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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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Fläschchen waren mit diversen Warnhinweisen versehen.
    Ella griff sich ein Paar Gummihandschuhe, eine Schutzbrille und einen Glaszylinder, den sie mit Wasser aus dem Hahn füllte. Dann nahm sie eine alte braune Glasflasche mit Glasverschluss zur Hand, die mit der Bezeichnung H 2 SO 4 versehen war. Schwefelsäure. Zur Sicherheit öffnete sie die Flasche in einem Rollschrank, der giftige und flüchtige Dämpfe aufsaugte. Sie konnte sich nicht mehr an die exakten Anteile der Ingredienzen erinnern, die sie für den Cocktail benötigte, den sie herstellen wollte, wusste aber, dass es wichtig war, die Säure ins Wasser zu geben und nicht umgekehrt. Ella goss ein wenig Schwefelsäure in den Glaszylinder und rührte das Ganze vorsichtig mit einem Glasstab um. Dann nahm sie die kleine Kugel aus ihrer Hosentasche und ließ sie in die Flüssigkeit fallen. Anfänglich geschah nichts. Sie hob den Zylinder hoch und betrachtete die Kugel auf dem Glasboden. An ihrem Äußeren bildeten sich jetzt kleine Luftblasen, die sich eine nach der anderen lösten und an die Oberfläche aufstiegen.
    Ella stellte das Glas ab und die Schwefelsäure zurück an ihren Platz. Sie schaute auf die Uhr. Das Laborpersonal konnte jeden Moment auftauchen. In diesem Augenblick hörte sie ein klickendes Geräusch von der Tür her, das ihr signalisierte, dass jemand seine Karte durchs Lesegerät zog und die Tür jeden Moment geöffnet werden würde.
    Als die Laborassistentin Sara die Tür zu ihrem Labor öffnete, war es dunkel und leer. Sie legte den Kopf schräg und warf einen erstaunten Blick auf den Rollschrank. Die gläserne Abzugshaube war geöffnet, und die Lüftung lief auf Hochtouren. Sara schüttelte irritiert den Kopf, schloss die Abzugshaube und schaltete die Lüftung aus. Dann sagte sie sich, dass ihr Kollege wohl nicht ordentlich hinter sich aufgeräumt hatte, als er das Labor verlassen hatte.
    Ella hatte sich vorsichtig durch den zweiten Ausgang des Labors hinausgeschlichen, als Sara die Tür geöffnet hatte. Der Ausgang führte direkt in einen der Arbeitsbereiche der Sekretärinnen. Glücklicherweise war keine von ihnen so früh vor Ort, sodass sie ihr merkwürdiges Benehmen vor keinem rechtfertigen musste. Sie beeilte sich, in ihr Büro zurückzukommen, wobei sie äußerst bemüht war, unterwegs nichts von der Lösung zu verschütten. Erst als das Reagenzglas hinter einem Anatomiebuch im Regal verschwunden war, traute sie sich erleichtert auszuatmen.
    »Hast du kurz Zeit für einen Kaffee?« Es war Simon, der seinen Kopf zu Ellas Tür hereinsteckte.
    Sie fuhr zusammen, doch ihre erschrockene Miene verwandelte sich rasch in ein Lächeln. Sie nickte.
    »Schicke Brille«, sagte er beiläufig, als er vor ihr in Richtung Personalraum ging.
    Ella merkte erst jetzt, dass sie immer noch die Schutzbrille trug, und zog sie sich beschämt vom Kopf.
    »Ich hatte gerade vor, etwas Lippenstift aufzutragen«, sagte sie zögerlich. »Du weißt ja, dass ich nicht gerade viel Erfahrung im Schminken habe.«
    Sie betraten lachend den Aufenthaltsraum für das Personal, den man mit viel Liebe zum Detail gemütlich eingerichtet hatte. Die eine Hälfte des Raumes war mit bequemen Sesseln um einen großen runden Couchtisch herum möbliert, sodass die gesamte Abteilung dort Platz fand. So bildeten sich keine kleinen Gruppen, sondern alle saßen zusammen und hatten die Gelegenheit, sich über alles Mögliche zwischen Himmel und Erde zu unterhalten. Tatsächlich ging es an diesem Tisch oft um die Dinge zwischen Himmel und Erde.
    Ella und Simon saßen nebeneinander in ihren Sesseln und tranken Kaffee. Ihre anfänglich regelmäßigen Kaffeepausen waren mit der Zeit immer seltener geworden. Sie hatte ständig ein schlechtes Gewissen, weil sie immer seltener die Initiative für diese absolut wertvollen Pausen ergriff. Als Simon in der Rechtsmedizin anfing, hatte er ein großes Bedürfnis, mit jemandem über den Tod, das Leiden und die Trauer zu reden, denen Rechtsmediziner täglich begegnen. Ella hatte ihm zugehört und gemerkt, dass dies Fragen waren, die sie ebenfalls beschäftigten, über die sie aber bisher mit keinem hatte reden können. Simon war ein guter Zuhörer und hätte bestimmt auch einen guten Therapeuten abgegeben.
    Sie hatten damals lange Gespräche geführt, nachdem Ella im Untersuchungszimmer tätlich angegriffen worden war. Im Nachhinein begriff sie, dass die Gespräche mit Simon es möglich gemacht hatten, dass sie sich heute wieder in jenem Raum

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