Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson
musste. Sie gingen gemeinsam hinaus, wo der kalte Februarwind durch die Knopflöcher ihres Mantels drang. Er reichte ihr seine Visitenkarte, und Ella beeilte sich, ihre aus der Handtasche zu ziehen.
»Rufen Sie mich gerne an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.« Sie zögerte. »Oder auch einfach nur auf einen Kaffee.«
Er lächelte breit. In dem Moment war Ella dankbar für die Kälte, die vermutlich die Farbe ihrer errötenden Wangen ein wenig dämpfte. Sie verabschiedeten sich, woraufhin Ella mit raschen Schritten zu ihrem Auto ging. Als sie sich auf den Fahrersitz gesetzt und den Motor gestartet hatte, nahm sie seine Visitenkarte zur Hand und betrachtete sie genauer. Architekt Mikael Erlandsson. Architekt.
Kapitel 8
Ella schlug die Augen auf und stellte den Wecker ab. Draußen war es noch dunkel. Sie konnte Markus’ tiefe Atemzüge neben sich im Bett hören. Er war spät nach Hause gekommen, und sie erinnerte sich daran, dass sie nachts wach geworden war, ihm einen Kuss auf die Stirn gedrückt hatte und dann wieder eingeschlafen war. Es war ihre letzte Nacht in der Wohnung.
Das Umzugsunternehmen kam wie vereinbart um acht Uhr am Samstagmorgen und begann routiniert mit dem Einladen ihrer Kartons. Zuletzt wurden die Spiegel eingeladen, die sie sorgfältig in Luftpolsterfolie eingeschlagen hatte. Ella stand daneben und schaute zu, während die materiellen Besitztümer ihres Lebens im Umzugswagen verstaut und abtransportiert wurden.
Wie erwartet bot der kleine Fahrstuhl der Umzugsfirma keinerlei Hilfe, aber bereits vor dem Mittag konnte Ella die Tür in der neuen Wohnung hinter sich schließen. Sie hatte bewusst darauf verzichtet, die Tür zum großen Saal zu öffnen, sodass nun alle Kartons, ihre wenigen Möbel und die Spiegel im kleinen Schlafzimmer und in der Küche standen. Es sah ziemlich chaotisch aus, aber sie genoss das Gefühl, etwas Eigenes zu besitzen.
Ella zog den Vorhang zur Seite und betrat den großen Saal. Ohne die Esszimmermöbel und die Sofagruppe kam ihr der Raum noch größer vor. Der enorme Spiegel verstärkte dieses Gefühl zusätzlich. Die Kronleuchter waren zum Glück hängen geblieben. Denn Ella hatte lediglich eine Lampe aus der gemeinsamen Wohnung mit Markus mitgenommen. Es war zwar ein modernes Stück aus transparentem Kunststoff, aber sein vom Rokoko inspirierter Stil passte ebenso gut in eine Altbauwohnung. Sie war sich im Klaren darüber, dass die Sonne bald untergehen und sie im Dunkeln tappen würde, wenn sie nicht bald etwas dagegen unternahm. Also zog sie ihren Mantel an und machte sich auf den Weg in die Stadt. In den Schaufenstern wurde bereits die Frühlingsmode ausgestellt. Die kurzen Röcke in hellen Farben wirkten angesichts der Kälte, die einem immer noch auf den Wangen brannte, gänzlich fehl am Platz. Ella besuchte drei Einrichtungsgeschäfte und kaufte insgesamt fünf Lampen und eine ganze Tüte voll mit diversen Kerzen. Sie hatte noch zwei weitere Lampen von der Sorte gekauft, die sie bereits besaß, und drei kleine Lampen, die eigentlich für Kinderzimmer vorgesehen waren, wo man sie in die Steckdose steckte, damit sie einem nachts den Weg leuchteten. Sie würden sie zumindest davon abhalten, im Dunkeln gegen die Wände zu laufen, dachte sie.
Als sie wieder nach Hause zurückkehrte, war es nach zwanzig Uhr, und ihre Energie versiegte langsam. In letzter Sekunde war ihr eingefallen, dass ihr Kühlschrank leer war, woraufhin sie leicht hysterisch einen Großeinkauf unternommen hatte. Sie warf einen Blick auf die Einkaufstüten, die sie von ihrem Blitzbesuch im Supermarkt mitgebracht hatte. Ihnen war anzusehen, dass sie während des Einkaufs hungrig gewesen war. Sie musste insgesamt drei Mal zum Auto laufen, um alle Tüten zu holen. Doch jetzt war der Kühlschrank gefüllt, und ihr war es gelungen, in der etwas unmodernen Küche eine leckere Pastasoße zuzubereiten. Die Matratze, die sie in Erwartung des bestellten Betts bezogen hatte, war dünn und alles andere als bequem. Dennoch schlief sie unmittelbar ein.
Den nächsten Tag verwendete sie darauf, eine gewisse Ordnung in die Kartons zu bringen und sie auszupacken. Nachdem sie sich die Küche bei Tageslicht genauer angesehen hatte, erschien ihr eine umfassende Renovierung unumgänglich, und sie konzentrierte sich stattdessen aufs Schlafzimmer. Das Zimmer würde hoffentlich in wenigen Tagen ihr neues Bett beherbergen, sodass nicht mehr viel Platz für weitere Möbel blieb. Sie hatte bereits eine antike Kommode
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