Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
immerhin gelohnt.«
Julia überhörte den charmanten Unterton und entgegnete nur: »Wie man’s nimmt, zumindest erhärtet sich der Verdacht, dass es sich auch bei einem unserer Fälle um eine private Prostituierte handelt. Sie passt zumindest ins Schema, ich kläre das noch mit meiner Kollegin, aber ich denke, wir sollten über eine gezielte Fahndung in diese Richtung nachdenken.«
»Klingt gut, melden Sie sich einfach wieder, es gibt keine falsche Zeit, um mich zu erreichen.«
Noch jemand, der kein Privatleben hat, dachte Julia trocken. Oder zumindest vorgibt, keines zu haben.
Freitag
Freitag, 8.10 Uhr
W ieder hatte sich die kleine Gruppe der Ermittler zusammengefunden, saß im Konferenzzimmer um eine kleine Tischgruppe verteilt, die von einer Besprechung übrig geblieben schien. Zwei leere Kaffeebecher standen darauf, ein halbes Dutzend angetrockneter, beigefarbener Ringe verriet, dass sich dort noch einige mehr befunden hatten. So knapp wie möglich hatte Julia berichtet, was sie in Erfahrung gebracht hatte. Links von ihr saß Frank Hellmer, zu ihrer Rechten Doris Seidel. Ihr gegenüber war Peter Kullmer, und daneben schien Sabine Kaufmann bereits unruhig darauf zu warten, endlich selbst etwas zu erzählen.
»Okay, Sabine, jetzt darfst du«, lächelte Julia. »So nervös, wie du bist, verspricht es ja interessant zu werden.«
Sabine räusperte sich und legte sich im Geiste die richtigen Worte zurecht.
»Okay, fange mal etwas anders an als geplant«, begann sie. »Gestern habe ich mich ja in Sachen Snuff an die Sitte gewandt, es gab da ein paar Dinge, denen ich nachgehen wollte, doch dazu später. Mir ging diese Videothek nicht mehr aus dem Kopf, der Rockertyp, ihr wisst schon, von dem Peter uns berichtet hat. Mir kam da so eine Erinnerung an meine Anfangszeit bei der Sitte, allerdings war ich da noch ganz neu und nicht direkt involviert …«
»Egal, weiter«, nickte Julia ungeduldig.
»Na ja, damals lief doch eine großflächige Ermittlung gegen die ›Black Wheels‹ beziehungsweise gegen einzelne Mitglieder dieses Rocker-Clubs. Das Problem bei solchen Vereinigungen ist ja immer, dass die alle dichthalten, keiner verpfeift da den anderen, aber sowohl wir als auch die Staatsanwaltschaft wussten von mindestens einem Pornokino, zwei illegalen Bordellen und ein paar Zwischenfällen, die in Verbindung mit dem Club standen. Der Verein wurde jedenfalls aufgelöst, es gab auch ein paar Verhaftungen, alles nicht sonderlich spektakulär. Wir waren uns sicher, dass wir mit den Verhaftungen den Vertriebsweg von sehr speziellen Videos empfindlich gestört hatten, es tauchte aber nur wenig nennenswertes Material auf, noch konnten wir weitere Hintermänner aus der Reserve locken. So ist es eben in diesem Metier«, seufzte Sabine. »Schlägt man dem Untier irgendwo einen Kopf ab, wachsen andernorts gleich zwei neue.«
»Ist ja meistens so«, murmelte Kullmer.
»Leider«, bestätigte Julia kurz, wandte sich dann aber wieder an Sabine: »Okay, um was für spezielles Videomaterial handelte es sich denn nun?«
»Ach so, sorry«, antwortete diese und seufzte. »Ich hatte gehofft, nicht mehr so bald damit in Berührung zu kommen, aber das Leben ist ja kein Wunschkonzert. Es waren teilweise ganz normale Pornos, mal in Anführungszeichen gesprochen, denn wir waren uns schnell einig, dass es sich bei den Darstellerinnen zumeist nicht um volljährige Mädchen handelte. Aber keine Kinderpornos«, erklärte sie schnell, »es nennt sich ›Lolita-Porn‹, also eben junge Mädchen, die sich in der Pubertät befinden, aber eben noch nicht achtzehn sind. ›Sweet Sixteen‹ sagt man auch dazu, wobei die Mädchen auch erst dreizehn sein können.«
»Heilige Scheiße«, entfuhr es Hellmer, der, wie Julia zu wissen glaubte, nicht zum ersten Mal im Verlauf dieses Gesprächs an seine Töchter dachte.
»Aber das sind auch eigentlich gar nicht die Videos, auf die ich hinauswill«, entschuldigte sich Sabine. »Es gab da nämlich ein Band, von dem meine Kollegen behaupteten, es wäre eine echte Snuff-Aufnahme. Zu sehen war eine Frau, die ans Bett gefesselt war, die Qualität war nicht besonders gut, man konnte auch ihre Augen nicht erkennen, aber sie schien dort nicht freiwillig zu liegen. Es kamen drei, vier maskierte Kerle und vergingen sich an ihr, einer nach dem anderen, ejakulierten auf ihren Körper, einer schlug ihr während des Akts mit dem Gürtel auf Bauch und Brüste. Dann kam ein Schnitt, ein wenig Rauschen, wieder das
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