelte herum und schrie. Die Mutter wollte gerade den Mund öffnen, als sie Ellas Blick begegnete. Ella ging mit entschlossenen Schritten geradewegs auf die Frau zu, die sich schnell wieder hinsetzte und den weinenden Jungen nun ebenfalls auf den Schoß nahm, während ihre Freundinnen wie versteinert dasaßen.
    Als Ella Auge in Auge vor der Frau stand, erkannte sie sie wieder. Es war die Ehefrau eines Kollegen von Markus. Ihren Namen hatte sie vermutlich im selben Augenblick vergessen, als sie ihn hörte, aber das Gesicht hatte sich ihr eingeprägt. Ella konnte sich daran erinnern, dass sie mit einem Orthopäden verheiratet war, der kürzlich zum Chef der Abteilung befördert worden war. Markus und sie hatten sie vor mehreren Jahren einmal getroffen, und sie hatte den Kontakt zu ihnen nicht im Geringsten vermisst. Ella verspürte ohnehin kein gesteigertes Interesse daran, sich mit Markus’ Kollegen zu treffen. Sie hatten sich einen recht chauvinistischen Jargon zugelegt, an dem sich die übrigen Frauen nicht zu stören schienen. Merkwürdigerweise schienen es immer Ärzte zu sein, die sich auf ein Fachgebiet spezialisiert hatten, wo ihnen der Glauben an die Überlegenheit des Mannes beigebracht wurde. Orthopäden, Neurochirurgen und nicht zuletzt gewisse Rechtsmediziner. Ella hatte sich bei

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