Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesmarsch

Titel: Todesmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
aufmerksam.
    »Warnung! Warnung für Nummer 48!«
    Gribble stolperte und stand einen Augenblick still. Doch sofort lief er wieder los und nahm seine alte Geschwindigkeit auf. Im Weitergehen blickte er jetzt auf seine Füße hinunter. Sie hatten das Panzerfahrzeug bald erreicht, und es kroch wieder langsam neben ihnen her.
    Um drei Viertel fünf aß Garraty sein Abendessen - eine Tube Thunfischkonzentrat, ein paar Käsecracker und eine Menge Wasser. Dann zwang er sich aufzuhören - man konnte zwar jederzeit frisches Wasser erhalten, aber es würde erst am nächsten Vormittag um neun wieder etwas zu essen geben. Es könnte ja sein, daß er sich um Mitternacht einen kleinen Imbiß wünschte. Himmel, es könnte sei, daß er das brauchte!
    »Es mag ja eine Sache auf Leben und Tod sein«, bemerkte Baker amüsiert, »aber es hat dir bestimmt nicht den Appetit verdorben.«
    »Kann ich mir nicht leisten«, antwortete Garraty prompt. »Ich habe keine Lust, morgens um zwei in Ohnmacht zu fallen.«
    Eine äußerst unangenehme Vorstellung. Man würde wahrscheinlich nichts davon merken, nichts dabei fühlen. Man würde einfach in der Ewigkeit wieder aufwachen.
    »Macht einen nachdenklich, nicht wahr?« sagte Baker leise.
    Garraty sah ihn an. Im weichenden Abendlicht wirkte Bakers Gesicht sanft, jung und schön. »Ja. In letzter Zeit habe ich über verdammt viele Dinge nachgedacht.«
    »Zum Beispiel?«
    »Über ihn, zum Beispiel«, antwortete Garraty und deutete mit dem Kopf nach hinten in Stebbins Richtung. Stebbins trottete immer noch in demselben stetigen Tempo hinter ihnen her, mit dem er angefangen hatte. Seine Hose trocknete langsam; sein Gesicht war verschwommen. Er sparte sich immer noch die letzte Hälfte seines Marmeladenbrotes auf.
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich frage mich, warum er hier ist, warum er nichts sagt und ob er leben oder sterben wird.«
    »Garraty, wir werden alle sterben.«
    »Aber hoffentlich noch nicht heute nacht.« Er sagte es leichthin, aber es lief ihm dabei ein Schauer über den Rücken. Ob Baker es bemerkt hatte? Seine Blase drückte. Er öffnete die Hosenklappe und fing an, rückwärts zu gehen.
    »Und was denkst du über den Preis?« wollte Baker wissen.
    »Ich finde, es hat nicht viel Sinn, darüber nachzudenken«, antwortete Garraty und pinkelte. Als er fertig war, schloß er die Hosenklappe, drehte sich um und ging, befriedigt, daß er die Operation ohne Verwarnung ausgeführt hatte, weiter.
    »Ich denke schon darüber nach«, gestand Baker verträumt. »Nicht so sehr über den Preis, aber über das Geld. All das viele Geld.«
    »Reiche kommen nicht in den Himmel«, erwiderte Garraty und starrte angestrengt auf seine Hände hinunter, das einzige, was ihn jetzt davon abhielt, über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit eines himmlischen Paradieses nachzudenken.
    »Halleluja«, rief Olson dazwischen. »Nach der Versammlung werden Erfrischungen gereicht.«
    »Bist du religiös?« fragte Baker.
    »Nicht besonders«, antwortete Garraty, »aber ich bin auch nicht so scharf aufs Geld.«
    »Du wärst es vielleicht, wenn du mit Grünkohl und Kartoffelsuppe aufgewachsen wärst«, erwiderte Baker. »Fleischbeilage nur, wenn dein Vater sich die Munition für die Jagd leisten konnte.«
    »Das könnte etwas ausmachen«, gab Garraty zu und überlegte einen Augenblick, ob er dazu noch etwas sagen sollte. »Aber das ist doch eigentlich nicht die Hauptsache.« Er bemerkte, daß Baker ihn verständnislos und ein wenig verächtlich ansah.
    »Du kannst es nicht mit dir nehmen. Na los, Garraty, das ist dein nächster Spruch«, spottete McVries.
    Garraty blickte zu ihm hinüber. McVries hatte wieder sein schiefes, irritierendes Lächeln aufgesetzt.
    »Es stimmt doch, oder?« verteidigte er sich. »Wir bringen nichts mit auf diese Welt, und wir werden sicher nichts von hier mitnehmen.«
    »Sicher, aber die Zeit zwischen diesen beiden Ereignissen ist wesentlich angenehmer, wenn man sie im Wohlstand verbringt«, entgegnete McVries. »Oder findest du das nicht?«
    »Wohlstand, Scheiße!« sagte Garraty verächtlich. »Wenn einer von diesen Idioten da oben auf dem übergroßen Spielzeugpanzer dich erschießt, wird kein Arzt der Welt dich mit Zwanzig- oder Fünfzigdollartransfusionen wieder zum Leben erwecken.«
    »Ich bin noch nicht tot«, warf Baker leise ein.
    »Nein, aber du könntest es sein.« Garraty fand es auf ein mal furchtbar wichtig, seine Meinung an den Mann zu brin gen. »Und wenn du nun gewinnst? Und wenn du

Weitere Kostenlose Bücher