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Todesmarsch

Titel: Todesmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aber es bestand kein Zweifel daran, daß es so war.
    »Was ist?« gab McVries zurück.
    »Es geht nicht weg. Dieses komische Gefühl, von dem ich dir vorhin erzählt habe - es geht nicht weg.«
    McVries sagte nichts. Die Narbe auf seiner Wange leuchtete weiß im Licht der untergehenden Sonne.
    »Es ist ein Gefühl, als würden die Beine gleich unter mir einbrechen. Ich spüre den Boden nicht mehr unter den Füßen. Es wird doch nichts passieren, oder? Nicht wahr, es passiert nichts?« Seine Stimme war schrill geworden. , McVries sagte immer noch nichts.
    »Könnte ich eine Zigarette haben?« bat Olson wieder leise.
    »Klar. Du kannst die Packung behalten.«
    Olson zündete sich mit geübter Geste, das brennende Streichholz schützend in der hohlen Hand haltend, eine Zigarette an und drehte den Soldaten, die ihn vom Panzerwagen aus beobachteten, eine Nase. »Die lassen mich schon seit einer Stunde nicht mehr aus den Augen, die Affen. Die haben einen sechsten Sinn für so was.« Dann rief er mit erhobener Stimme: »Das gefällt euch wohl, was? Ihr genießt das so richtig, nicht wahr? Gottverdammt noch mal, ich hab' recht, nicht wahr?«
    Mehrere Jungen drehten sich nach ihm um und blickten schnell wieder weg. Auch Garraty hätte am liebsten weggesehen. Olson war hysterisch. Die Soldaten musterten ihn gelassen. Garraty fragte sich, ob sich nun bald die Nachricht über Olson verbreiten würde, und er konnte einen Schauder nicht unterdrücken.
    Um halb fünf hatten sie dreißig Meilen hinter sich. Die Sonne war jetzt zur Hälfte untergegangen und färbte den Horizont blutrot. Die Gewitterwolken hatten sich nach Osten verzogen, und der Himmel über ihnen strahlte wieder dunkelblau. Garraty dachte wieder an den hypothetisch Ertrinkenden, doch der war gar nicht einmal so hypothetisch. Die hereinbrechende Nacht würde sie bald wie kaltes Wasser bedecken.
    Ein panikartiges Gefühl schnürte ihm die Kehle zu. Er war auf einmal völlig sicher, daß dies das letzte Tageslicht war, das er zu sehen bekam. Er wollte, daß es niemals wegginge, daß die Dämmerung sich ausdehnte und noch stundenlang anhielte.
    »Warnung! Warnung für Nr. 100! Ihre dritte Warnung, 100!«
    Zuck drehte sich um, einen verständnislosen, verschwommenen Blick in den Augen. Sein rechtes Hosenbein war blutverkrustet. Plötzlich, ganz unvermutet, fing er an zu rennen. Er brach durch die vordere Gruppe wie ein Foot-ballspieler, der mit dem Ball auf das Ziel zurennt; auf seinem Gesicht lag derselbe angespannte Ausdruck.
    Der Panzerwagen beschleunigte seine Fahrt. Zuck hörte ihn näherkommen und lief noch schneller, aber es war mehr ein hilfloses, panisches Humpeln. Die Wunde am Knie brach erneut auf, und als er aus der Hauptgruppe ins Freie stolperte, sah Garraty, wie die frischen Blutstropfen von seinem Hosenbeinaufschlag wegflogen. Er rannte den ganzen Hügel hinauf und bildete, einen Augenblick auf der Kuppe innehaltend, eine schwarze Silhouette gegen den roten Abendhimmel, eine starre, düstere Vogelscheuche. Dann war er verschwunden und der Panzerwagen mit ihm. Die beiden Soldaten, die vorher abgesprungen waren, trotteten mit ausdruckslosen Gesichtern neben ihnen her.
    Niemand sagte etwas, alle lauschten angespannt. Lange hörten sie nichts. Unglaublich lange. Nur das Zwitschern eines Vogels und das Zirpen einiger verfrühter Grillen. In weiter Ferne das leise Dröhnen eines Flugzeugs.
    Dann ein einziger, scharfer Knall - Stille - ein zweiter.
    »Sie gehen auf Nummer sicher«, bemerkte jemand niedergeschlagen.
    Als sie über die Hügelkuppe kamen, stand der Panzerwagen etwa eine Meile von ihnen entfernt und wartete. Aus den beiden Auspüffen kräuselte sich blauer Rauch hoch. Von Zuck war nichts mehr zu sehen. Überhaupt nichts.
    »Wo ist der Major«, schrie plötzlich jemand. Die schrille Stimme befand sich am Rand der Panik. Sie gehörte einem bulligen Jungen namens Gribble, Nummer 48. »Verdammt noch mal, ich will sofort den Major sehen! Wo ist er?« Die Soldaten liefen auf dem Seitenstreifen, ohne zu antworten. Niemand antwortete ihm.
    »Hält er wieder irgendwo eine Rede? Ist es das, womit er gerade beschäftigt ist? Jedenfalls ist er ein Mörder! Ja, genau das ist er, ein Mörder!« Gribble wütete unaufhaltsam weiter. »Ich - ich werd's ihm sagen! Ihr glaubt mir nicht? Oho, ich werd's ihm ins Gesicht sagen! Direkt ins Gesicht!« In seiner Aufregung war er immer langsamer geworden, bis er beinahe stehenblieb. Erst jetzt wurden die Soldaten auf ihn

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