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Todesmarsch

Titel: Todesmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wie immer aufrecht im Wagen, die Hand an der Mütze und die Augen nach rechts gerichtet, um die Jungen zu grüßen. Gar-raty lief vor Stolz ein kühler Schauer über den Rücken.
    - Nicht alle grüßten zurück. Collie Parker spuckte auf den Boden. Barkovitch rümpfte die Nase, und Peter McVries sah ihn nur böse an, wobei seine Lippen sich lautlos bewegten. Olson schien nicht einmal bemerkt zu haben, daß der Major gekommen war; er blickte wieder angestrengt auf seine Füße hinunter.
    Aber Garraty rief »Hurra«, und das gleiche taten Percy Soundso, Harkness, der ein Buch schreiben wollte, Wyman, Art Baker, Abraham und Sledge, der gerade seine zweite Warnung erhalten hatte.
    Der Major war schnell wieder verschwunden, und Garraty schämte sich ein bißchen. Schließlich hatte er Energie verschwendet.
    Kurz darauf kamen sie am Parkplatz eines Gebrauchtwagenhändlers vorbei, wo sie mit einem Salut von zwanzig Autohupen empfangen wurden. Eine plärrende Lautsprecherstimme tönte aus einer doppelten Reihe von bunten, im Wind flatternden Plastikwimpeln hervor und informierte die Geher - und auch die Zuschauer -, daß niemand bessere Gebrauchtwagen verkaufe als McLaren 's Dodge. Garraty fand das alles ein bißchen peinlich.
    »Geht es dir jetzt ein bißchen besser?« fragte er McVries zaghaft.
    »Klar«, antwortete McVries höhnisch. »Mir geht es großartig. Ich werde einfach immer weitergehen und zusehen, wie sie alle um mich herum umkippen. Das wird ein Spaß! Ich hab' gerade nachgerechnet - Mathe war nämlich mein bestes Fach in der Schule: wenn wir in dieser Geschwindigkeit weitergehen, sollten wir mindestens dreihundertzwanzig Meilen schaffen, und das ist noch nicht einmal eine Rekordstrecke.«
    »Geh doch woanders hin und kotz dich da aus, wenn du solche Reden führen mußt, Pete!« Baker klang zum erstenmal genervt.
    »Tut mir leid, Mama«, sagte McVries mürrisch, aber er hielt den Mund.
    Es wurde wärmer. Garraty zog sich die Jacke aus und hängte sie über die Schultern. Die Straße blieb eine lange Strecke eben und führte an vereinzelten Häusern, kleinen Geschäften und Farmen vorbei. Der Kiefernwald, durch den sie in der vergangenen Nacht gewandert waren, war Eisdielen, Tankstellen und kleinen Landhäusern gewichen, von denen die meisten zu verkaufen waren. In zwei Wohnzimmerfenstern entdeckte Garraty bekannte Schilder: MEIN SOHN LIESS SEIN LEBEN BEI DEN SOLDATEN.
    »He, wo ist das Meer, Garraty?« rief Collie Parker plötzlich. »Kommt mir so vor, als war' ich wieder daheim im alten Illinois.«
    »Du mußt immer geradeaus gehen«, rief Garraty zurück und dachte wieder an Jan und Freeport. Freeport lag am Ozean. »Es ist da vorn, rund hundert Meilen südlich von hier.«
    »Scheiße«, fluchte Collie Parker. »Was für ein beschissener Staat ist das eigentlich hier?«
    Parker war ein blonder, muskulöser Junge in einem Polohemd und mit einem unverschämten Blick, den nicht einmal die lange Nacht auf der Straße beeinträchtigt hatte. »Überall diese bescheuerten Bäume! Gibt es denn keine richtige Stadt in diesem verdammten Staat?«
    »Wir sind eigenartige Menschen hier oben«, erwiderte Garraty. »Wir finden es schön, gute, saubere Luft und keinen Smog zu atmen.«
    »Es gibt keinen Smog in Joliet!« rief Parker wütend. »Womit willst du eigentlich angeben, du blöder Hampelmann?«
    »Vielleicht keinen Smog, aber eine Menge heißen Dampf«, rief Garraty zurück. Auch er war jetzt wütend.
    »Wenn wir jetzt zu Hause wären, würde ich dir dafür einen Tritt in die Eier geben!«
    ' »Aber, aber, meine Herren«, schaltete McVries sich ein. Er hatte sich erholt und zu seinem sardonischen Selbst zurück-gefunden. »Erledigen wir die Sache doch wie Gentlemen! Der erste, der den Kopf abgeschossen kriegt, muß dem anderen ein Bier ausgeben.«
    »Ich hasse Bier!« rief Garraty automatisch.
    Parker lachte verächtlich. »Du blöder Bauerntölpel!« sagte er und ging weg.
    »Er ist ein bißchen nervös«, erklärte McVries. »Wir sind heute morgen alle ein bißchen genervt, sogar ich. Dabei ist es so ein herrlicher Tag, findest du nicht auch, Olson?«
    Olson antwortete nicht.
    »Olson ist auch nervös«, vertraute McVries Garraty an. »Olson! He, Hank!«
    »Warum kannst du ihn nicht in Ruhe lassen?« fragte Baker ärgerlich.
    »He, Hank!« rief McVries nochmals, ohne auf Baker zu achten. »Machen wir einen Spaziergang?«
    »Fahr zur Hölle!« stieß Olson heiser hervor.
    »Wie bitte?« rief McVries fröhlich und

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