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Todesmarsch

Titel: Todesmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Bestimmt hatte sie das. Sie würde ihm eine Antwort auf alle Fragen geben. Jetzt ging es nur darum, den Fuß immer auf dem Gaspedal zu halten. Wenn man doch nur - Er trat in eine tiefe Pfütze und war mit einem Schlag wieder wach. Pearson schob sich die Brille auf der Nase hoch und sah ihn fragend an: »Erinnerst du dich an den Typ, der auf den Bahngleisen ausgerutscht ist und sich das Knie aufgeschlagen hat?«
    »Ja. Das war Zuck, nicht wahr?«
    »Ja. Ich hab' gerade gehört, daß sein Knie immer noch blutet.« , »Wie weit ist es noch bis Caribou, ihr Idioten?« rief jemand von hinten. Garraty drehte sich um. Es war Barkovitch. Er hatte seine gelbe Regenkappe in seine hintere Hosentasche gestopft, was irgendwie obszön wirkte.
    »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?«
    »Du kommst doch schließlich von hier, oder?«
    »Es sind noch ungefähr siebzehn Meilen«, erklärte McVries ruhig. »Und jetzt verschwinde und kümmere dich um deinen eigenen Dreck.«
    Barkovitch setzte wieder sein beleidigtes Gesicht auf und ging weg.
    »Der steht auf der Abschußliste«, sagte Garraty düster.
    »Mach dir nicht so viel aus ihm«, besänftigte McVries ihn. »Konzentriere dich einfach darauf, ihn in Grund und Boden zu rennen.« »Wird gemacht, Trainer.«
    McVries klopfte ihm auf die Schulter. »Diesen Mistkerl schlägst du allemal, mein Junge.«
    »Es kommt einem so vor, als würden wir schon eine Ewigkeit gehen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Garraty leckte sich über die Lippen. Er hätte gern seine Empfindungen ausgedrückt, aber er wußte nicht, wie. »Hast du schon davon gehört, daß ein Ertrinkender vor seinem Tod sein ganzes Leben noch einmal vor sich ablaufen sieht?«
    »Ich glaube, ich habe davon gelesen. Vielleicht hat das auch mal jemand in einem Film gesagt.«
    »Hast du dir schon mal vorgestellt, daß uns das hier auch passieren könnte?«
    McVries tat so, als schauderte er. »Ich hoffe doch nicht.«
    Garraty schwieg einen Augenblick. Dann sagte er: »Glaubst du... Ach, Quatsch, zum Teufel damit!«
    »Nein, sprich weiter. Was soll ich glauben?«
    »Glaubst du, daß wir den Rest unseres Lebens hier auf der Straße erleben könnten? Ich meine, den Teil des Lebens, den wir gehabt hätten, wenn wir... Du weißt schon.«
    McVries wühlte in seinem Rucksack und holte eine Schachtel Zigaretten heraus. »Rauchst du?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht«, sagte McVries und steckte sich eine Zigarette in den Mund. Er fand ein Streichholzheft mit einem Rezept für eine Tomatensauce, zündete die Zigarette an, atmete den Rauch ein und hustete. Garraty dachte an Hinweis 10: Sparen Sie Ihren Atem. Sollten Sie Raucher sein, versuchen Sie, es unterwegs zu lassen.
    »Ich dachte, ich würde es lernen«, erklärte McVries trotzig.
    »Aber das ist doch Blödsinn«, erwiderte Garraty traurig.
    McVries sah ihn überrascht an und warf dann die Zigarette weg. »Ja, du hast recht.«
    Um vier Uhr war der Regenbogen nicht mehr da. Davidson, die Nummer 8, ließ sich zurückfallen, um ein Stück mit ihnen zu gehen. Er war, abgesehen von der Akne auf seiner Stirn, ein recht gutaussehender Junge. »Zuck hat schlimme Schmerzen«, berichtete er. Als Garraty ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er noch einen Rucksack auf dem Rücken gehabt. Er mußte ihn irgendwo abgeworfen haben.
    »Blutet er immer noch?« erkundigte McVries sich.
    »Wie ein abgestochenes Schwein.« Davidson schüttelte den Kopf. »Es ist schon komisch, wie die Dinge manchmal laufen. Normalerweise holt man sich eine kleine Schramme, wenn man hinfällt. Er müßte eigentlich genäht werden.« Er deutete auf die Straße. »Seht euch das an.«
    Garraty entdeckte kleine, dunkle Punkte auf dem trocknenden Asphalt. »Blut?«
    »Es ist jedenfalls kein Zuckersirup«, antwortete Davidson grimmig.
    »Hat er Angst?« fragte Olson heiser.
    »Er sagt, es kümmere ihn einen Dreck. Aber ich habe Angst.« Davidsons Augen wurden groß und düster. »Ich habe Angst um uns alle.«
    Sie gingen weiter, und Baker deutete auf ein weiteres GAR- RATY-Schild.
    »Ach, Scheiße«, sagte Garraty, ohne aufzublicken. Er verfolgte Zucks Blutspur wie Daniel Boone die eines verwundeten Indianers. Sie schlängelte sich rechts und links am weißen Mittelstreifen entlang.
    »McVries?« fragte Olson leise. Seine Stimme war im Lauf der letzten Stunden immer gedämpfter geworden. Garraty stellte plötzlich fest, daß er Olson trotz seiner nach außen hin großspurigen Art mochte. Er sah es nicht gern, daß Olson Angst hatte,

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